„Goralen“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Górale Gorali Gorals.png|mini|300px|Karte des Siedlungsgebiets der Goralen]]
Die '''Goralen''' ([[Polnische Sprache|polnisch]] ''Górale'', [[Slowakische Sprache|slowakisch]] ''Gorali'' - vom slavischen Wort für Berg: ''gora'') sind ein an der polnisch-slowakischen Grenze lebender Volksstamm. Sie sprechen einen [[Goralisch|polnisch-slowakischen Dialekt]]. In [[Polen]] leben sie in der [[Tatra]], sie werden zu den [[Polen (Volk)|Polen]] gezählt. In der Slowakei leben sie in den Landschaften [[Arwa (Landschaft)|Orava]] (dt. ''Arwa''), Kysuce und in der Ober[[zips]] und werden seit dem 18. Jahrhundert als Teil der [[Slowaken]] angesehen.
[[Datei:Przewodnicy tatrzanscy 1877.jpg|mini|Podhale-Goralen, 1877]]
[[Datei:43. TKB - Trebunie-Tutki 07.JPG|mini|Typische Goralen-Tracht]]
[[Datei:Highlanders' Wedding - folk performance in Podhale costume.jpg|mini|Goralen-Tracht, [[Podhale]]]]
[[Datei:Members of "Grojcowianie" folklore group in Żywiec Beskids clothing 01.jpg|mini|Saybuscher Goralen-Tracht]]
Die '''Goralen''' ({{plS|Górale|sk=Gorali}}; von polnisch ''góra'' „Berg“, vergleiche auch slowakisch ''hora'') sind eine [[Westslawen|westslawische]] ethnische Gruppe an der [[Polen|polnisch]]-[[Slowakei|slowakischen]] und der polnisch-[[Tschechien|tschechischen]] Grenze. Sie sprechen [[goralisch]]e Mundarten des [[Kleinpolnisch]]en mit slowakischen und tschechischen Einflüssen sowie [[Teschener Mundarten]] in [[Schlesien]]. Die slowakischen Linguisten klassifizieren dagegen die goralischen Mundarten in der Slowakei als ''gemischte slowakisch-polnische Sprache'', ähnlich wie die tschechischen Forscher die Teschener Mundarten als ''gemischte tschechisch-polnische Sprache'' einordnen.


Die Goralen haben historisch mit den [[Russinen]] und den [[Rumänische Sprache|rumänischsprachigen]] Karpatenbewohnern einen Lebensstil gemeinsam, der durch die sogenannte „Walachische Kolonisation“ aus östlichen Karpatengebieten in die [[Westkarpaten]] verbreitet wurde, weshalb sie früher alle gemeinsam als [[Walachen]] bezeichnet wurden, eigentlich ein älterer Name für Rumänen. Dieser Lebensstil verbindet sommerliche, extensive [[Transhumanz|Weidewirtschaft durch Berghirten]] mit im Gebirgsklima weniger ertragreichem [[Agropastoralismus|Ackerbau in festen Dörfern]] und übernahm oder orientierte sich am [[Walachisches Recht|walachischen Gewohnheitsrecht]], das sich neben anderen Elementen besonders mit gemeinschaftlichen Weiderechten und Eigentum der Viehherden beschäftigt, und das von [[Knes]]en gesprochen wurde, ein Titel, der in vielen slawischen Sprachen und im [[Rumänische Sprache|Rumänischen]] allgemein einen adligen Fürsten, bei den walachischen oder walachisch beeinflussten Berggemeinschaften aber eher einen Dorfvorsteher bezeichnet. Trotz dieser Gemeinsamkeiten mit den rumänisch- und [[Balkanromanische Sprachen|balkanromanischsprachigen]] Gebirgsbewohnern der Ost- und Südkarpaten und einiger Balkangebirge ist die goralische Gemeinschaft ethnisch nur reliktisch mit den ursprünglichen Walachen verbunden, wie ihre allein westslawischen Mundarten und ihre römisch-katholische Konfession zeigen. Nur wenige Lehnwörter, z. B. der Gebirgsname [[Magura (Begriffsklärung)|Magura]], oder viele [[Karpatismus|Karpatismen]] wie ''koszar'' (siehe die Ortsnamen wie [[Koszarawa]], [[Košařiska]] usw.), sind wohl rumänisch-walachischer Herkunft.
Historisch sind sie wohl aus den sogenannten [[Walachen]] entstanden, die die polnisch-slowakischen Karpaten zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert besiedelt haben.


