Geretsried

Wappen Deutschlandkarte
Geretsried
Deutschlandkarte, Position der Stadt Geretsried hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 52′ N, 11° 28′ OKoordinaten: 47° 52′ N, 11° 28′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Bad Tölz-Wolfratshausen
Höhe: 605 m ü. NHN
Fläche: 24,6 km2
Einwohner: 25.863 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 1051 Einwohner je km2
Postleitzahl: 82538
Vorwahl: 08171
Kfz-Kennzeichen: TÖL, WOR
Gemeindeschlüssel: 09 1 73 126
Stadtgliederung: 4 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Karl-Lederer-Platz 1
82538 Geretsried
Website: www.geretsried.de
Bürgermeisterin: Cornelia Irmer (parteilos)
Lage der Stadt Geretsried im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen
KarteStarnberger SeeAmmerseeÖsterreichLandkreis EbersbergLandkreis Garmisch-PartenkirchenLandkreis Landsberg am LechLandkreis MiesbachLandkreis MünchenLandkreis RosenheimLandkreis StarnbergLandkreis Weilheim-SchongauWolfratshauser ForstPupplinger AuPupplinger AuBad HeilbrunnBad TölzBenediktbeuernBichlDietramszellEglingEurasburg (Oberbayern)GaißachGeretsriedGreilingIckingJachenauKochel am SeeKönigsdorf (Oberbayern)LenggriesMünsingReichersbeuernSachsenkamSchlehdorfWackersbergWolfratshausen
Karte

Geretsried ist mit etwa 24.000 Einwohnern die größte und jüngste Stadt im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.

Geographie

Geretsried in der Region Bayerisches Oberland liegt etwa 35 Kilometer südlich der bayerischen Landeshauptstadt München und rund zehn Kilometer östlich des Starnberger Sees.

Das Stadtgebiet liegt zwischen den Flüssen Loisach und Isar und grenzt nördlich unmittelbar an die Nachbarstadt Wolfratshausen. Daraus ergibt sich ein gemeinsamer Wirtschaftsraum mit über 40.000 Einwohnern bzw. ein gemeinsames Mittelzentrum in der Region Bayerisches Oberland.

Das Stadtgebiet besteht aus den Ortsteilen Gartenberg (ca. 11.900 Einw.), Gelting (ca. 1.800 Einwohner), Geretsried (ca. 7.800 Einw.) und Stein (ca. 2.500 Einw.), sowie den kleineren Ansiedlungen Buchberg, Ziegelei und Schwaigwall.

Wappen

Im Stadtwappen repräsentieren die drei Symbole die lokale Industrie, die Lage an der Isar und die Natur/Waldgebiete.

Geschichte

Zusammengefasst wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus einer Doppel-Schwaige eine Stadt:[2]

  • Im Jahre 1083 wurde „Gerratesried“ erstmalig urkundlich erwähnt und bestand bis ins 19. Jahrhundert aus Bauernhöfen und der Nikolaus-Kapelle. Später wurde die Ansiedlung auch „Geroldsried“ bzw. Geroltzried genannt. Seit 1736 wird der Ortsname Geretsried verwendet.
  • Auf dem Gebiet der heutigen Stadt gab es während des Zweiten Weltkriegs zwei große Munitionsfabriken, jeweils eine der Deutschen Sprengchemie und der Dynamit Aktien Gesellschaft, die auf dem Gebiet der heutigen Ortsteile Stein und Gartenberg lagen. Einige der administrativen Gebäude und Lagerhallen wurden nach Kriegsende zu Wohnhäusern umgebaut und finden sich noch heute quer über das Stadtgebiet verteilt. Im Laufe des Krieges wurde in den Fabriken eine immer größere Zahl von Zwangsarbeitern eingesetzt, wobei sie z. T. lebensgefährliche Arbeiten mit chemischen Substanzen verrichten mussten. Die Gefangenen kamen hauptsächlich aus den umliegenden „Lager Buchberg“, „Lager Stein“ und „Lager Föhrenwald“. Bis 1955 erinnerte an der Richard-Wagner-Straße am Eingang zum Ortsteil Stein ein Grab mit sieben KZ-Häftlingen (die später auf den Dachauer Waldfriedhof überführt wurden) an diese Vergangenheit.[3] Im Mai 1945 wurden die Munitionsfabriken, die gut getarnt und weiträumig im Staatsforst Wolfratshausen lagen, von den Amerikanern besetzt.
  • Im Laufe des Jahre 1946 kamen die ersten Heimatvertriebenen in Geretsried an und wurden in den Barackenlagern Buchberg und Stein und im heutigen Rathaus, der damaligen Verwaltung der Munitionsfabriken, untergebracht.
  • Am 1. April 1950 wurde die Gemeinde Geretsried gegründet.
  • Durch stetiges Wachstum der Bevölkerung und die Entwicklung der Industriebetriebe in Geretsried wurde die Gemeinde am 27. Juli 1970 zur Stadt erhoben.
  • Die Gemeinde Gelting, die bis 1950 für die Verwaltung von Geretsried zuständig war, wurde am 1. Mai 1978 im Zuge der Gemeindegebietsreform in die Stadt Geretsried eingemeindet.

