„Computerized Physician Order Entry“ – Versionsunterschied

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Beim '''Computerized Physician Order Entry''' (CPOE) bezeichnet die elektronische Arzneimittelverordnung, also die elektronische Erfassung und Verarbeitung von [[Therapie|therapeutischen]] Anweisungen eines [[Arzt]]es. Ziel ist die Steigerung der Medikationssicherheit und die Reduktion von Kosten.
Das Konzept des '''Computerized Physician Order Entry''' (CPOE) bezeichnet die elektronische Verordnung, also die elektronische Erfassung und Verarbeitung von [[Diagnose|diagnostischen]] und von [[Therapie|therapeutischen]] Anweisungen eines behandelnden [[Arzt]]es. Ziel ist die Steigerung der Prozesssicherheit und die Reduktion von Ressourcenverbrauch und damit von fallbezogenen Kosten.


== Abgrenzung ==
== Abgrenzung ==

Im Deutschen kann „Computerized Physician Order Entry“ mit elektronischer Arzneimittelverordnung übersetzt werden. Computerized Physician Order Entry bezieht sich im engeren Sinne nur auf Arzneimittelverordnungen. Nur selten werden damit auch andere ärztliche Anordnungen gemeint wie z.B. Anordnungen von Laboruntersuchungen oder radiologischen Untersuchungen. In diesem Fall wird CPOE auch als „Computerized Provider Order Entry“ ausgeschrieben.
Im Deutschen kann ''Computerized Physician Order Entry'' mit elektronischer Verordnung übersetzt werden. Computerized Physician Order Entry bezieht sich aber tatsächlich nicht nur auf Arzneimittelverordnungen. Bisher werden aber nur selten werden damit auch andere ärztliche Anordnungen unterstützt, wie z.B. Anordnungen von Laboruntersuchungen oder radiologischen Untersuchungen. Im allgemeineren Fall wird CPOE auch als ''Computerized Provider Order Entry'' ausgeschrieben. Ein solches Einschränken ist unbegründet.

Besser wäre ein Verständnis als '''Computerized Process Order Entry'''. Das scheint in der internationalen Literatur ein Novum zu sein. In der industriellen Praxis ist es dagegen eine absolute Forderung. Kein industrielles Produkt würde allein durch das Benennen der Zutaten entstehen. Dieses unzulängliche Unterscheiden der Intentionen mit CPOE ist ein wesentliches Problem bestehender Systeme der klinischen Informationstechnik.

Der Theoretiker mag glauben, dass das Niederschreiben eines Auftrags auch zu dessen Erledigung führt. Das ist ein im schlimmsten Fall tragischer Irrtum. Zu jedem Auftrag gehört immer eine Methodik, dessen vollständiges Erledigen in einer definierten Arbeitsteilung auch durchzusetzen. Solange jemand glauben kann, der Auftragstitel sei selbsterklärend für den Auftragsinhalt,
* die tyischen Parameter, wie die Dosis, seien auch im speziellen Fall bestimmt,
* jemand anders würde sich schon kümmern,
* der Termin des Ausführens sei eher beliebig,
* die verfügbaren Ressourcen seien eher unendlich,
ist etwas unklar und der Patient gerät in Gefahr. Zu einem verlässlichen System des Planens, Erteilens, Durchsetzens und Erledigens von Aufträgen gehören die Methoden des mitlaufenden Monitoring der Prozesse durch eine leitende Instanz, die auf Anweichungen vom Auftrag aufmerksam gemacht wird.


