Hans Brass

Hans Brass (* 9. Juli 1885 in Wesel; † 30. Mai 1959 in Berlin) war ein deutscher Maler, Mitglied des „Sturm“, Gründungsmitglied der „Novembergruppe“, Mitbegründer der „Bunten Stube“ in Ahrenshoop.

Leben

Hans Brass wurde am 7.7.1885 in Wesel als Sohn des preußischen Offiziers August James Brass und dessen Gattin Margarethe Hortense geboren. Seine Ausbildung beim preußischen Kadettencorps in Lichterfelde bei Berlin brach er vorzeitig ab, um den Beruf des Malers zu ergreifen.

Hans Brass 1908

Brass besuchte die Kunstgewerbeschule Magdeburg und für kurze Zeit die „Lehr- und Versuchs-Ateliers für angewandte und freie Kunst“ (Debschitz-Schule) in München, beide ohne Abschluss. Ab 1904 arbeitete er als Grafiker bei der Druckerei Mosse in Berlin sowie für die von Rudolf Presber herausgegebene literarische Zeitschrift „Arena“. 1908 heiratete er Clara Krause. Er lebte dann als freier Grafiker und Maler in Berlin. Die Erlebnisse als Frontsoldat im 1. Weltkrieg führten Brass zu intensiver Beschäftigung mit dem Expressionismus. Ab 1917 gehörte er Herward Waldens Künstlervereinigung „Sturm“ an, danach wurde als überzeugter Sozialist Gründungsmitglied der „Novembergruppe“. Er stellte auf zahlreichen Ausstellungen in Berlin aus und begann, sich einen Namen zu machen. Paul Westheims Zeitschrift „Das Kunstblatt“ würdigte ihn mit einem umfangreichen Artikel (5. Jhrg. 1921, S.69 ff.) und in den Kunstkritiken der führenden Zeitungen wurde er öfter positiv erwähnt.

1921 trennte sich Brass von seiner Frau Clara und übersiedelte mit seiner neuen Lebensgefährtin Martha Wegscheider nach Ahrenshoop. Mit ihr zusammen gründete er dort die „Bunte Stube“.

Hans Brass 1930

Von 1927 bis 1931 fungierte er als Bürgermeister dieser Gemeinde. Seine künstlerische Tätigkeit kam weitgehend zum erliegen. 1931 zog Brass nach einem schweren Unfall wieder nach Berlin. Er konvertierte zum Katholizismus. Der Versuch einer Wiederbelebung seiner Karriere als Maler scheiterte. Während der Nazizeit wurde er als „entartet“ eingestuft. Nach seinem Austritt aus der „Reichskulturkammer“ stellte er das Malen ganz ein. 1937 ging er erneut nach Ahrenshoop, heiratete nun Martha Wegscheider und betrieb mit ihr bis 1948 die „Bunte Stube“.

Hans Brass 1954

Ab 1944 wandte sich Brass wieder intensiv der Malerei zu. 1950 trennte er sich von Martha Wegscheider und kehrte endgültig nach Berlin (Ost) zurück. Hier heiratete er Elisabeth Bieschke. Trotz intensivster Bemühungen und einiger Ausstellungerfolge und Veröffentlichungen in dieser Zeit (Schwerin, BerIin, Güstrow) gelang auch dieser neue Versuch, endlich einen Durchbruch zu erzielen, nicht. In der DDR wurde Brass wegen zu abstrakter Malerei als „Formalist“ aus dem Kulturleben ausgegrenzt, dem westdeutschen Kunstbetrieb galt zu sehr als „Realist“. In diesem Spannungsfeld entwickelte er, anknüpfend an die expressionistischen Erfahrungen der zwanziger Jahre, einen reifen, sehr individuellen Spätstil.

Brass starb am 30.5. 1959 in Berlin und wurde auf dem Friedhof Biesdorf begraben.

Werk

Bis zum ersten Weltkrieg strebte Brass einem konservativen Ideal einer „schönen Malerei“ vor allem von Landschaften nach. Es entstanden Zeitschriftenillustrationen, Buchtitel, Zeichnungen und Ölgemälde. Aus dieser Zeit sind nur einzelne Stücke erhalten.