Zusammen mit Kaufbeuren-Neugablonz, Neutraubling, Traunreut und Waldkraiburg ist Geretsried eine der bayerischen Vertriebenenstädte/-Gemeinden mit vergleichbarer Kriegs- und Nachkriegsgeschichte.

siehe auch Liste der Baudenkmäler in Geretsried

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohnerzahlen
1840 243
1900 263
1925 458
1946 ~ 1.218
1950 3.236
1960 7.872
1970 17.158
1980 20.034
1990 21.866
2000 23.056
2004 23.273
2006 23.337

Politik

Bei den bayerischen Kommunalwahlen am 2. März 2008 wurde die parteifreie Bürgermeisterin Cornelia Irmer mit über 93 Prozent der gültigen Stimmen bestätigt (Wahl ohne Gegenkandidat). Der Stadtrat wurde wie folgt besetzt: CSU 12 Sitze (-3 Sitze), Freie Wähler 8 Sitze (+2), SPD 6 Sitze, Bündnis 90/Die Grünen 3 Sitze (+1) und ÖDP 1 Sitz (+1). Freie Wähler und ÖDP bilden eine Fraktion FW/ÖDP mit 9 Sitzen.

Verkehr

Geretsried liegt zwischen zwei in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Hauptstraßen, die im Stadtgebiet über eine Staatsstraße (ST 2369: Tattenkofer Straße – Tattenkofener Isarbrücke) miteinander verbunden sind:

Über die Autobahn ist Geretsried wie folgt zu erreichen:

Es gibt eine ausschließlich dem Gütertransport vorbehaltene private Bahnstrecke nach Wolfratshausen (Eigentümer ist die Stadt Geretsried).

Geretsried gehört zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund und wird, weil es keine direkte Bahnanbindung gibt, vom Wolfratshausener Bahnhof ausgehend mit entsprechenden Busverbindungen versorgt. Weitere wichtige Regionalbuslinien führen über das Stadtgebiet und der südlichen Nachbargemeinde Königsdorf bis Bad Tölz, Bad Heilbrunn und Penzberg.

Eine direkte Anbindung an das Münchener S-Bahn-Netz ist in naher Zukunft geplant. Hierzu soll die S7 von Wolfratshausen (bisherige Endhaltestelle) über eine neu zu bauende Trasse ins Stadtgebiet verlängert werden. Die Kosten für die 9,3 km lange überwiegend eingleisige Strecke liegen nach einer aktuellen Planung bei etwa 150 Mio. €.

Wirtschaft

In Gelting befinden sich Stützpunkte diverser Logistikunternehmen, u. a. DPD, DHL und Hermes.

Tyczka Totalgaz, Deckel Maho Gildemeister, Byk Gardner, Rudolf Chemie, Pulcra Chemicals und Uniccomp, Werkstofftechnik Dr. Teichmann und Gämmerler sind die größten Arbeitgeber in der Stadt.

