„Fliegender Teppich“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Vasnetsov samolet.jpg|thumb|320px|''Der fliegende Teppich''</br>(Gemälde von [[Wiktor Michailowitsch Wasnezow|Wiktor M. Wasnezow]]; 1880)]]
[[Bild:Vasnetsov samolet.jpg|thumb|320px|''Der fliegende Teppich''<br />(Gemälde von [[Wiktor Michailowitsch Wasnezow|Wiktor M. Wasnezow]]; 1880)]]


Ein '''fliegender Teppich''' ist ein mythisches Fortbewegungsmittel, das in Europa vor allem mit orientalischen Märchen, speziell den Erzählungen aus [[Tausendundeine Nacht|Tausendundeiner Nacht]] in Verbindung gebracht wird.
Ein '''fliegender Teppich''' ist ein mythisches Fortbewegungsmittel, das in Europa vor allem mit orientalischen Märchen, speziell den Erzählungen aus [[Tausendundeine Nacht|Tausendundeiner Nacht]] in Verbindung gebracht wird.
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=== Die Geschichte der messingnen Stadt ===
=== Die Geschichte der messingnen Stadt ===
[[Bild:Ковёр-самолет. 1919-1926.jpg|thumb|''Fliegender Teppich''</br>(Wiktor M. Wasnezow)]]
[[Bild:Ковёр-самолет. 1919-1926.jpg|thumb|''Fliegender Teppich''<br />(Wiktor M. Wasnezow)]]


In dieser Geschichte wird berichtet, dass Gott dem Wind befohlen habe, für [[Salomo|König Salomo]] einen Teppich „einen Monat lang auf der Hin- und ebensolang auf der Rückreise zu tragen“. Der Beschreibung nach war der Teppich so groß, dass Salomo eine ganze Armee darauf versammeln konnte:
In dieser Geschichte wird berichtet, dass Gott dem Wind befohlen habe, für [[Salomo|König Salomo]] einen Teppich „einen Monat lang auf der Hin- und ebensolang auf der Rückreise zu tragen“. Der Beschreibung nach war der Teppich so groß, dass Salomo eine ganze Armee darauf versammeln konnte:

Version vom 7. Juni 2011, 08:23 Uhr

Der fliegende Teppich
(Gemälde von Wiktor M. Wasnezow; 1880)

Ein fliegender Teppich ist ein mythisches Fortbewegungsmittel, das in Europa vor allem mit orientalischen Märchen, speziell den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht in Verbindung gebracht wird.

Fliegende Teppiche in Tausendundeiner Nacht

Entgegen weit verbreiteter Vorstellung kommen in den Erzählungen aus Tausendundeine Nacht nur wenige fliegende Teppiche vor. In der Galland-Handschrift, dem ältesten Manuskript der Tausendundeine Nacht, das die ersten 282 Nächte umfasst, werden diese z. B. überhaupt nicht erwähnt. Gleichwohl tauchen einige übernatürliche Fluggeräte im erweiterten Erzählungskomplex auf, beispielsweise in der Übersetzung von Dr. Gustav Weil.

Aladin und die Wunderlampe

In dieser Erzählung lässt Aladin die Prinzessin Bedrulbudur in ihrer Hochzeitsnacht mitsamt ihrem Bräutigam im gemeinsamen Bett entführen und am nächsten Morgen zurück bringen. Das Bett wird dabei vom Geist der Lampe durch die Luft getragen. (Lit.: Weil, 1865) Ein fliegender Teppich kommt in dieser Fassung ursprünglich nicht vor, wohl aber in zahlreichen Adaptionen wie z. B. in dem Disney-Zeichentrickfilm Aladdin von 1992.