1917 bis ca. 1923 entstand ein reiches Werk an Ölgemälden und Zeichnungen sowie einige Druckgrafiken. Ausgehend vom Bekenntnis zum Expressionismus entwickelte er einen Stil, der als von Kubismus und Futurismus beeinflusst gilt. Zunächst waren dies zahlreiche stark abstrahierende, teilweise ganz abstrakte Bilder, später, etwa ab 1921, ließ Brass verstärkt wieder gegenständliche Bezüge erkennen. Charakteristisch sind streng geometrische häufig spitze Formen sowie eine klare, leuchtende Farbgestaltung. Auch aus dieser Zeit sind nur wenige Werke erhalten.

1923 bis 1930 entstanden nur einzelne Gemälde und Grafiken, teils abstrakt, teils in Auseinandersetzung mit der Landschaft um Ahrenshoop.

1931 bis 1933 malte Brass zunächst eine Reihe kleinformatiger Ölbilder nach Motiven aus Ahrenshoop, die, stilistisch stark abweichend von seinem sonstigen Werk, Elemente der naiven Malerei einbezogen. Danach folgten einige Bilder vorwiegend religiösen Inhalts. Erst 1944, als sich das nahe Ende der Naziherrschaft abzeichnete, nahm Brass wieder eine intensive künstlerische Arbeit auf. Zunächst schuf er im Wechsel religiös motovierte Werke sowie Bilder nach der Natur, Blumen und Pflanzen. Brass erarbeitete, anknüpfend an die Erfahrungen aus den zwanziger Jahren, einen vom Expressionismus geprägten, eigenen Stil.

Später folgten weitere Motive wie Stilleben und Enteriuers, auch weitgehend oder ganz abstrakte Arbeiten. Zu vielen dieser Bilder fertigte er, teilweise als Vorstudie, oft aber auch erst nach Fertigstellung des Gemäldes, Federzeichnungen nach dem gleichen Motiv als eigenständig gültige Werke an, eine Gewohnheit, die er bis 1952 beibehielt. Die Bilder dieser Zeit sind, zweifellos dem Lebensgefühl der unmittelbaren Nachkriegszeit entsprechend, oft „düster“ (so Brass selbst später) oder „grüblerisch“ (der Kunstkritiker Edwin Redslob). Etwa 1948 entwickelte er aus Motiven seines neuen Wohnorts Birkenwerder bei Berlin einen neuen, optimistischeren Stil, aus dem heraus er bis in die fünfziger Jahre hinein eine große Anzahl ausgereifter Landschafts- und Stadtlandschaftsbilder schuf.

1949 bis 1950 entstanden eine längere Zeit hindurch ausschließlich Zeichnungen (Tuschfeder und Kohle), die, zum Teil mit Farbstift koloriert, beeindruckende Wirkung erzielen. Aus dieser Zeit, bis etwa 1952, stammen auch eine Anzahl Zeichnungen, dann auch einige Ölbilder in einem von den übrigen Arbeiten stark abgesetzen, karikaturenhaften Stil.

Ab 1952 zeichnete Brass nicht mehr, entdeckte stattdessen für sich das Aquarellieren neu, vor allem zur Anfertigung von Skizzen nach der Natur als Material für Ölbilder. Die Motive seiner späten Jahre sind bis 1954 vor allem Landschafts- und Gartenbilder, 1955 ausschließlich Blumen, und 1956 noch einmal eine Reihe völlig abstrakter Gemälde. Danach beschäftigte er sich nur noch mit der Überarbneitung und Verbesserung früherer Werke.

Literatur

  • Stefan Isensee: Hans Brass, Maler, Bürgermeister, Moralist. trafo verlag, Berlin 2008, 240 S., zahlreiche Abb., ISBN 978-3-89626-748-1
  • Stefan Isensee: Hans Brass, Werkverzeichnis auf Compact Disc, trafo verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-89626-861-7
  • Daniela Sachs: Hans Brass. Ölbilder und Zeichnungen des Spätwerks, Druckgrafik 1920 – 1935. Ausstellungskatalog, Galerie Bernd Dürr, München 1992, 84 S., zahlreiche Abb. ISBN 3-927872-02-4
  • Saur: Allgemeines Künstlerlexikon, Leipzig 1966.
  • Vollmer: Künstler des XX. Jahrhunderts, Leipzig 1953