== Verbreitung ==
In Polen leben die Goralen in der [[Tatra (Gebirge)|Tatra]] und in Teilen der [[Westbeskiden]]. Dort werden sie zu den [[Polen (Ethnie)|Polen]] gezählt, obwohl sich eine Minderheit in den polnischen Teilen von Arwa und Zips als slowakisch identifiziert. In der Slowakei siedeln die Goralen in den Landschaften [[Orava (Landschaft)|Orava]] (deutsch: Arwa), [[Kysuce]] sowie der Ober[[zips]] und werden dort seit dem 18. Jahrhundert als Teil der [[Slowaken]] angesehen; eine einflussreiche polnische Nationalbewegung entwickelte sich im frühen 20. Jahrhundert nur im Siedlungsgebiet in Arwa. In Tschechien leben sie im südlichen [[Olsagebiet]] bzw. im tschechischen Teil des [[Teschener Schlesien]] und machen dort den Kern der polnischen Minderheit Tschechiens aus. Allerdings identifizieren sich diese zumeist als [[Schlesier]], aber auch als Tschechen oder sogar Mährer.<ref name="identity">Zbigniew Greń: ''Zależności między typami poczucia regionalnego i etnicznego.'' In: ''Śląsk Cieszyński. Dziedzictwo językowe.'' Warszawa: Towarzystwo Naukowe Warszawskie. Instytut Slawistyki Polskiej Akademii Nauk, 2000, ISBN 83-86619-09-0.</ref>


Auf der polnischen Seite der Tatra sind die Goralen insbesondere um das Touristenzentrum [[Zakopane]] in der [[Podhale]] wohnhaft. Weniger im polnischen Bewusstsein sind die Goralen vom [[Saybuscher Land]] etabliert bzw. von den Podhale-Goralen unterschieden. Dabei fallen vor allem die mit reichem Balkenschnitzwerk versehenen, vielgiebligen Holzhäuser mit ebenso vielen [[Dachgaube]]n auf. In Landestracht gekleidete Frauen verkaufen ihre Produkte an von Passanten und Touristen stark frequentierten Orten. Hierzu zählt vor allem [[Oscypek]], ein geräucherter [[Schafskäse]], der äußerlich an wunderlich ausgeformte Fastnachts[[Krapfen (Hefeteig)|krapfen]] oder kunstvoll gedrechselte Holzspindelteile erinnert.
Auf der polnischen Seite der Hohen Tatra sind die Goralen insbesondere um das Touristenzentrum Zakopane in der [[Podhale]] herum wohnhaft.
Dabei fallen vor allem die wunderschön gebauten, mit reichem Balkenschnitzwerk versehenen, vielgiebligen Holzhäuser mit ebensovielen Dachgaupen (Mansarden) auf.
Häufig stehen Goralen-Frauen in ihrer Landestracht mit ihrem Stand an einer Stelle, wo viele Passanten und Touristen durchkommen und verkaufen eines ihrer typischen Produkte: geräucherten Schafskäse, der äußerlich zunächst an wunderlich ausgeformte Fastnachtskrapfen (Fettgebackenes) erinnert oder aber auch an kunstvoll gedrechselte und verzierte Holzspindelteile. Erst beim näheren Betrachten findet man heraus, um welche landestypischen Köstlichkeiten es sich dabei handelt.