Die Geschichte der messingnen Stadt

Fliegender Teppich
(Wiktor M. Wasnezow)

In dieser Geschichte wird berichtet, dass Gott dem Wind befohlen habe, für König Salomo einen Teppich „einen Monat lang auf der Hin- und ebensolang auf der Rückreise zu tragen“. Der Beschreibung nach war der Teppich so groß, dass Salomo eine ganze Armee darauf versammeln konnte:

Er sammelte alsbald Menschen und Geister und Vögel und wilde Tiere, befahl dann dem Löwen, dem König der vierfüßigen Tiere, alle reißenden Tiere aus den Wüsten und Einöden zu versammeln. Er rief dann den Adler, den König der Vögel, und befahl ihm, alle Raubvögel zusammenfließen zu lassen. Seinem Vezier Damuriat erteilte er den Befehl, alle Genien und Teufel und widerspenstigen Geister zu rufen, und Asaf, den Sohn Berahjas, beauftragte er, alle menschlichen Truppen zusammenzubringen. Als alles in unzählbarer Masse sich eingestellt hatte, setzte sich Salomo mit seinen Scharen auf seinen Teppich; die Vögel flogen über ihm und die Menschen und Genien gingen vor ihm her. […] Er selbst schwebte auf seinem vom Winde getragenen Teppiche in der Luft.“ (Lit.: Weil, 1865)

Die Geschichte des Prinzen Ahmed und der Fee Pari Banu

Der magische Teppich in dieser Geschichte ist zwar ein universelles Transportmittel, das von jedem seiner Besitzer benutzt werden kann, er fliegt aber nicht, sondern teleportiert sich mitsamt den Personen, die auf ihm Platz nehmen, ans Ziel:

Sie setzten sich beide darauf und kaum hatte der Prinz den Wunsch ausgesprochen, nach seinem Zimmer im Chan versetzt zu werden, so befanden sich beide dort, und zwar ohne im mindesten aus ihrer Lage gekommen zu sein.“ (Lit.: Weil, 1865)

Weitere Fliegende Teppiche

Schon in den frühen Jahren des Films wurde der fliegende Teppich gerne verwendet. In Paul Lenis Stummfilm Das Wachsfigurenkabinett (D 1924) wird dies tricktechnisch so überzeugend dargestellt, dass Hollywood für den Douglas-Fairbanks-Film Der Dieb von Bagdad (USA 1924) diese Szene einkaufte.

Auch Friedrich Wilhelm Murnau experimentierte in Faust – eine deutsche Volkssage (D 1926) mit einer Art fliegendem Teppich, der eigentlich der Umhang des Mephisto war. Seitdem hat der fliegende Teppich in unzähligen Märchen- und Phantasy Filmen seinen Platz gefunden.

In dem Comic Asterix im Morgenland (1987) reisen Asterix, Obelix und Troubadix auf einem fliegenden Teppich nach Indien. Der Teppich wird durch die Kraft eines Fakirs zum Fliegen gebracht (siehe Levitation).

In Ralf Königs Comic Der Zauber des Schabbar (2005, Teil 1 von Dschinn Dschinn) fliegen der Damenschuh-Designer Salmonella und sein Freund, der Ifrit (Wüstengeist) Schabbar, mit einem Fliegenden Teppich zum Harem des Kalifen Harun ar Raschid, um Salmonellas Tante einen in einer alten Teekanne eingeschlossenen Liebesdschinn als Geburtstagsgeschenk zu überbringen.

Variante

In dem Kunstmärchen Der kleine Muck von Wilhelm Hauff (1826) nutzt der kleine Muck fliegende Pantoffeln.

Siehe auch

Literatur

  • Wilhelm Hauff (Hrsg.): Märchen-Almanach auf das Jahr 1826. Metzler, Stuttgart 1826 (Unveränderter Nachdruck, mit einem Nachwort von Hans-Heino Ewers. ebenda 1991, ISBN 3-476-00755-3).
  • Gustav Weil: Tausend und eine Nacht. Arabische Erzählungen. Neufeld und Henius, Berlin 1865 (Nachdruck der Original-Ausgabe von 1865, vorsichtig sprachlich bearbeitet. Müller, Erlangen 1984, ISBN 3-86070-308-0).
  • Kai Meyer: Die Sturmkönige. 3 Bände. Lübbe, Bergisch Gladbach, 2008–2009.