== Bedeutung ==
== Bedeutung ==

[[Medikationsfehler]] können in allen Schritten des Medikationsprozesses auftreten. Am häufigsten sind Fehler in der Verordnung, wie Doppelverschreibungen, Nicht-Berücksichtigung von notwendigen Dosisanpassungen, Übersehen von Gegenanzeigen oder Wechselwirkungen oder schlicht Lesefehler, gefolgt von Fehlern bei der Anwendung bzw. Einnahme.<ref>Bates DW, Cullen DJ, Laird N, Petersen LA, Small SD, Servi D, Laffel G, Sweitzer BJ, Shea BF, Hallisey R, Vliet MV, Nemeskal R, Leape LL, for the ADE Prevention Study Group. [http://ptsafetyresearch.org/journal%20articles/Original%20021.pdf ''Incidence of adverse drug events and potential adverse drug events – Implications for prevention''] (PDF) In: ''[[Journal of the American Medical Association]]'' 1995;274(1):29–34.</ref>
Fehler in der Auftragsstruktur, insbesondere [[Medikationsfehler]] können in allen Schritten des Behandlungsprozesses auftreten. Sie gefährden den Patienten und den Ruf des Klinikums. Der ausführende Mitarbeiter ist in der Regel durch die gesetzlichen Haftungsregeln geschützt, nicht aber der Patient. Anders als in der Industrie kann der Patient als Empfänger der Leistung in der Regel nicht beurteilen, ob die beauftragte Leistung
Etwa 50 % aller Medikationsfehler gelten als vermeidbar. Alleine in Deutschland sterben nach Schätzung pro Jahr bis zu 58.000 Patienten aufgrund von Fehlern in der Arzneimitteltherapie.<ref>Schnurrer J, Frölich J. [http://med-o-card.net/docs/unerwuenschte_Arzneimittelwirkungen.pdf ''Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen''] (PDF) In: ''Internist'' 2003;44:889–895. CPOE-Systeme werden als ein Ansatz diskutiert, Medikationsfehler zu reduzieren.</ref>
* seinen Bedarf trifft,
* sein Outcome befördert,
* methodisch korrekt bestimmt wurde,
* methodisch korrekt ausgeführt wird.
Es ist zu beachten, dass aus Gründen schlichetr Logik durch keinerlei retrospektiven Kontrollmechanismus verhindert werden kann, dass ein Auftrag falsch erteilt oder falsch verstanden oder falsch ausgeführt wird.

Am zeitraubendsten in der klinischen Routine sind Fehler im Übertragen von Aufträgen und im Terminieren von deren Erledigung. Dabei geht es zunächst nicht um Uhrzeiten, sondern um schlichte Reihenfolgeprobleme.

Am gefährlichsten sind Fiktionen von Kontrollparadigmen, dass durch eine zeitversetzte formale Kontrolle ein wirkames Verfahren zum Sichern eines Behandlungsauftrags gegeben wäre. Solches Verständnis ist Basis bürokratischer Gesetzesnovellen, die nichts zu besserer Qzualität beitragen können. Häufig stellt sich heraus, dass ein Kontrolleintrag exisitiert, nur der gestellte Auftrag wurde nicht erfüllt oder bereits falsch verstanden. Nur durch professionelles Handeln und durch stringentes Supervidieren ist zu erkennen, dass die eingesetzten Mitarbeiter den Anforderungen gerecht werden können oder ob mehr Menge an Ressourcen oder schlicht bessere Information erforderlich sind.

=== Medikationsfehler ===

Am häufigsten sind Medikationsfehler in der Verordnung, wie Doppelverschreibungen, Nicht-Berücksichtigung von notwendigen Dosisanpassungen, Übersehen von Gegenanzeigen oder Wechselwirkungen oder schlicht Lesefehler, gefolgt von Fehlern bei der Anwendung bzw. Einnahme.<ref>Bates DW, Cullen DJ, Laird N, Petersen LA, Small SD, Servi D, Laffel G, Sweitzer BJ, Shea BF, Hallisey R, Vliet MV, Nemeskal R, Leape LL, for the ADE Prevention Study Group. [http://ptsafetyresearch.org/journal%20articles/Original%20021.pdf ''Incidence of adverse drug events and potential adverse drug events – Implications for prevention''] (PDF) In: ''[[Journal of the American Medical Association]]'' 1995;274(1):29–34.</ref>