Nach J. Jakubiec unterschieden sich die Saybuscher Goralen besonders von ihren Nachbarn: ''Ślezioki'' (Schlesier), ''Słowioki'' (Slowaken), ''Ruśnioki'' (Russinen) und Lachen (die Bewohner der Täler/Flachländer, vergleiche die ostslawische Bezeichnung [[Lendizen|Lachen]]). Nach Meinung von Linguisten sprechen eine nicht geringe Zahl der Goralen lachische und nicht goralische Mundarten.<ref>Ludwika Wajda: [https://rep.up.krakow.pl/xmlui/bitstream/handle/11716/4243/22--Pogranicze-gwarowe--Wajda.pdf Pogranicze gwarowe góralsko-lachowskie] (polnisch)</ref>
Einer der bekanntesten polnischen Goralen ist der Priester und Philosoph [[Józef Tischner]]. Er verfasste nicht nur Bücher wie die "Philosophiegeschichte auf Goralisch", sondern engagierte sich auch für wirtschaftliche und kulturelle Programme zugunsten der Goralen.


=== Einteilung ===
Die Góralen lassen sich in verschiedene Untergruppen einteilen:
* [[Schlesische Goralen]]:
** ''Brenniacy'' in [[Brenna (Polen)|Brenna]]
** ''Jabłonkowianie'' in der Umgebung von [[Jablunkov]] (''Jablunkau'')
** ''Wiślanie'' in [[Wisła (Stadt)|Wisła]] – berühmt für das lutherische Bekenntnis
** ''Morawianie'' (''Mährer'') in [[Morávka]], [[Krásná pod Lysou horou|Krásná]] und [[Pražmo]], sie sprechen schon [[Lachische Sprache|Lachisch]];
* [[Čadca]]-Goralen, gemischte Gruppe von den Schlesischen und Saybuscher Goralen, nördlich von Čadca
* Kleinpolnische Goralen:
** [[Babia Góra Goralen]], unter [[Babia Góra]] in Polen,
** Orava-[[Arwe Goralen|Goralen]], in der nördlichen Orava
** [[Pieninen]] Goralen
** Podhalanie in der [[Podhale]]
** Sandezer Goralen, in den [[Sandezer Beskiden]]
** [[Zips]]er Goralen
** [[Zagórzanie]]
** Saybuscher Goralen, im [[Saybuscher Land]]
** [[Kliszczacy]]


==siehe auch==
== Geschichte ==
Das Wohngebiet der späteren Goralen war im frühen Mittelalter bis zum 12. Jahrhundert nur spärlich besiedelt und mit dichten Wäldern bewachsen. Im 13. Jahrhundert kam es zu der ersten, aber wenig erfolgreichen planmäßigen Besiedlung von Podhale, die wegen der [[Schlacht bei Liegnitz (1241)|ersten Mongolensturm]] aufgeben wurde. Im frühen 14. Jahrhundert (ab 1307) begann ein Wettbewerb zwischen dem [[Königreich Polen]] und dem [[Königreich Ungarn]], das [[Neumarkter Becken (Polen)|Neumarkter Becken]] zu erschließen. Besonders die Besiedlung auf ungarischer Seite hatte starke Beziehungen mit der oberzipserdeutschen Sprachinsel.<ref>Józef Nyka: ''Pieniny. Przewodnik.'' 11. Auflage. Trawers, Latchorzew 2010, ISBN 83-915859-4-8, S.&nbsp;9.</ref>
*[[Goralenvolk]] [http://en.wikipedia.org/wiki/Goralenvolk]


