„Heinrich Roessler“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Formalia
Zeile 44: Zeile 44:


== Literatur ==
== Literatur ==
* Dr. Mechthild Wolf: ''Heinrich Roessler 1845 - 1924'', Herausgeber: Degussa AG, Frankfurt a. M. 1984
* Dr. Mechthild Wolf: ''Heinrich Roessler 1845 1924'', Herausgeber: Degussa AG, Frankfurt a. M. 1984
* Mechthild Wolf: ''Das Porträt: Heinrich Roessler 1845 - 1924,'' Chemie in unserer Zeit, 20. Jahrg. 1986, Nr. 3, S. 84-89, {{ISSN|0009-2851}}
* Mechthild Wolf: ''Das Porträt: Heinrich Roessler 1845 1924,'' Chemie in unserer Zeit, 20. Jahrg. 1986, Nr. 3, S. 84-89, {{ISSN|0009-2851}}
* {{NDB|21|746|747|Roessler, Johann Heinrich|Andrea Hohmeyer|118745808}}
* {{NDB|21|746|747|Roessler, Johann Heinrich|Andrea Hohmeyer|118745808}}



Version vom 19. August 2015, 11:29 Uhr

Heinrich Roessler

Heinrich Roessler (* 9. Januar 1845 in Frankfurt am Main; † 15. April 1924 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Chemiker und Unternehmer. Er gründete die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt (Degussa AG), entwickelte neuartige Reinigungs- und Umweltschutzverfahren bei der Herstellung von Silber und Gold. Er förderte elektrolytische Verfahren zur Gold- und Silbergewinnung. Ihm gelang die industrielle Produktion von Glanzgold zur Beschichtung von Glas, Porzellan, Keramik.

Bedeutsam waren auch seine sozialen Anliegen für Mitarbeiter der Firma. Er richtete eine Unfalls- und Pensionskasse ein und verringerte die Arbeitszeit im Unternehmen.

Leben

Heinrich Roesslers war der zweite Sohn des Münzwardeins in Frankfurt am Main. Seine Mutter war Marie Caroline Andreae-Willemer (1821–1906). [1] Er war verheiratet mit Agnes Charlotte Friederike Schneider (1849–1934). Sein Sohn war der Chemiker und Industrielle Fritz Roessler (* 27. Juni 1870 Frankfurt, † 17. November 1937 Königstein i.Ts.). [2]

Nach Besuch einer Privatschule ging Roessler im Jahr 1856 auf die Realschule in Darmstadt. Im Jahr 1861 bestand Roessler das Abitur und besuchte dann eine höhere Gewerbeschule, dann die Bergakademie in Freiberg, wo er sich wie schon sein Bruder Hector dem Corps Franconia anschloss.[3] Bei Friedrich Wöhler in Göttingen fertigte Roessler am 12. Februar 1866 seine Doktorarbeit Ueber die Cyanverbindungen des Palladiums an. Roessler bekam im Jahr 1866 ein Angebot von der Silberschmelzhütte in Braubach/Rhein. Dort lernte er auch seine spätere Frau Agnes Charlotte Friederike Schneider, die Tochter eines Inspektors der Brauhütte, kennen.

Da Frankfurt seit 1866 preußisch geworden war, verlor sein Vater, Friedrich Ernst Roessler (1813–1883), die Rechte an der Frankfurter Münze. Die Reste der Firma, der chemische Betrieb des Vaters wurde von der Münzgasse in die Gutleutstraße verlegt. Am 1. Januar 1868 wurde die Firma Friedrich Roessler Söhne von Heinrich und Hector Roessler gegründet.

Roessler war von 1887–1888 und von 1892–1894 Vorsitzender des Physikalischen Vereins.

Unternehmerische Erfolge

Unter dem Einfluss von Heinrich Roessler wuchs die Firma schnell. Roessler entwickelte im Jahr 1870 ein Verfahren zur Ausfällung von Silber aus schwefelsaurer Silbersulfatlösung, die beim Lösen von alten Silbermünzen entstand, mit Eisen statt mit dem teuren Kupfer. Das Verfahren war so vorteilhaft, dass es auch in den Scheideanstalten von München, Paris und London bis zur Einführung der Silberelektrolyse (1892) genutzt wurde.