Etwa 50 % aller Medikationsfehler gelten als vermeidlich. Alleine in Deutschland sterben nach Schätzung pro Jahr bis zu 58.000 Patienten aufgrund von Fehlern in der Arzneimitteltherapie.<ref>Schnurrer J, Frölich J. [http://med-o-card.net/docs/unerwuenschte_Arzneimittelwirkungen.pdf ''Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen''] (PDF) In: ''Internist'' 2003;44:889–895. CPOE-Systeme werden als ein Ansatz diskutiert, Medikationsfehler zu reduzieren.</ref>


== Entscheidungsunterstützende Funktionen (CPOE-CDS) ==
== Entscheidungsunterstützende Funktionen (CPOE-CDS) ==
CPOE-Systeme können entscheidungsunterstützende Funktionen anbieten und so erheblich zur Medikationssicherheit beitragen.<ref>Kuperman G, Bobb A, Payne T, Avery A, Gandhi T, Burns G, et al.: ''Medication-related clinical decision support in computerized provider order entry systems: a review.'' In: ''Journal of the Amercian Medical Informatics Association.'' 2007;14(1):29–4.</ref>Dazu gehören computerbasierte Unterstützungsmöglichkeiten für den Arzt, inkl. der elektronischen Überprüfung der Verordnung,<ref name="memorandum">Ammenwerth E, Aly AF, Bürkle T, Christ P, Dormann H, Friesdorf W, Haas C, Haefeli WE, Jeske M, Kaltschmidt J, Menges K, Möller H, Neubert A, Rascher W, Reichert H, Schuler J, Schreier G, Schulz S, Seidling HM, Stühlinger W, Criegee-Rieck M. [http://www.egms.de/static/de/journals/mibe/2014-10/mibe000152.shtml ''Zum Einsatz von Informationstechnologie zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (Memorandum AMTS-IT).''] In: ''GMS Med Inform Biom Epidemiol.'' 2014; 10(1): Doc03.</ref><ref name="Grandt">Grandt D, Braun C, Hauser W. ''Häufigkeit, Relevanz, Ursachen und Strategien zur Vermeidung von Medikationsfehlern''. In: ''Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie'' 2005;38: S. 196–202.</ref><ref name="IOM">Institute of Medicine [http://www.nap.edu/catalog/11623/preventing-medication-errors-quality-chasm-series ''Preventing Medication Errors'']. Washington DC: The National Academic Press; 2007</ref><ref name="Errors">Cox PM, Jr., D’Amato S, Tillotson DJ. ''Reducing medication errors.'' In: ''American Journal on Medical Quality.'' 2001;16(3):81–6</ref>eine Funktion, die in sogenannten „CPOE-CDS“-Systemen integriert ist.<ref>Wilfried von Eiff (Herausgeber): „Patientenorientierte Arzneimittelversorgung – Sicherheit und Wirtschaftlichkeit des Arzneimittelmanagements“, Thieme, 2011, S. 108</ref> Das „CDS“ („clinical decision support“) bietet dem Arzt durch Warnungen, Eingabeaufforderungen und Anweisungen grundlegende Entscheidungsunterstützung bei:
CPOE-Systeme können zusätzlich eine entscheidungsunterstützende Funktionen anbieten und so erheblich zur Medikationssicherheit beitragen.<ref>Kuperman G, Bobb A, Payne T, Avery A, Gandhi T, Burns G, et al.: ''Medication-related clinical decision support in computerized provider order entry systems: a review.'' In: ''Journal of the Amercian Medical Informatics Association.'' 2007;14(1):29–4.</ref>Dazu gehören computerbasierte Unterstützungsmöglichkeiten für den Arzt, inkl. der elektronischen Überprüfung der Verordnung,<ref name="memorandum">Ammenwerth E, Aly AF, Bürkle T, Christ P, Dormann H, Friesdorf W, Haas C, Haefeli WE, Jeske M, Kaltschmidt J, Menges K, Möller H, Neubert A, Rascher W, Reichert H, Schuler J, Schreier G, Schulz S, Seidling HM, Stühlinger W, Criegee-Rieck M. [http://www.egms.de/static/de/journals/mibe/2014-10/mibe000152.shtml ''Zum Einsatz von Informationstechnologie zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (Memorandum AMTS-IT).''] In: ''GMS Med Inform Biom Epidemiol.'' 2014; 10(1): Doc03.</ref><ref name="Grandt">Grandt D, Braun C, Hauser W. ''Häufigkeit, Relevanz, Ursachen und Strategien zur Vermeidung von Medikationsfehlern''. In: ''Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie'' 2005;38: S. 196–202.</ref><ref name="IOM">Institute of Medicine [http://www.nap.edu/catalog/11623/preventing-medication-errors-quality-chasm-series ''Preventing Medication Errors'']. Washington DC: The National Academic Press; 2007</ref><ref name="Errors">Cox PM, Jr., D’Amato S, Tillotson DJ. ''Reducing medication errors.'' In: ''American Journal on Medical Quality.'' 2001;16(3):81–6</ref>eine Funktion, die in sogenannten „CPOE-CDS“-Systemen integriert ist.<ref>Wilfried von Eiff (Herausgeber): „Patientenorientierte Arzneimittelversorgung – Sicherheit und Wirtschaftlichkeit des Arzneimittelmanagements“, Thieme, 2011, S. 108</ref> Das „CDS“ („clinical decision support“) bietet dem Arzt durch Warnungen, Eingabeaufforderungen und Anweisungen grundlegende Entscheidungsunterstützung bei:
* Überprüfung auf Vorliegen einer Allergie
* Überprüfung auf Vorliegen einer Allergie
* Anbieten von Standarddosierungen
* Anbieten von Standarddosierungen

