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Rudolf Johann Geist (* 13. Juni 1900 in [[Úvaly (Valtice)Garschönthal]], damals [[Niederösterreich]], heute [[Tschechien Tschechische Republik]] † 22. April 1957 in [[Wien]])
Österreichischer Schriftsteller und Lyriker, Widerstandskämpfer und politischer Visionär, Journalist und Verleger.


'''Rudolf Johann Geist''' * [[13. Juni]] [[1900]] in [[Úvaly (Valtice)|Garschönthal]], damals [[Niederösterreich]], heute [[Tschechien|Tschechische Republik]];[[22. April]] [[1957]] in [[Wien]]) war
Der Sohn eines Bäckers und einer Schuhmacherstochter übersiedelte mit der Familie 1902/03 nach Wien [[Ober St. Veit]], wo er die Volks- und Bürgerschule besuchte. Obwohl er keine höhere Schulbildung erwerben konnte, setzte er sich von früh an mit philosophischen, naturwissenschaftlichen und politischen Fragen auseinander. Er arbeitete als Büro-Volontär und machte eine Bäckerlehre. 1918 wurde Geist zum Kriegsdienst an die italienische Front bei [[Belluno]] eingezogen. Nach missglückter Desertion meldete er sich zum Sturmbataillon an der Front, um der drohenden Hinrichtung zu entgehen. Die Kämpfe an der [[Piave]] überlebte er und kehrte tief verstört nach Wien zurück. Nach wirren Jahren als Arbeiter und im Wiener Untergrund, beschloss er 1922, freier Schriftsteller zu werden. Das Schreiben war und blieb ihm fortan Lebenselement. Seine erste Publikation, die Zeitschrift „Schriften“, erregte in Wien Aufsehen und Anerkennung. Ein Kreis junger Dichter scharte sich um ihn, darunter [[Otto Basil]], [[Fritz Brügel]] und Leo Schmidl, mit dem Geist 1923 die Zeitschrift „Das Wort“ herausgab. Überdies gründete er den „Verlag der Schriften“ (später „Der Rote Geist Verlag“, Wien) und veröffentlicht Werke von [[Emil Fröschels]], [[Erich Mühsam]], Leo Schmidl oder Otto Basil, die ihm beide bis ans Lebensende freundschaftlich verbunden blieben. Geschäftlichen Erfolg hatte er mit dem Verlag keinen, wohl aber mit seinem ersten Buch „Nijin, der Sibire“, einer Novelle, die von den Wirren nach der bolschewistischen Revolution in Russland handelt und 1925 im renommierten Berliner [[Malik-Verlag]] erschien. Eine tschechische Übersetzung in 73 Fortsetzungen brachte wann? die Prager Zeitschrift „Rude Pravo“. Des Weiteren entstanden der Hymnus „Wandert, ihr Völker der Neger“, in dem Geist die Migration um Jahrzehnte vorwegnahm, das Drama „Die Gezeichneten“, mit dem er seine eigenen Erlebnisse als „Kanalstrotter“ in den Wiener Abwasserkanälen verarbeitete, zahlreiche Gedichte und ein Essay „Zur europäischen Union“. Zwischen 1926–1938 lebte Geist oft monatelang in Deutschland, arbeitete zunächst als Lektor beim Heilbronner Verleger [[Erich Kunter]]. Dieser publizierte Geists Sonette „Glür und Urbin“, sowie die Novelle „Der rote Knorr“. 1927 kehrte Geist für ca. ein Jahr nach Wien zurück, erlebte den [[Wiener JustizpalastbrandBrand des Wiener Justizpalastes]] und verfasste einen Augenzeugenbericht dieser „Julirevolte“, ebenso den Antikriegsroman „Der anonyme Krieg“. 1929 folgte in [Frankfurt am Main] die hymnische Dichtung „Der Friedhof der Schmetterlinge“, in der Geist die Träume vom freien Leben der unterdrückten Indios beschrieb. Parallel dazu intensivierte er seine Kontakte als Autor bzw. Mitherausgeber zur [GrazGrazer]] Wochenzeitung „Der Republikaner“. Im Mai 1929 nahm Geist am ersten [[Vagabundenkongress 1929Vagabundenkongress]] in [[Stuttgart]] teil und hielt eine flammende Rede, in der er die Bruderschaft aller Menschen verkündete. Sie wurde kurz darauf unter dem Titel „Der Kunde als revolutionärer Agitator“ von [[Gregor Gog]] in seiner Zeitschrift Der Kunde veröffentlicht. Spätestens ab 1930 war Geist Mitglied der [[Österreichischer PEN-Club österreichischen Sektion des P.E.N.-Clubs]]. Wieder pendelte er zwischen Österreich und Deutschland, wohnte ab Herbst 1932 in [[Berlin]], abwechselnd bei [[Max Barthel]] und dem Verleger [[Paul Heinzelmann]], in dessen Steinklopfer-Verlag der Essay „Über den Dichter“ sowie der Sonett-Zyklus „Die ersten Menschen“ erschienen. Kurz nach Hitlers Machtantritt wurden Geists Werke in Deutschland verboten und verbrannt,. Geist flüchtete 1933 nach Wien und bezog eine 17m²-Gemeindewohnung. Wie schon früher schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten und dem Verfassen von Beiträgen für Zeitungen und Zeitschriften durch. 