Historisch sind Vorfahren der Hirten bzw. der Goralen im Zuge der „walachischen Kolonisation“ in den Karpaten eingewandert und wurden in den ältesten Quellen zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert als ''Walachen'' bezeichnet, waren aber im Gegensatz zu den orthodoxen bzw. griechisch-katholischen [[Lemken (Volksgruppe)|Lemken]] bzw. [[Russinen]] im Osten, römisch-katholischer Religion. Die Kirche spielte eine Rolle in der Integration mit allen benachbarten Ethnien in der Grenzregion zu Ungarn und Böhmen. Der Lebensstil der Goralen verbreitete sich auch weiter westlich in der [[Mährische Walachei|Mährischen Walachei]], jedoch identifizierten sich die dortigen „Walachen“ später nicht als Goralen, sondern als Tschechen bzw. Mährer.
==Weblinks==
* [http://www.vysoke-tatry.info/vyklad.php?tatry=123 An encycl. entry in Slovak]
* [http://www.gorale.com Info-Portal Gorale in Polish]
* [http://www.idn.org.pl/medykon/tatry/ Gorale - old photographs]
* [http://www.chicagopublicradio.org/programs/specials/diaspora.asp Chicago Public Radio series on diaspora communities in Chicago, including one on Goral Music in Chicago]
* [http://www.gorale.com Info-Portal Gorale]
* [http://www.ezakopane.pl Info-Portal Ezakopane]


Im 19. Jahrhundert begann der Tourismus in der Region. Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] kam es zum [[Tschechoslowakisch-polnische Grenzkonflikte|tschechoslowakisch-polnischen Grenzkonflikt]] über von Goralen bewohnte Teile von Arwa und Zips.
[[Kategorie:Ethnie in Europa]]
[[Kategorie:Polen]]
[[Kategorie:Slowakei]]


Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden die Goralen in [[Podhale]] von den [[Deutsche Besetzung Polens 1939–1945|deutschen Besatzern]] als eigene ethnische Gruppe angesehen und „Goralenvolk“ genannt. Ein Teil der regionalen Elite unterzeichnete die [[Deutsche Volksliste]] und kam so in den Genuss von Privilegien. Die meisten Goralen verweigerten jedoch die Aufnahme auf die Volksliste, und viele schlossen sich dem [[Armia Krajowa|polnischen Widerstand]] an.<ref>Wojciech Szatkowski: ''Goralenvolk. Historia zdrady''. Kanon, Zakopane 2012, ISBN 978-83-62309-09-2 ({{plS}}; Übersetzung des Titels: ''Goralenvolk. Die Geschichte eines Verrats'')</ref>
[[cs:Goralská nářečí]]

[[en:Gorals]]
Im Dialekt von Podhale wurde eine gewisse Menge von Dialektliteratur veröffentlicht. Einer der bekanntesten Autoren unter den polnischen Goralen war der Priester und Philosoph [[Józef Tischner]]. Er verfasste nicht nur Bücher wie die „Philosophiegeschichte auf Goralisch“, sondern engagierte sich auch für wirtschaftliche und kulturelle Programme zugunsten der Goralen.
[[nds:Goralen]]

[[pl:Górale]]
== Weblinks ==
[[sk:Gorali]]
{{Commonscat|Gorals}}
* [http://www.zwiazek-podhalan.com/files/fck/Image/gorale_polscy/Gorale_polscy.jpg Karte]
* [http://www.vysoke-tatry.info/vyklad.php?tatry=123 Enzyklopädischer Eintrag] (slowakisch)

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4382981-8}}

[[Kategorie:Volksgruppen in Polen]]
[[Kategorie:Ethnische Minderheit in der Slowakei]]
[[Kategorie:Beskiden]]
[[Kategorie:Karpatenländisches Brauchtum]]

Aktuelle Version vom 4. Juli 2024, 19:41 Uhr

Karte des Siedlungsgebiets der Goralen
Podhale-Goralen, 1877
Typische Goralen-Tracht
Goralen-Tracht, Podhale
Saybuscher Goralen-Tracht

Die Goralen (polnisch Górale, slowakisch Gorali; von polnisch góra „Berg“, vergleiche auch slowakisch hora) sind eine westslawische ethnische Gruppe an der polnisch-slowakischen und der polnisch-tschechischen Grenze. Sie sprechen goralische Mundarten des Kleinpolnischen mit slowakischen und tschechischen Einflüssen sowie Teschener Mundarten in Schlesien. Die slowakischen Linguisten klassifizieren dagegen die goralischen Mundarten in der Slowakei als gemischte slowakisch-polnische Sprache, ähnlich wie die tschechischen Forscher die Teschener Mundarten als gemischte tschechisch-polnische Sprache einordnen.