Version vom 10. Juli 2016, 18:27 Uhr

Das Konzept des Computerized Physician Order Entry (CPOE) bezeichnet die elektronische Verordnung, also die elektronische Erfassung und Verarbeitung von diagnostischen und von therapeutischen Anweisungen eines behandelnden Arztes. Ziel ist die Steigerung der Prozesssicherheit und die Reduktion von Ressourcenverbrauch und damit von fallbezogenen Kosten.

Abgrenzung

Im Deutschen kann Computerized Physician Order Entry mit elektronischer Verordnung übersetzt werden. Computerized Physician Order Entry bezieht sich aber tatsächlich nicht nur auf Arzneimittelverordnungen. Bisher werden aber nur selten werden damit auch andere ärztliche Anordnungen unterstützt, wie z.B. Anordnungen von Laboruntersuchungen oder radiologischen Untersuchungen. Im allgemeineren Fall wird CPOE auch als Computerized Provider Order Entry ausgeschrieben. Ein solches Einschränken ist unbegründet.

Besser wäre ein Verständnis als Computerized Process Order Entry. Das scheint in der internationalen Literatur ein Novum zu sein. In der industriellen Praxis ist es dagegen eine absolute Forderung. Kein industrielles Produkt würde allein durch das Benennen der Zutaten entstehen. Dieses unzulängliche Unterscheiden der Intentionen mit CPOE ist ein wesentliches Problem bestehender Systeme der klinischen Informationstechnik.

