Bereitschaftsbetrieb

Der Bereitschaftsbetrieb oder Standby-Betrieb (auch Wartebetrieb) ist der Zustand eines technischen Gerätes, in dem die Nutzfunktion temporär deaktiviert ist, aber jederzeit und ohne Vorbereitungen oder längere Wartezeiten wieder aktiviert werden kann. Wegen seines hohen Energiebedarfs gilt der Bereitschaftsbetrieb im Rahmen der Diskussion um den Klimawandel als umstritten. Politiker und Umweltschützer fordern immer wieder ein Verbot. Beispiele sind Geräte der Heimelektronik (Fernseher, DVD-Player, Computer etc.) oder auch Notstromgeneratoren

Unterhaltungselektronik

Sehr häufig wird die Betriebsbereitschaft durch das Ausschalten eines Gerätes mittels Fernbedienung eingeleitet (Bereitschafts- bzw. Standby-Taste). Während der Betriebsbereitschaft kann das Gerät jederzeit wieder per Fernbedienung aktiviert werden, ohne dass hierzu ein direkter Eingriff am Gerät notwendig ist, was natürlich als sehr komfortabel erachtet wird. Da jedoch die Notwendigkeit besteht, zumindest die Schaltung zur Verarbeitung der Fernbedienungs-Signale aktiviert zu lassen, verbraucht das Gerät weiterhin elektrische Energie. Der Verbrauch ist zwar geringer als im Normalbetrieb (und bei modernen Geräten teilweise auf < 1 Watt reduziert), aber durch die große Anzahl an derartigen Geräten in den Haushalten kann sich die verbrauchte Leistung auf beträchtliche Werte summieren.

Der Leistungsbedarf könnte allerdings durch moderne Schaltungstechnik wesentlich verringert werden und im Milliwattbereich liegen. Dann wäre der Energieverbrauch tatsächlich vernachlässigbar klein. Zur Zeit wird das nur bei wenigen Geräten angewendet.

In Deutschland werden jährlich ca. 20,5 Milliarden Kilowattstunden, laut Bundesumweltamt im Jahr 2005 im Wert von etwa 3,5 Milliarden Euro, durch den Bereitschaftsbetrieb elektrischer Geräte verbraucht; das entspricht zum Beispiel fast dem siebenfachen der Leistung des Kernkraftwerkes Obrigheim. Es ist also rechnerisch zutreffend zu sagen, dass mehrere Kraftwerke in Deutschland nur dazu dienen, den Bereitschaftsbetrieb ungenutzter Geräte aufrechtzuerhalten.

Beim Ausschalten mittels eines mechanischen Netzschalters am Gerät wird der Stromverbrauch dagegen i. d. R. auf Null reduziert. Bei einigen Geräten schaltet der Netzschalter das Gerät allerdings nur scheinbar ab, es fließt dann weiterhin Strom und das Gerät befindet sich in einem dem Bereitschaftsbetrieb ähnlichen Zustand. In solchen Fällen, oder wenn gar kein Netzschalter vorhanden ist, kann eine schaltbare Steckdosen-Leiste oder eine Master-Slave-Steckdose verwendet werden, um das Gerät völlig stromlos zu machen. Unter Umständen "vergessen" manche Geräte dann aber verschiedene Einstellungen, beispielsweise die eingestellte Uhrzeit. Auch durchlaufen manche Tintenstrahldrucker nach einer vollständigen Netztrennung und anschließendem Wiedereinschalten einen aufwändigen Initialisierungs- und Selbstreinigungsprozess, bei dem oft relativ viel Tinte verbraucht wird.

Energieverbrauch

Der Energieverbrauch von ausgeschalteten Geräten der Unterhaltungselektronik hängt im wesentlichen von der technischen Realisierung der Bereitschaftsschaltung ab:

Teilabschaltung

Um Kosten bei der Herstellung zu minimieren wird die benötigte Spannung zur Speisung der verbleibenden Funktionen bei den meisten Geräten aus dem vorhandenen Netzteil abgegriffen, im Bereitschaftsbetrieb werden nur Teile der Schaltung abgetrennt. Da das Netzteil in der Regel für erheblich größere Leistungen dimensioniert ist, ergibt sich ein extrem schlechter Wirkungsgrad. Solche Geräte verbrauchen oft dauerhaft 10 - 20 Watt, auch wenn sie scheinbar abgeschaltet sind. Diese Leistung schlägt sich in einer Erwärmung der entsprechenden Bauteile nieder, was auch zu einer überschlägigen Diagnose herangezogen werden kann.

Separates Bereitschaftsnetzteil

Wird die benötigte Spannung über einen zusätzliches, speziell für diesen Zweck integriertes Bereitschaftsnetzteil erzeugt, kann die verbrauchte Leistung auf unter ein Watt reduziert werden. Bei einfachen Geräten der Unterhaltungselektronik verteuert dieser Aufwand die Herstellung durchaus erheblich.

Steckernetzteile

Sehr viele Geräte werden durch separate Steckernetzteile versorgt. Solche Netzteile haben vor allem für den Hersteller unter anderem dadurch erhebliche Vorteile, dass die damit versorgten Geräte nicht für alle weltweit vorkommenden Stromnetze konzipiert werden müssen, sondern nur das jeweils passende Netzteil beigelegt werden muss. Solche steckbaren Netzteile lassen sich in aller Regel nicht abschalten, sondern können nur aus der Steckdose gezogen werden.

Nutzen der Bereitschaftsschaltung

Vom gesteigerten Komfort abgesehen, der durch die Möglichkeit der Fern-Einschaltung erzeugt wird, bietet eine Bereitschaftsschaltung zumindest für manche Geräte eine sinnvolle Möglichkeit, die Lebensdauer der elektrischen Komponenten zu verlängern. Schließlich wird durch die Bereitschaftsschaltung ein Einschaltstromstoß, der im normalen Betrieb eines Geräts die wohl höchste innere Belastung für die elektrischen Bauteile darstellt, vermieden. Jedoch werden inzwischen bei den meisten höherwertigen Geräten sogenannte Soft-Start-Schaltungen verbaut, durch die dieser Einschaltstrom so gut wie möglich beschränkt wird.

Computer

Bzgl. der Betriebsbereitschaft eines Computers unterscheidet man mehrere Stufen der Deaktivierung.

  • Verringerung von Systemresourcen (geringere Prozessor-Taktfrequenz, reduzierte Helligkeit bei LCD-Bildschirmen, Abschalten von Festplatten in längeren Zugriffspausen)
  • Standby-Modus
  • Ruhezustand