Fastenwandern

Das Fastenwandern verbindet das Fasten bzw. das Heilfasten mit dem Wandern. Fastenwandern unterscheidet sich von gewöhnlichem Fasten dadurch, dass die körperliche Betätigung an der frischen Luft den Effekt des Fastens verstärkt. Durch die gleichzeitige Bewegung während der Fastenzeit wird ein höherer Grundumsatz im Stoffwechsel erzielt, wodurch die Auswirkungen auf Körpergewicht und Wohlbefinden früher eintreten. Die Loslösung vom heimischen Umfeld ist ein weiterer Vorteil.

Geschichte

Mahatma Gandhi unternahm in Indien bereits 1946 einen drei Tage langen Fußmarsch durch die gleißende Hitze. Als Proviant hatte er nur Wasser mit Zitrone und Honig dabei.

In Jahr 1953 führte der Schwede Dr. Lennart Edrén einen Selbstversuch durch, um seine Idee von der Ungefährlichkeit des Fastenwanderns zu beweisen. Täglich legte er dabei über 50 Kilometer zurück.[1] Auf Nahrung verzichtete er, zur Durstlöschung nahm er nur frisches Quellwasser zu sich. Sein Ergebnis war eine durchwegs positive Erfahrung. Ein Jahr später unternahm er den ersten 500 km langen Fastenmarsch von Göteborg nach Stockholm.[2] Die schwedische Presse begleitete ihn und erzeugte landesweites Aufsehen. Der Vegetarier Dr. Edrén wurde ein populärer Wegbereiter der Fastenwanderbewegung in Europa. 1964 wiederholte er mit 20 Freiwilligen den Marsch. Die Idee des Fastenmarsches wurde von dem deutschen Theologen, Soziologen und Politologen Christoph Michl [3] aufgegriffen. Er nutzte sie als „Hungermärsche“, um sich bei den Friedens- und Umweltbewegungen im In- und Ausland Gehör zu verschaffen.

Durchführung

Fastenwandern wird oft in Gruppen ausgeübt, da eine Anleitung durch eine erfahrene Person notwendig ist. Je nach Fastenform ist der einzige Proviant ein Vorrat an Wasser oder ungesüßtem Kräutertee bzw. Säften. Inzwischen werden Fastenwanderungen von zahlreichen kommerziellen Anbietern im In- und Ausland zu allen Jahreszeiten angeboten.

Ähnlich wie beim Heilfasten beginnt die Fastenzeit mit einer Entlastungsphase, in der einige Tage vorher nur leichtverdauliches Obst und Gemüse gegessen wird. Die täglich durchgeführten Wanderungen erstrecken sich je nach Anbieter über Entfernungen von acht bis 25 Kilometer. Ergänzt werden die Wanderungen häufig durch Meditation, Sauna oder Massage. Nach drei Tagen wird auch bei intensivem Fastenwandern überhaupt kein Hunger mehr empfunden.[4]

Fastenwandern sollten nur gesunde Menschen. Ärzte warnen davor, längere Fastenkuren ohne eine ärztliche Überwachung durchzuführen. In jedem Fall sollte man sich vor Beginn des Fastens an den Arzt seines Vertrauens wenden.

Bestimmte Gruppen von Menschen sollen nicht fasten:

Menschen mit psychischen Krankheiten sollten ihren Arzt befragen, bevor sie fasten.

Literatur

  • Christoph Michl, Fastenwanderungen, Einführung in die Idee und Praxis,1994, ISBN 3-923901-20-8
  • Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Fastenwandern. Conrad Stein Verlag, 2006, ISBN 3-89392-565-1

Einzelnachweise

  1. Pionier Dr. Lennart Edrén
  2. Dr. Lennart Edren leads the fast marches
  3. Christoph Michl
  4. Bernd Bieder