Mit der Währungsumstellung von Gulden und Talern auf Mark wurden größere Mengen an Münzen und Münzmetall benötigt. Da den Roesslers das nötige Kapital zum Ankauf von Metall und Produktionseinrichtungen fehlte, gründeten sie im Jahr 1872 eine Aktiengesellschaft, die Degussa AG. Dabei wurde der ganze private Besitz der Firma Friedrich Roessler Söhne in Eigenkapital der Degussa AG umgewandelt. Die Familie Roessler behielt 26 % des Eigenkapitals der Aktiengesellschaft.

Schnell stieg das hergestellte Scheidemetall der Degussa von 29 Tonnen (1872) auf 550 Tonnen (1876). Im Jahr 1877 wurde ein zweiter Scheidebetrieb errichtet. Heinrich entwickelte auch ein Reinigungsverfahren gegen das bei der Produktion austretende Schwefeldioxid. Hierbei wurden die Abgase mit gesättigter Kupfersulfatlösung behandelt, wobei in Gegenwart von Luftsauerstoff die aus dem Schwefeldioxid entstandene Schweflige Säure zu Schwefelsäure oxidiert wurde. Dieses Roesslersche-Verfahren zur Beseitigung von Schwefliger Säure aus Hüttenrauch und Fabrikgasen wurde 1882 patentiert.

Für die elektrolytische Silberabscheidung verglich Roessler mehrere Verfahren. Erst 1892 wurde das Möbius-Verfahren zur elektrolytischen Silbergewinnung bei der Degussa AG eingeführt. Es wurden 70 große Bäder zur elektrolytischen Herstellung von Silber, Gasgeneratoren zur Stromerzeugung von Möbius auf dem Werksgelände aufgestellt. Mit dem elektrolytischen Verfahren konnte an einem Tag etwa 800 kg Silber hergestellt werden.

Im Jahr 1895 erwarb Roessler das Verfahren zur Goldgewinnung von der Norddeutschen Affinerie nach Emil Wohlwill.

Ab 1880 wurde Glanzgold, eine Lösung von Goldverbindungen in etherischen Ölen, zur Dekoration von Glas, Porzellan, Keramik durch Einbrennen industriell hergestellt.[4] Nach einigen Verbesserungen, durch den Zusatz von etwas Rhodium wurde die Haftfestigkeit erhöht, entwickelte sich das Geschäft mit Glanzgold sehr gut. Es wurden weitere Produktionsstätten gegründet (Brooklyn, New York (Bundesstaat) und Perth Amboy, New Jersey, beide in den USA).

Auch die Entwicklung von Porzellanfarben der Degussa war Roesslers Verdienst. Er entwickelte ein besonderes Kobaltoxyd.

Roessler entwickelte auch ein Verfahren zur Entsilberung von Blei durch Zink.

Ein Schwerpunkt für die Forschung und Produktion war die Weiterentwicklung des Ofenbaus. Hierbei entstanden die Roesslerschen Gas-Muffelöfen und die 1885 patentierten Gas- und Koksöfen mit Luftvorwärmung, womit man eine um 200 bis 300 °C höhere Ofentemperatur erzielen konnte. Dementsprechend wurden auch die Schmelzöfen bei der Degussa umgebaut, was zu erheblichen Brennmaterialersparnissen führte.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Genealogie der Rößler-Familie - Die Mutter war eine Cousine 2. Grades von Albert Andreae de Neufville und anderen, die nach Alexander Dietz ihre Abstammung auf Johann Valentin Andreae und Jakob Andreae zurückführen.
  2. Hessische Biografie - Institut für Personengeschichte.
  3. Corpsliste Corps Franconia in Freiberg, Sachsen, 5. März 1838 bis 27. Oktober 1935, und Corps Franconia Fribergensis zu Aachen seit 28. November 1953, Stand Sommersemester 1985, S. 7, Nr. 114.
  4. Eigendarstellung des Unternehmens auf geschichte-evonik.de, abgerufen am 22. September 2014