Öffentliche Einrichtungen

  • Jugendzentrum Saftladen
  • Jugendtreff Ein-Stein
  • Mobile Jugendarbeit Geretsried
  • Stadtbücherei Geretsried
  • Stadtmuseum Geretsried
  • Hallenbad Geretsried
  • Eisstadion Geretsried
  • Freiwillige Feuerwehr Geretsried

Bildungseinrichtungen

  • Franz-Marc-Schule zur individuellen Lebensförderung (Robert-Schumann-Weg)
  • Grundschule am Isardamm
  • Karl-Lederer-Grund- und Hauptschule (Johann-Sebastian-Bach-Straße)
  • Hauptschule, Realschule, Gymnasium und Musikschule (im Schulzentrum an der Adalbert-Stifter-Straße)

Überregionale Einrichtungen

Sportvereine

In Geretsried sind zahlreiche Sportvereine tätig. Der TuS Geretsried (Turn- und Sportverein Geretsried) ist mit circa 2.200 Mitgliedern der größte Verein der Stadt. Er ist in elf Abteilungen aufgeteilt, zu denen neben vielen Ballsportarten und Leichtathletik zum Beispiel auch Badminton, Gesundheitssport, Leistungsturnen und Schach gehören. Der Eishockeyverein ESC Riverrats Geretsried wurde 2006 gegründet und ging aus der früher im TuS Geretsried integrierten Eishockeysparte hervor. Der SV Gelting 1966 e.V. ist der zweitgrößte Sportverein in Geretsried. Seine circa 500 Mitglieder betreiben ebenfalls Ballsportarten und Turnen sowie Gymnastik und Bogenschießen. Des Weiteren werden vom Edelweiß e.V. Boxen und Kickboxen, von den Vereinen WSV 72 (Wassersportverein 72) und der DLRG Schwimmen und von den FFG (Fußballfreunde Geretsried), dem TuS Geretsried und dem Fc (Fußballclub) Geretsried Fußball angeboten.

Städtepartnerschaften

Eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Chamalières in Frankreich besteht seit 1983. Diese wird durch gegenseitige Besuche von Familien, Vereinen und Schulen gepflegt.

Folgende Städtefreundschaften wurden im Rahmen der 40-Jahrfeier der Stadt Geretsried geschlossen:

Freundliche Beziehungen bestehen auch zwischen der norwegischen Stadt Eidsvoll und Geretsried. Diese Beziehung gibt es schon seit 25 Jahren.

Seit der Erhebung Geretsrieds zur Stadt 1970 ist diese durch eine Städte-Patenschaft mit Amberg verbunden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Nikolaus-Kapelle

Die an der Bundesstraße 11 gelegene Nikolaus-Kapelle ist das älteste Bauwerk der Stadt.

Pfad der Geschichte

Bei dem Pfad der Geschichte handelt es sich um einen Weg durch Geretsried, der mit Metalltafeln die Geschichte der Stadt beschreibt. Die Bilder der Tafeln zeigen Häuser und Bunker wie sie um 1945–1950 aussahen als das Gebiet zwischen Wolfratshausen und Bad Tölz noch der Wolfratshauser Forst genannt wurde.

Museen

Das örtliche Heimatmuseum im Dachgeschoss des Rathauses zeigt Andenken aus dem Sudetenland, Ungarn, Siebenbürgen und Schlesien.

Mondblau Festival

Beim Mondblau Festival handelt es sich um das vom Verein GigsforYou e.V. seit 2005 jährlich veranstaltete Festival. Hier finden regionale und überregionale Nachwuchsbands die Möglichkeit, sich vor großem Publikum und mit bekannteren Headlinern zu präsentieren.

Sonnenrot Festival

Das Sonnenrot Festival war ein Musikfestival, bei dem deutsche und internationale Bands auftraten. Es fand erstmals 2004 statt und wiederholte sich im Jahr 2007 und 2008.

Isartalsternwarte e.V.

Der Verein Isartalsternwarte e.V. wurde 1976 als Volks- und Schulsternwarte Geretsried e.V. gegründet und betreibt im Schulzentrum an der Adalbert-Stifter-Straße eine Sternwarte, die an den Beobachtungstagen auch der Öffentlichkeit zugänglich ist. Der Verein plant mit der Bayerischen Volkssternwarte München e.V. den Bau einer Großsternwarte in der Nähe der Jugendsiedlung Hochland bei Königsdorf.[4]

Literatur

  • Stadt Geretsried: Geretsried – Eine Doppelschwaige wird Stadt. 1999
  • Stadt Geretsried: Chronik unserer Heimat – Gelting - Vom bäuerlichen Dorf zum modernen Stadtteil. 2008
  • Claudia Goetz: Die Reihe Archivbilder – Geretsried. 2003, ISBN 3-89702-636-8

Einzelnachweise

  1. Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Geschichte der Stadt Geretsried
  3. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 142
  4. http://www.isartalsternwarte.de
Commons: Geretsried – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien