Friedrich Lasius

Grabmal Friedrich Lasius

Franz Heinrich Friedrich Ludwig Lasius (* 14. Oktober 1806 in Heisede[1]; † 28. Juni 1884 in Berlin)[2] war ein altlutherischer Pastor und Superintendent in Berlin.

Leben

Nach dem Besuch des Gymnasiums Andreanum in Hildesheim[3] studierte Lasius von Ostern 1825[4] an in Halle Theologie bei August Tholuck (1799–1877), der im November 1825 als „erweckter Pietist“ gegen das Votum der Theologischen Fakultät zum ordentlichen Professor ernannt worden war. Dort lernte er den späteren Missionar Georg Müller kennen, der sein Freund wurde.[5] 1829 war Lasius Hilfsprediger in Prittisch, Provinz Posen, wo er leidenschaftlich im Sinne der Erweckungsbewegung predigte, was ihm das Verbot von Bibel- und Betstunden seitens der Kirchenbehörde einbrachte, woran er sich aber nicht hielt. Daraufhin wurde er noch als unierter Pfarrer inhaftiert und lernte im Gefängnis in Posen Johann Georg Wermelskirch (1803–1872) kennen, der ihn für die lutherische Kirche gewann, in die Lasius 1834 eintrat.[5]

Nach seiner Entlassung aus der Haft flüchtete er nach Pommern und berichtete im Oktober 1835 auf einer Konferenz auf dem Gut Trieglaff, das Adolf von Thadden zu einem Zentrum der pommerschen Erweckungsbewegung gemacht hatte, über die Grundsätze der lutherischen Bekenntnisopposition und das Schicksal der verfolgten Pastoren.[6]

Er wurde 1838 als Pastor an die Evangelisch-Lutherische Kirche Berlin berufen. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Gemeinde auf etwa 200 Mitglieder angewachsen.[7] Lasius wurde mehrfach wegen „unrechtmäßiger Verrichtung von Amtshandlungen“ verhaftet. Er konnte nur nachts in Privaträumen und vor einer begrenzten Zahl von Mitgliedern predigen, bis sich die Lage für die Lutheraner mit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelm IV. im Jahr 1840 langsam entspannte. 1841 wurden im Zuge der geänderten Religionspolitik des neuen Königs alle polizeilichen Maßnahmen gegen die Altlutheraner eingestellt.[8]

Zur Berliner Gemeinde gehörten 1847 auch die sog. „Zweigverbände“ in Potsdam, Angermünde, Brüssow, Wusterhausen an der Dosse (alle Regierungsbezirk Potsdam) und Kiehnwerder und Altrüdnitz (Regierungsbezirk Frankfurt). Diese Zweigverbände gehörten zum seelsorgerischen Bezirk von Pfarrer Lasius und seinem Kollegen Carl Julius Schneider in Berlin.[9] In seine Amtszeit fällt der Bau einer eigenen Kirche in der Annenstraße 52–53 (Annenkirche), die 1857 eingeweiht wurde.[10] Vorher hatte man die Garnisonkirche mitbenutzt.

Bei seinen Sonntagspredigten sollen sich regelmäßig über 1.000 Menschen versammelt haben. Lasius war ein äußerst strenger Pastor und übte harte Kirchenzucht. Sittliche Verfehlungen, Verstöße gegen die Gemeindeordnung und Lehrabweichungen zogen Kirchenzuchtverfahren nach sich. Dadurch gab es sehr viele Ausschlüsse und Lossagungen von der Gemeinde.[11] Lasius war seit 1845 Superintendent und Kirchenrat.[12] Als solcher war er Mitglied im Oberkirchencollegium zu Breslau (OKC) der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Preußen, dem obersten Leitungsgremium der Kirche.[13] 1864 übernahm er zusätzlich interimistisch die Verwaltung der Pfarrstelle in Wernigerode.[14]

Als Lasius 1884 starb, war er 46 Jahre Prediger an der Evangelisch-Lutherischen Kirche Berlin gewesen. Er wurde im Vorgarten der Annenkirche links neben dem Portal bestattet.