Der Theoretiker mag glauben, dass das Niederschreiben eines Auftrags auch zu dessen Erledigung führt. Das ist ein im schlimmsten Fall tragischer Irrtum. Zu jedem Auftrag gehört immer eine Methodik, dessen vollständiges Erledigen in einer definierten Arbeitsteilung auch durchzusetzen. Solange jemand glauben kann, der Auftragstitel sei selbsterklärend für den Auftragsinhalt,

  • die tyischen Parameter, wie die Dosis, seien auch im speziellen Fall bestimmt,
  • jemand anders würde sich schon kümmern,
  • der Termin des Ausführens sei eher beliebig,
  • die verfügbaren Ressourcen seien eher unendlich,

ist etwas unklar und der Patient gerät in Gefahr. Zu einem verlässlichen System des Planens, Erteilens, Durchsetzens und Erledigens von Aufträgen gehören die Methoden des mitlaufenden Monitoring der Prozesse durch eine leitende Instanz, die auf Anweichungen vom Auftrag aufmerksam gemacht wird.

Bedeutung

Fehler in der Auftragsstruktur, insbesondere Medikationsfehler können in allen Schritten des Behandlungsprozesses auftreten. Sie gefährden den Patienten und den Ruf des Klinikums. Der ausführende Mitarbeiter ist in der Regel durch die gesetzlichen Haftungsregeln geschützt, nicht aber der Patient. Anders als in der Industrie kann der Patient als Empfänger der Leistung in der Regel nicht beurteilen, ob die beauftragte Leistung

  • seinen Bedarf trifft,
  • sein Outcome befördert,
  • methodisch korrekt bestimmt wurde,
  • methodisch korrekt ausgeführt wird.

Es ist zu beachten, dass aus Gründen schlichetr Logik durch keinerlei retrospektiven Kontrollmechanismus verhindert werden kann, dass ein Auftrag falsch erteilt oder falsch verstanden oder falsch ausgeführt wird.

Am zeitraubendsten in der klinischen Routine sind Fehler im Übertragen von Aufträgen und im Terminieren von deren Erledigung. Dabei geht es zunächst nicht um Uhrzeiten, sondern um schlichte Reihenfolgeprobleme.

Am gefährlichsten sind Fiktionen von Kontrollparadigmen, dass durch eine zeitversetzte formale Kontrolle ein wirkames Verfahren zum Sichern eines Behandlungsauftrags gegeben wäre. Solches Verständnis ist Basis bürokratischer Gesetzesnovellen, die nichts zu besserer Qzualität beitragen können. Häufig stellt sich heraus, dass ein Kontrolleintrag exisitiert, nur der gestellte Auftrag wurde nicht erfüllt oder bereits falsch verstanden. Nur durch professionelles Handeln und durch stringentes Supervidieren ist zu erkennen, dass die eingesetzten Mitarbeiter den Anforderungen gerecht werden können oder ob mehr Menge an Ressourcen oder schlicht bessere Information erforderlich sind.

Medikationsfehler

Am häufigsten sind Medikationsfehler in der Verordnung, wie Doppelverschreibungen, Nicht-Berücksichtigung von notwendigen Dosisanpassungen, Übersehen von Gegenanzeigen oder Wechselwirkungen oder schlicht Lesefehler, gefolgt von Fehlern bei der Anwendung bzw. Einnahme.[1]

Etwa 50 % aller Medikationsfehler gelten als vermeidlich. Alleine in Deutschland sterben nach Schätzung pro Jahr bis zu 58.000 Patienten aufgrund von Fehlern in der Arzneimitteltherapie.[2]

Entscheidungsunterstützende Funktionen (CPOE-CDS)

CPOE-Systeme können zusätzlich eine entscheidungsunterstützende Funktionen anbieten und so erheblich zur Medikationssicherheit beitragen.[3]Dazu gehören computerbasierte Unterstützungsmöglichkeiten für den Arzt, inkl. der elektronischen Überprüfung der Verordnung,[4][5][6][7]eine Funktion, die in sogenannten „CPOE-CDS“-Systemen integriert ist.[8] Das „CDS“ („clinical decision support“) bietet dem Arzt durch Warnungen, Eingabeaufforderungen und Anweisungen grundlegende Entscheidungsunterstützung bei:

