Conrad Heinrich Schöffer

Conrad Heinrich Schöffer (* Oktober 1815 in Gelnhausen; † 13. August 1878 ebenda) war ein Kaffeehändler.

Die Eltern, der Küfer Johann Conrad Schöffer (1792–1840) und Susanna, geb. Hayn, die beide Metzgersfamilien entstammten, hatten im Jahr 1814 geheiratet und das Haus in der Langgasse 17 in Gelnhausen bezogen. Neben Conrad Heinrich hatten sie die Kinder: Luise (1817–1886), Johann Georg (1821–1872), Katharina Elisabeth (1823–1841), Justus Friedrich (* 1827), Susanna Maria (1829–1893) und Ludwig Wilhelm (1831–1904).

Heinrichs Mutter nannte als seinen Geburtstag den 3. Oktober, wogegen im Geburtsregister der 10. Oktober verzeichnet ist.

Der jüngere Bruder der Mutter, Johann Georg Hayn (1789–1874) hatte in der Frankfurter KolonialwarenFirma „J.H. Hofmann junior“,[1] in der Grünen Linde gelernt, in die Familie eingeheiratet und dafür gesorgt, dass seine Neffen dort ebenso eine Kaufmannslehre durchliefen.

Heinrich lernte in seiner vierjährigen Lehre das Schleppen von Ballen, Fässer und Geldsäcken, die Verzollung, im dritten Jahr die Geheimnisse des Fakturenbuchs und zuletzt Korrespondenz.

1835 wurde er von Hoffman für drei Jahre nach Rotterdam, zu Kreglinger & Co. gesandt, wobei er neue Handelsbeziehungen auf seinen Reisen nach Polen und in die Schweiz anknüpfte. Im März 1837 heiratete er in Frankfurt die zwei Jahre jüngere Dorothea Hoffmann, eine Tochter seines Lehrherren.

Das Paar zog nach Amsterdam, wo es am 10. April 1838 die Niederlassung „Hofmann, Schöffer & Co.“ gründete. Später bezogen sie ein Haus in der Keizersgracht. Am 28. Januar 1839 wurde Julia (genannt Julie) geboren, am 29. März 1840 Conrad Heinrich Schöffer junior, am 11. Juni 1841 Georg Carl Valentin und am 20. November 1842 Emma Katharina Elisa. Danach erkrankte Dorothea für Monate am Typhus.

Der Kaffeehandel, auf dessen Auktionen die Niederländische Handelsgesellschaft ein Monopol hatte, bescherte Holland lange Zeit hohe Gewinne. Nach dem Krisenjahr 1848 kam jedoch Konkurrenz in London und Hamburg auf, und Kaffee wurde an der Börse gehandelt. Im Oktober 1847 wurde Schöffer Wahlkonsul der Freien Stadt Frankfurt für Amsterdam.

Sein ihm nacheifernder jüngerer Bruder Ludwig Wilhelm, den er kurzzeitig im Geschäft aufgenommen hatte, zog nach Reibereien 1854 weiter nach London und eröffnete 1855 in Rotterdam sein eigenes Kaffeehandelshaus W. Schöffer & Co. Ab 1865 zog es Conrad Heinrich Schöffer nach Gelnhausen zurück. Die Leitung des Handelshauses überließ er seinem Sohn Carl und Emmas Gatten Alexander Rehbock (+ 1914).

Der Familie Schöffer gehörte im Westen Gelnhausens das Flurstück „Am goldenen Fuß“. Ab 1861 hatte Heinrich umliegende Acker und Weinbergstücke dazugekauft und zunächst ein Gärtnerhaus errichtet. Das neu errichtete Herrenhaus konnten sie 1865 beziehen. Nach dem Krieg 1866 forcierte Preußen den Ausbau der Eisenbahnbau und Schöffer treib die Anbindung Gelnhausens voran. 1871 gründete er den Geselligen Verein.

Nachdem nach 70/71 Frankfurter Finanziers in grenzenloser Risikobereitschaft grenzenlos Geldmittel bereitstellten, konnte er mit seinem Bruder und zwei weiteren Handelshäusern in Holland ein erstes Kaffee-Konsortium begründen, das über die Hälfte des Angebots ersteigerte. Nach einigem Unmut und Boykott konnte er 1873 seine Vorräte liquidieren und mit großem Gewinn wieder aussteigen. 1874 verließ er offiziell das Handelshaus „Hofmann, Schöffer & Co.“, das ein Jahr, nach dem Tod des Nachfahren Frits Carl Rehbock (19081944) liquidiert wurde.

Mit seinem Schwiegersohn Consul Becker gründete er im November 1873 eine „Bewahr und Beschäftigungsanstalt für Kinder im vorschulpflichtigen Alter“. 1873–1878 war Conrad Heinrich Schöffer als Abgeordneter des Bezirks „Kassel 3: Schlüchtern, Gelnhausen mit dem Amt Orb“ in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt. Als Landtagsabgeordneter für die Nationalliberalen vertrat er eine bürgerlichwirtschaftsorientierte und nationale Linie. In Berlin engagierte er sich um die Renovierung der St. Catharinenkirche. Von einer schweren Erkältung, zugezogen bei Überwachung der Bauarbeiten im Winter 1877/78, hat er sich nicht mehr erholt. Die feierliche Einweihung der Kirche am 29. August 1878 hat Schöffer nicht mehr erlebt.

Dorothea hatte sich möglicherweise angesteckt, erkrankte im nächsten Frühjahr an Tuberkulose und Lungenentzündung, erholte sich wieder und lebte bis zum 4. Januar 1893.

Literatur

  • Kristina Michaelis, Ulf Morgenstern: Die Gelnhäuser Großbürgerfamilien Becker und Schöffer; 2013

Einzelnachweise

  1. Johann Heinrich Hofmann, der Gründer der Altfrankfurter Kaffeegroßhandlung: J. H. Hofmann junior ; 1798-1928