Lasius heiratete am 7. Juni 1844 in Berlin Laura von Puttkamer (* 8. Juli 1821 in Reddies). Das Paar hatte wenigsten einen Sohn und eine Tochter.[2]

Literatur

  • H. Schnieber: Festbüchlein zur Erinnerung an das Doppel-Jubiläum gefeiert in der lutherischen Gemeinde Berlin am 11. Oktober 1882. [Umschlagtitel:] Dem Andenken des 100 jährigen Geburtstages des teuren Gottesmannes Kirchenrat, Superintendent und Pastor Friedrich Lasius gewidmet, der 46 Jahre der Berliner evangelisch-lutherischen Gemeinde Gesetz und Evangelium verkündet hat und den gesamten älteren Gliedern ein geistlicher Vater gewesen ist. Berlin 1882. 2. Auflage 1906.
  • Karl Heinrich Meusel, Ernst Haack, B. Lehmann: Kirchliches Handlexikon, Band 4. Naumann, Leipzig 1894, S. 177 (Digitalisat).
  • Johannes Stier: 100 Jahre Lutherische Kirche in Berlin – 1835–1935. 1. Auflage. Verlag des Lutherischen Büchervereins, Breslau 1935, DNB 577475169, Zweites Kapitel – Friedrich Lasius.
  • Gilberto da Silva: Erweckung und Bekenntnis. Ein Abriss zur Geschichte der Altlutherischen Kirche im Pommern des 19. Jahrhunderts. In: Lutherische Kirche, 32 (2008), S. 111–133. (Digitalisat)
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Einzelnachweise

  1. Allgemeines Repertorium für die theologische Literatur und kirchliche Statistik. Herbig, Berlin 1845, S. 175–176; und: Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, Band 16 (2008). Winter, Heidelberg 2008, S. 190.
  2. a b Genealogisches Taschenbuch des Uradels, Band 2 (1893), S. 455 (Digitalisat)
  3. Theologischer Jahresbericht Band 4 (1885), S. 380.
  4. Amtliches Verzeichnis des Personals und der Studierenden auf der Königlich vereinten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg. Für das halbe Jahr von Ostern bis Michael 1827. Halle 1827, S. 19 (Digitalisat)
  5. a b Karl Heinrich Meusel, Kirchliches Handlexikon (s. Literatur)
  6. Gilberto da Silva, S. 120 (s. Literatur).
  7. Johannes Stier: 100 Jahre Lutherische Kirche in Berlin – 1835–1935. 1. Auflage. Verlag des Lutherischen Büchervereins, Breslau 1935, DNB 577475169, Zweites Kapitel – Friedrich Lasius, S. 30.
  8. Johannes Stier: 100 Jahre Lutherische Kirche in Berlin – 1835–1935. 1. Auflage. Verlag des Lutherischen Büchervereins, Breslau 1935, DNB 577475169, Zweites Kapitel – Friedrich Lasius, S. 32.
  9. Verordnung die getrennt lebenden Lutheraner betreffend vom November 1847. In: Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin 1847. Berlin 1847, S. 338 (Digitalisat).
  10. Bericht über die Einweihung der Kirche. In: Allgemeine Kirchenzeitung, Band 36 (1857), Nr. 42 (17. Oktober), S. 1357–1358 (Digitalisat)
  11. Frank Eberhardt (s. Weblinks).
  12. Wilhelm Löhe, Zuruf aus der Heimat an die deutsch-lutherische Kirche Nordamericas. Samuel Gottlieb Liesching, Stuttgart 1845.
  13. Allgemeine evangelisch-lutherische Kirchenzeitung 25 (1892), S. 502 (Digitalisat).
  14. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg 1864, Nr. 41 (8. Oktober) S. 225 (Digitalisat)