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== Heutige Situation ==
Himbanamibier (man schätzt das Volk auf ca. 7.000 Menschen) leben auch heute noch - vergleichsweise unberührt von der europäischen Zivilisation - in ihrer sich ständig anpassenden und verändernden Tradition als nomadisierende [[Viehzucht|Viehzüchter]], [[Jäger und Sammler]] vor allem im Kaokoveld, aber auch auf der angolanischen Seite des Kunene. Sie leben ohne Personalausweis und Urkunde in materiell extrem einfachen Verhältnissen. Wohlhabend im herkömmlichen Sinn war dieser Bantu-Stamm nie: Schon vor rund 100 Jahren wurden seine Mitglieder von kriegerischen Nama-Hottentotten überfallen und bis auf den Lendenschurz ausgeraubt. Sie mussten bei den Nachbarn um Almosen bitten und hatten dadurch schnell ihren Namen weg – Himba. Und das bedeutet Bettler.
 
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[[Image:Namibie Himba 0712a.jpg|thumb|150px|Haus]]
 
== Kultur ==
=== Kleidung und Schmuck ===

Version vom 10. April 2008, 13:48 Uhr

Himbafrauen

Himba (auch Ova-Himba) ist ein mit den Herero verwandter afrikanischer Volksstamm im Norden der Republik Namibia. Sie gehören zur Sprachfamilie der Bantu. Etwa 16.000 Menschen soll dieses Hirtenvolk im Jahre 2002 noch umfasst haben.

Geschichte

Dorf der Himba

Himba sind als Teil der Vorfahren der heutigen Herero im 15./16.Jahrhundert aus dem Betschuanaland (dem heutigen Botswana) in das heutige Namibia gewandert. Sie lebten als nomadische Jäger und Sammler im Nordwesten Namibias, im Kaokoland am Kunene (zwischen Angola und den ehemaligen Homelands Owamboland und Damaraland). Die von den übrigen Hererovölkern räumlich getrennten Siedlungsgebiete förderten eine getrennte Entwicklung - nicht zuletzt durch den Einfluss der Missionare auf die Herero und deren kriegerische Auseinandersetzungen mit den Nama. Die christianisierten Hereros im Hereroland (im Umfeld von Okahandja, Windhoek und Otjimbingwe) unterschieden sich alsbald durch ihre Kleidung (die von der Ehefrau des Missionars Hahn „erfundene”, der viktorianischen Zeit entlehnte Hererotracht der Frauen hat hier ihren Ursprung) von ihren „heidnischen” Brüdern und Schwestern im Kaokoveld und betrachteten diese bald als zweitklassige Hereros, was die Trennung beschleunigte und vertiefte.

Im 19. Jahrhundert sahen sich die Himba Raubzügen aus dem Süden ausgesetzt und gerieten zudem in den Krieg der deutschen Kolonialherren mit den Herero (1904). Viele flohen nach Angola, schlossen sich der portugiesischen Kolonialmacht an und beteiligten sich an Plünderungen.

Nach 1920 wies ihnen Südafrika, das das Land über siebzig Jahre lang beherrschen sollte, ein Reservat zu. Sie durften aber weder Handel treiben noch ihr Vieh frei weiden lassen. So verarmten die einst wohlhabenden Viehzüchter noch mehr. Das so genannte Homeland Kaokoveld erhielt noch nicht einmal eine eigene Regierung.

Als in den achtziger Jahren Dürre und Krieg wüteten, stand die Kultur der Himba am Abgrund. Rund zwei Drittel ihres Viehbestandes (etwa 130.000 Tiere) verendeten. Viele Männer waren gezwungen, sich bei der südafrikanischen Armee anwerben zu lassen - und kämpften gegen die Guerrilleros, die für Namibias Unabhängigkeit kämpften. Gleichzeitig mit dem Ende des Aufstandes und der Unabhängigkeitserklärung Namibias kam auch der Regen zurück, und die Viehbestände der Himba wuchsen wieder an.

Doch nun bedroht das Projekt eines gewaltigen Stausees am Kunene und die vorgesehene Überschwemmung ihres Landes die Himbabevölkerung. [1] Die Kultur der Himba kann darüber hinaus durch Tourismus und Verkehrserschließungen überfordert werden und sie in das Schicksal zahlreicher anderer „Naturvölker” einreihen: der Lethargie, dem Alkohol und der sozialen Desintegration.

Heutige Situation

Himbanamibier (man schätzt das Volk auf ca. 7.000 Menschen) leben auch heute noch - vergleichsweise unberührt von der europäischen Zivilisation - in ihrer sich ständig anpassenden und verändernden Tradition als nomadisierende Viehzüchter, Jäger und Sammler vor allem im Kaokoveld, aber auch auf der angolanischen Seite des Kunene. Sie leben ohne Personalausweis und Urkunde in materiell extrem einfachen Verhältnissen. Wohlhabend im herkömmlichen Sinn war dieser Bantu-Stamm nie: Schon vor rund 100 Jahren wurden seine Mitglieder von kriegerischen Nama-Hottentotten überfallen und bis auf den Lendenschurz ausgeraubt. Sie mussten bei den Nachbarn um Almosen bitten und hatten dadurch schnell ihren Namen weg – Himba. Und das bedeutet Bettler.