  • Überprüfung auf Vorliegen einer Allergie
  • Anbieten von Standarddosierungen
  • Unterstützung bei der Umstellung auf hausintern empfohlenen Medikamente (Positivliste)
  • Prüfung auf Doppelverordnung des gleichen Arzneimittels oder Arzneimittelwirstoffes
  • Prüfung auf Wechselwirkungen zwischen Medikamenten

Erweiterte Entscheidungsunterstützung:

  • Unterstützung bei der Dosisberechnung unter Berücksichtigung von Alter, Gewicht, Körperoberfläche, Nierenfunktion etc.
  • Unterstützung bei der Anforderung von Laboruntersuchungen zum Monitoring der Wirkung
  • Überprüfung auf Kontraindikationen
  • Überprüfung auf das Vorliegen einer Schwangerschaft.

Verbreitung

Seit dem Aktionsplan für Patientensicherheit durch das Bundesministerium für Gesundheitheit im Jahr 2007 wurde eine Vielzahl von Aktivitäten zur Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland initiiert und koordiniert.[9] Laut dem IT-Report Gesundheitswesen setzten 2012 27% aller deutschen Krankenhäuser eine rechnergestützte Dokumentation der Arzneimitteltherapie ein. Ein Viertel der befragten Krankenhäuser gab dabei an, dass in zumindest einer organisatorischen Einheit auch arzneimittelbezogene Alarmmeldungen (z.B. Allergien, Wechselwirkungen) im Einsatz sind.[10] Die Verbreitung in Deutschland ist damit geringer als in den USA, wo schon 2008 34% der Akutkrankenhäuser ein CPOE-System im Einsatz hatten.[11]

Studienlage

Zahlreiche Studien und Übersichtsarbeiten deuten darauf hin, dass durch die elektronische Arzneimittelverordnung Medikationsfehler reduziert und damit die Sicherheit der Patienten deutlich verbessert werden kann.[6][7][12][13] Zu den positiven Auswirkungen gehören:

  • Verbesserung der Lesbarkeit von Verordnungen
  • Verbesserung der Vollständigkeit von Verordnungen
  • Bessere Übersicht über die Medikationshistorie eines Patienten
  • Unterstützung von Dosisberechnungen
  • Unterstützung durch Warnmeldungen (z.B. bei Wechselwirkungen, Allergien, Überdosierung)
  • Verbesserung der Medikationssicherheit.

Insgesamt können CPOE-Systeme damit den Medikationsprozess effektiv unterstützen und die Medikationssicherheit verbessern. Andere Studien weisen auf mögliche Probleme bei der Planung, Einführung und Nutzung von CPOE-Systemen hin. Zu den Problemen und Risiken gehören:[4][14][15][16]

  • Zusätzlicher Zeitaufwand für die Dokumentation
  • Fehlende Benutzerfreundlichkeit der CPOE-Systeme
  • Unzureichend Ausstattung mit mobilen Werkzeugen
  • Ungenügende Schulung der CPOE-Benutzer
  • Fehler in der Parametrierung des CPOE-Systems (z.B. klinisches Arbeitsplatzsystem)
  • Ungenügende Anpassung der Prozesse bei Einführung des CPOE-Systems
  • Fehlende Schnittstellen zu anderen IT-Systemen
  • Verringerung der mündlichen Kommunikation zwischen involvierten Personen
  • Überflutung mit klinisch bedeutungslosen Warnmeldungen
  • Fehler in der Software
  • Zu starkes Vertrauen in die Empfehlungen des CPOE-Systems