Die Goralen haben historisch mit den Russinen und den rumänischsprachigen Karpatenbewohnern einen Lebensstil gemeinsam, der durch die sogenannte „Walachische Kolonisation“ aus östlichen Karpatengebieten in die Westkarpaten verbreitet wurde, weshalb sie früher alle gemeinsam als Walachen bezeichnet wurden, eigentlich ein älterer Name für Rumänen. Dieser Lebensstil verbindet sommerliche, extensive Weidewirtschaft durch Berghirten mit im Gebirgsklima weniger ertragreichem Ackerbau in festen Dörfern und übernahm oder orientierte sich am walachischen Gewohnheitsrecht, das sich neben anderen Elementen besonders mit gemeinschaftlichen Weiderechten und Eigentum der Viehherden beschäftigt, und das von Knesen gesprochen wurde, ein Titel, der in vielen slawischen Sprachen und im Rumänischen allgemein einen adligen Fürsten, bei den walachischen oder walachisch beeinflussten Berggemeinschaften aber eher einen Dorfvorsteher bezeichnet. Trotz dieser Gemeinsamkeiten mit den rumänisch- und balkanromanischsprachigen Gebirgsbewohnern der Ost- und Südkarpaten und einiger Balkangebirge ist die goralische Gemeinschaft ethnisch nur reliktisch mit den ursprünglichen Walachen verbunden, wie ihre allein westslawischen Mundarten und ihre römisch-katholische Konfession zeigen. Nur wenige Lehnwörter, z. B. der Gebirgsname Magura, oder viele Karpatismen wie koszar (siehe die Ortsnamen wie Koszarawa, Košařiska usw.), sind wohl rumänisch-walachischer Herkunft.

Verbreitung

In Polen leben die Goralen in der Tatra und in Teilen der Westbeskiden. Dort werden sie zu den Polen gezählt, obwohl sich eine Minderheit in den polnischen Teilen von Arwa und Zips als slowakisch identifiziert. In der Slowakei siedeln die Goralen in den Landschaften Orava (deutsch: Arwa), Kysuce sowie der Oberzips und werden dort seit dem 18. Jahrhundert als Teil der Slowaken angesehen; eine einflussreiche polnische Nationalbewegung entwickelte sich im frühen 20. Jahrhundert nur im Siedlungsgebiet in Arwa. In Tschechien leben sie im südlichen Olsagebiet bzw. im tschechischen Teil des Teschener Schlesien und machen dort den Kern der polnischen Minderheit Tschechiens aus. Allerdings identifizieren sich diese zumeist als Schlesier, aber auch als Tschechen oder sogar Mährer.[1]

Auf der polnischen Seite der Tatra sind die Goralen insbesondere um das Touristenzentrum Zakopane in der Podhale wohnhaft. Weniger im polnischen Bewusstsein sind die Goralen vom Saybuscher Land etabliert bzw. von den Podhale-Goralen unterschieden. Dabei fallen vor allem die mit reichem Balkenschnitzwerk versehenen, vielgiebligen Holzhäuser mit ebenso vielen Dachgauben auf. In Landestracht gekleidete Frauen verkaufen ihre Produkte an von Passanten und Touristen stark frequentierten Orten. Hierzu zählt vor allem Oscypek, ein geräucherter Schafskäse, der äußerlich an wunderlich ausgeformte Fastnachtskrapfen oder kunstvoll gedrechselte Holzspindelteile erinnert.