Himba-Mädchen vor der Pubertät
Himba-Frau
Haus

Kultur

Kleidung und Schmuck

Ihre Bekleidung - sowohl Männer als Frauen - beschränkt sich auf den ersten Blick auf knappe Lendenschurze aus Leder und gelegentlich selbst angefertigte Sandalen (aus Autoreifen!). Viel größere Bedeutung haben bei ihnen Haartracht und Schmuck, für deren Komplexität lange nur Völkerkundler einen Blick hatten.

Körperbemalung

Besonders auffällig ist die fettige Creme, mit der sich Männer wie Frauen einreiben. Sie verleiht ihnen nicht nur eine rote Hautfarbe, sondern schützt auch vor dem extrem heißen und trockenen Klima des Kaokovelds. Sie besteht aus Butterfett und Ockerfarbe, dazu kommt das aromatische Harz des Omuzumba-Strauches.

Haartracht

Die Frisuren bezeugen den sozialen Stand eines Gemeinschaftsmitglieds. Mädchen tragen ihr Haar in zwei zur Stirn gerichteten Zöpfen, doch sobald sie in die Pubertät kommen und zu den Frauen gehören, werden ihre Haare mit Erde zu vielen kleinen Zöpfen geflochten und mit Leder und Perlen geschmückt. Männer tragen zumeist ein schwarzes Kopftuch, auf das sie nur bei großer Trauer verzichten.

Hausbau

Die Häuser der Himba sind kegelförmig angelegt, und sie werden mit Palmblättern, Lehm und Dung gefertigt. Da die Himbas mit ihrem Vieh regelmäßig zwischen den Gehöften umherziehen sind einige Häuser nur während bestimmter Perioden bewohnt.

Erbrecht

Während das Vieh an die Kinder der Schwester vererbt wird, erhalten die eigenen Kinder das Vieh des Onkels mütterlicherseits. Nur die „heilige Herde”, die geweihten Feuerstäbe und die Verantwortung für das heilige Feuer werden an den Sohn vererbt. Das Feuer darf nie verlöschen, da es die Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten aufrechterhält.

Subsistenzwirtschaft und Tourismus

Außer Viehzucht (Rinder, Ziegen und Fettschwanzschafe) und ein wenig Mais- und Kürbisanbau beschäftigen sich einige Himba-Männer mit der Fertigung einfacher Andenken und Werkzeuge, die sie direkt an Besucher verkaufen.

Insgesamt scheinen die Himba eine Wende eingeleitet zu haben: Hegegemeinschaften bestimmen über das Vieh und auch über den Tourismus. Es gibt mobile Schulen, in denen die Kinder Englisch lernen. Ihre Kultur hat viele Bedrohungen überstanden und sie wird sich an manchen Stellen verändern - aber sie hat wieder eine Überlebenschance. Anders ist die Situation der in der Umgebung von Opuwo verbliebenen Himba, der einzigen Stadt des Kaokovelds.

Einzelnachweise

  1. Zum Stauseeprojekt vgl. [1]

Literatur

  • Eberhard Rothfuss/Erwin Vogl/Ernst Struck und Klaus Rother: Ethnotourismus - Wahrnehmungen und Handlungsstrategien der pastoralnomadischen Himba (Namibia): Ein hermeneutischer, handlungstheoretischer und methodischer ... Beitrag aus sozialgeographischer Perspektive, Universität Passau, Lehrstuhl für Anthropogeographie 2004
  • Peter Pickford/Beverly Pickford/Margaret Jacobsohn: Himba – Die Nomaden Namibias, Göttingen 1998
  • Klaus G. Förg/Gerhard Burkl: Himba. Namibias ockerrotes Volk, Rosenheimer Verlagshaus 2004
  • Michael Bollig, Risk Management in a Hazardous Environment: A Comparative Study of Two Pastoral Societies. (Pokot NW Kenya and Himba NW Namibia), Habilitation in Ethnologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Köln, 1999
  • Henrica von der Behrens: Gartenbau der Himba: ackerbauliche Bodennutzung einer pastoralnomadischen Gruppe im Nordwesten Namibias, Köln, Institut für Völkerkunde, 2003
  • Gerhard Unterkofler: Namibia. Eine abenteuerliche Reise im Land der San und Himba, Ausstellungskatalog, Weishaupt, 2005, ISBN 3705902253
  • K. Budack/I. Eibl-Eibesfeldt: Die Himba in: Im Spiegel der anderen. Aus dem Lebenswerk des Verhaltensforschers I. Eibl-Eibesfeldt, Hg. W. Schiefenhövel, J. Uher, R. Krell, München 2003, 46-55