CPOE-Systeme können bei unzureichender Einführung und Nutzung damit den Medikationsprozess stören, die Medikationssicherheit negativ beeinflussen und damit unter Umständen auch die Mortalität von Patienten erhöhen. [17]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bates DW, Cullen DJ, Laird N, Petersen LA, Small SD, Servi D, Laffel G, Sweitzer BJ, Shea BF, Hallisey R, Vliet MV, Nemeskal R, Leape LL, for the ADE Prevention Study Group. Incidence of adverse drug events and potential adverse drug events – Implications for prevention (PDF) In: Journal of the American Medical Association 1995;274(1):29–34.
  2. Schnurrer J, Frölich J. Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen (PDF) In: Internist 2003;44:889–895. CPOE-Systeme werden als ein Ansatz diskutiert, Medikationsfehler zu reduzieren.
  3. Kuperman G, Bobb A, Payne T, Avery A, Gandhi T, Burns G, et al.: Medication-related clinical decision support in computerized provider order entry systems: a review. In: Journal of the Amercian Medical Informatics Association. 2007;14(1):29–4.
  4. a b Ammenwerth E, Aly AF, Bürkle T, Christ P, Dormann H, Friesdorf W, Haas C, Haefeli WE, Jeske M, Kaltschmidt J, Menges K, Möller H, Neubert A, Rascher W, Reichert H, Schuler J, Schreier G, Schulz S, Seidling HM, Stühlinger W, Criegee-Rieck M. Zum Einsatz von Informationstechnologie zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (Memorandum AMTS-IT). In: GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2014; 10(1): Doc03.
  5. Grandt D, Braun C, Hauser W. Häufigkeit, Relevanz, Ursachen und Strategien zur Vermeidung von Medikationsfehlern. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 2005;38: S. 196–202.
  6. a b Institute of Medicine Preventing Medication Errors. Washington DC: The National Academic Press; 2007
  7. a b Cox PM, Jr., D’Amato S, Tillotson DJ. Reducing medication errors. In: American Journal on Medical Quality. 2001;16(3):81–6
  8. Wilfried von Eiff (Herausgeber): „Patientenorientierte Arzneimittelversorgung – Sicherheit und Wirtschaftlichkeit des Arzneimittelmanagements“, Thieme, 2011, S. 108
  9. Bundesministerium für Gesundheit. Aktionsplan 2013 – 2015 des Bundesministeriums für Gesundheit zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland. Bonn 2013.
  10. U. Hübner, J. D. Liebe, N. Egbert, A. Frey: IT-Report Gesundheitswesen – Schwerpunkt: IT im Krankenhaus. (PDF) Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Hannover 2012, ISBN 978-3-9812490-2-6.
  11. Radley DC, Wasserman MR, Olsho LE, et al. Reduction in medication errors in hospitals due to adoption of computerized physician order entry systems. In: Journal of the Medical Informatics Association. 2013; 20(4): S. 407–6.
  12. Eslami S, de Keizer NF, Abu-Hanna A. The impact of computerized physician medication order entry in hospitalized patients – a systematic review. In: International Journal of Medical Informatics 2008; 77(6): 365–76
  13. Ammenwerth E, Schnell-Inderst P, Machan C, Siebert U. The effect of electronic prescribing on medication errors and adverse drug events: a systematic review. In: Journal of the Medical Informatics Association 2008; 15(5): 585–600
  14. Ash JS, Sittig DF, Poon EG, et al. The extent and importance of unintended consequences related to computerized physician order entry. In: Journal of the Medical Informatics Association 2007; 14(4): S. 415–23.
  15. Khajouei R, Peek N, Wierenga PC, Kersten MJ et al.: Effect of predefined order sets and usability problems on efficiency of computerized medication ordering. In: International Journal of Medical Informatics. 2010; 79(10): 690–8
  16. van der Sijs H, Aarts J, Vulto A, Berg M.: Overriding of drug safety alerts in computerized physician order entry. In: Journal of the Medical Informatics Association. 2006; 13(2): S. 138–47.
  17. Han YY, Carcillo JA, Venkatamaran ST, Clarks RS, et al. Unexpected increased mortality after implementation of a commercially sold computerized physician order entry systems. In: Pediatrics 2005; 116(6): 1506–12.