Nach J. Jakubiec unterschieden sich die Saybuscher Goralen besonders von ihren Nachbarn: Ślezioki (Schlesier), Słowioki (Slowaken), Ruśnioki (Russinen) und Lachen (die Bewohner der Täler/Flachländer, vergleiche die ostslawische Bezeichnung Lachen). Nach Meinung von Linguisten sprechen eine nicht geringe Zahl der Goralen lachische und nicht goralische Mundarten.[2]

Einteilung

Die Góralen lassen sich in verschiedene Untergruppen einteilen:

Geschichte

Das Wohngebiet der späteren Goralen war im frühen Mittelalter bis zum 12. Jahrhundert nur spärlich besiedelt und mit dichten Wäldern bewachsen. Im 13. Jahrhundert kam es zu der ersten, aber wenig erfolgreichen planmäßigen Besiedlung von Podhale, die wegen der ersten Mongolensturm aufgeben wurde. Im frühen 14. Jahrhundert (ab 1307) begann ein Wettbewerb zwischen dem Königreich Polen und dem Königreich Ungarn, das Neumarkter Becken zu erschließen. Besonders die Besiedlung auf ungarischer Seite hatte starke Beziehungen mit der oberzipserdeutschen Sprachinsel.[3]

Historisch sind Vorfahren der Hirten bzw. der Goralen im Zuge der „walachischen Kolonisation“ in den Karpaten eingewandert und wurden in den ältesten Quellen zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert als Walachen bezeichnet, waren aber im Gegensatz zu den orthodoxen bzw. griechisch-katholischen Lemken bzw. Russinen im Osten, römisch-katholischer Religion. Die Kirche spielte eine Rolle in der Integration mit allen benachbarten Ethnien in der Grenzregion zu Ungarn und Böhmen. Der Lebensstil der Goralen verbreitete sich auch weiter westlich in der Mährischen Walachei, jedoch identifizierten sich die dortigen „Walachen“ später nicht als Goralen, sondern als Tschechen bzw. Mährer.

Im 19. Jahrhundert begann der Tourismus in der Region. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zum tschechoslowakisch-polnischen Grenzkonflikt über von Goralen bewohnte Teile von Arwa und Zips.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Goralen in Podhale von den deutschen Besatzern als eigene ethnische Gruppe angesehen und „Goralenvolk“ genannt. Ein Teil der regionalen Elite unterzeichnete die Deutsche Volksliste und kam so in den Genuss von Privilegien. Die meisten Goralen verweigerten jedoch die Aufnahme auf die Volksliste, und viele schlossen sich dem polnischen Widerstand an.[4]

Im Dialekt von Podhale wurde eine gewisse Menge von Dialektliteratur veröffentlicht. Einer der bekanntesten Autoren unter den polnischen Goralen war der Priester und Philosoph Józef Tischner. Er verfasste nicht nur Bücher wie die „Philosophiegeschichte auf Goralisch“, sondern engagierte sich auch für wirtschaftliche und kulturelle Programme zugunsten der Goralen.

Commons: Gorals – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zbigniew Greń: Zależności między typami poczucia regionalnego i etnicznego. In: Śląsk Cieszyński. Dziedzictwo językowe. Warszawa: Towarzystwo Naukowe Warszawskie. Instytut Slawistyki Polskiej Akademii Nauk, 2000, ISBN 83-86619-09-0.
  2. Ludwika Wajda: Pogranicze gwarowe góralsko-lachowskie (polnisch)
  3. Józef Nyka: Pieniny. Przewodnik. 11. Auflage. Trawers, Latchorzew 2010, ISBN 83-915859-4-8, S. 9.
  4. Wojciech Szatkowski: Goralenvolk. Historia zdrady. Kanon, Zakopane 2012, ISBN 978-83-62309-09-2 (polnisch; Übersetzung des Titels: Goralenvolk. Die Geschichte eines Verrats)