Benutzer:Cheyron/Landolfo Seniore

Landolfo Seniore oder Landolfo der Ältere (ca. 1050 - ca. 1110), war ein ischer Schriftsteller und Presbyter. Er ist vor allem als Verfasser einer bedeutenden Chronik der Stadt und des Erzbistum Mailands bekannt. Er ist nicht zu verwechseln mit Landolfo Iuniore, einem nahen Zeitgenossen und ebenfalls Verfasser einer Geschichte Mailands, und auch nicht mit Landolfo Cotta, einem fanatischen Anhänger der kirchlichen Fraktion, die sich gegen Landolfo Seniore stellte.

Leben

Landolfo war ein Vertreter des niederen Klerus von Mailand, des so genannten Decuman-Klerus, der für die Betreuung der Kirchen der Stadt mit Ausnahme der beiden Kathedralen zuständig war.[1] Er schrieb eine Historia Mediolanensis, die eine der wichtigsten Quellen für die Rekonstruktion der Ereignisse in Mailand im Mittelalter und insbesondere im 11. Jahrhundert. So bezeugt das Werk von Landolfo den Beginn und die Entwicklung der weltlichen Macht des Bistums Mailand in Norditalien, beginnend mit der Abtretung der multa oppida regalia (viele befestigte Städte, die dem König gehörten, wahrscheinlich im Gebiet des Lago Maggiore) durch Kaiser Otto I. an Erzbischof Valpertus (953–970). Wiederum ist es Landolfo, der von dem Verhör berichtet, das Ariberto d’Intimiano einem gewissen Gerardo, dem Anführer der häretischen Gruppe von Monforte d’Alba, während seines Besuchs im Piemont im Jahr 1028 stellte.

Als Verfechter der Mailänder Traditionen wandte sich Landolfo entschieden gegen die Auflagen, die zur Zeit der Kirchenreformen des 11. Jahrhunderts aus Rom kamen, insbesondere in Bezug auf das Zölibat der Priester. Was bis dahin in Mailand üblich war, wo Priester und andere Kleriker normalerweise Ehefrauen hatten, wurde nun als Konkubinat oder nikolaitische Ketzerei gebrandmarkt.[2] Landolfo lehnte insbesondere die Patarini ab, da er sie für Fanatiker hielt, die Rom bei der Durchsetzung seiner Weisungen nützlich waren.

Bei der Beschreibung der Gegensätze zwischen den Adligen und den Mailänder Cives, die zur Entstehung der Kommune führen sollten, stellte sich Landolphus entschieden auf die Seite der Cives (Notare, Kaufleute, nichtadlige Grundbesitzer), da er der Meinung war, dass sich die Aristokraten zu sehr in das kirchliche Leben einmischten und so den Ruin der ambrosianischen Kirche verursachten.

Literatur

  • Paolo Chiesa: Landolfo Seniore. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 63: Labroca–Laterza. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2004.
  • Alessandro Cutolo: Landulphi senioris Mediolanensis historiae libri quatuor (Ludovico Antonio Muratori, Rerum Italicarum scriptores. Nuova Edizione, 4,2), Bologna 1942.
  • Francesco Quaranta: Preti sposati nel Medioevo, Claudiana, Turin 2000, S. 59–69.
  • Landolfo Seniore. In: Enciclopedia on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom.
  • Landulphus Senior: Historia Mediolanensis, in Ludwig Konrad Bethmann, Wilhelm Wattenbach (Hrsg.), Scriptores, Band 8, Monumenta Germaniae Historica, Hannover 1848.

Einzelnachweise

  1. Marina Troccoli Chini: L’arcidiocesi di Milano (fino al 1884), in Patrick Braun, Hans-Jörg Gilomen (Hrsg.)), Helvetia sacra, Band. 1.6, Helbing & Lichtenhahn, Basel–Francofurt am Main 1989, S. 310–311.
  2. Landulphus Senior: Historia Mediolanensis, in Ludwig Konrad Bethmann, Wilhelm Wattenbach (Hrsg.), Scriptores, Band 8, Monumenta Germaniae Historica, Hannover 1848, S. 35.