1934 entstand das Buch zum Film „Ich bin ein Zigeuner“, der unter der Regie von [[Fritz Weiss]] im Burgenland gedreht wurde. Im selben Jahr heiratete Geist die Kindergärtnerin und sozialdemokratische Funktionärin [[Emma GeistEmma Anna Kronsteiner]]. 1935, zur Geburt des ersten Kindes Till Hans, organisierte Otto Basil unter Freunden eine Kollekte für die mittellose Familie. In der Zeit der großen Arbeitslosigkeit ließ Geist Karten mit eigenen Gedichten drucken, die er von Tür zu Tür verkaufen wollte, was sich jedoch als hoffnungsloses Unterfangen herausstellte. 1937 brachte der Wiener Kristall-Verlag Geists umfassenden Gedichtband „Das schöne Gleichnis“. Gegen Ende des Jahres gehörte Geist zum Gründer-Kollektiv der Zeitschrift [[Plan (Zeitschrift)PLAN] um Otto Basil, sein Gedicht „Brothaus“ erschien in der ersten Nummer im Januar 1938. Der Einmarsch der Nationalsozialisten veränderte Rudolf Geists Leben grundlegend: Zunächst nur unter Beobachtung, wurde er am 3.9.1939 wegen „Kommunistischer Mundpropaganda“ verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ am 26.6.1940 zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. Jegliche Betätigung als Schriftsteller wurde ihm untersagt, trotzdem gelang es ihm, Gedanken und Gedichte während der Haft zu notieren. Gesundheitlich zerrüttet kehrte nach der Entlassung heim, wurde zur Deutschen Wehrmacht einberufen und nach wenigen Wochen wegen „Wehruntüchtigkeit“ ausgeschlossen. Die Eroberung Wiens durch sowjetrussische Truppen erlebte Geist als Befreiung, dem Wiederaufbau Österreichs widmete er all seine Kraft.
ein [[österreichischer Schriftsteller]] und [[Lyriker]], [[Widerstandskämpfer]] und politischer Visionär, [[Journalist]] und [[Verleger]].


== Leben ==
Von Mitte 1945 bis Ende Februar 1948 fand er eine Anstellung als Verlagsautor bei Erwin Müller, bis dieser in wirtschaftliche Turbulenzen geriet. Geist erhielt eine minimale Opferfürsorge-Rente, versuchte sich abermals als Verleger und veröffentlichte u. a. zwei Werke von [[Upton Sinclair]], allerdings ohne geschäftlichen Erfolg. An der Seite von Otto Basil wurde er wieder redaktionelles Mitglied der Zeitschrift „PLAN“, dessen neue Nummer vom Dezember 1945 den Aufruf „Österreichische Verpflichtung“ druckte, in dem Geist auch zur Rückholung der vertriebenen Juden nach Österreich aufrief. Abgesehen von zwei Neuauflagen älterer Titel, die vor dem Krieg im Steinklopfer-Verlag Berlin erschienen waren, wurden nach 1948 keine Werke von Rudolf Geist gedruckt. Um für die mittlerweile 6-köpfige Familie zu sorgen, arbeitete der groß und stark gewachsene Mann trotz seiner angegriffenen Gesundheit immer wieder als Gärtner bei der Gemeinde Wien. Daneben verfasste er zahlreiche neue Werke: so das Filmbuch „Globus, der Fahnenträger“, den utopischen Roman „Augenzeuge Menschheit“, das Drama „Judith und Holofernes“, drei von geplanten fünf Bänden des Christus-Romans „Der Kreuziger“ und eine utopische Schrift „Die Weltsozietät“, in der Geist den völkerrechtlichen Weg zum Weltfrieden entwarf. 1957 starb Rudolf Geist an den Folgen eines [[MagenkarzinomMagenkarzinoms]] und wurde am [[Baumgartner Friedhof]] im Grab seiner Eltern (Gruppe D1, Nummer 486) bestattet.
Der Sohn eines Bäckers und einer Schuhmacherstochter übersiedelte mit der Familie 1902/03 nach Wien [[Ober St. Veit]], wo er die Volks- und Bürgerschule besuchte. Obwohl er keine höhere Schulbildung erwerben konnte, setzte er sich von früh an mit philosophischen, naturwissenschaftlichen und politischen Fragen auseinander. Er arbeitete als Büro-Volontär und machte eine Bäckerlehre. 1918 wurde Geist zum Kriegsdienst an die italienische Front bei [[Belluno]] eingezogen. Nach missglückter Desertion meldete er sich zum Sturmbataillon an der Front, um der drohenden Hinrichtung zu entgehen. Die Kämpfe an der [[Piave]] überlebte er und kehrte tief verstört nach Wien zurück. Nach wirren Jahren als Arbeiter und im Wiener Untergrund, beschloss er 1922, freier Schriftsteller zu werden. Das Schreiben war und blieb ihm fortan Lebenselement. Seine erste Publikation, die Zeitschrift „Schriften“, erregte in Wien Aufsehen und Anerkennung. Ein Kreis junger Dichter scharte sich um ihn, darunter [[Otto Basil]], [[Fritz Brügel]] und Leo Schmidl, mit dem Geist 1923 die Zeitschrift „Das Wort“ herausgab. Überdies gründete er den „Verlag der Schriften“ (später „Der Rote Geist Verlag“, Wien) und veröffentlicht Werke von [[Emil Fröschels]], [[Erich Mühsam]], Leo Schmidl oder Otto Basil, die ihm beide bis ans Lebensende freundschaftlich verbunden blieben. Geschäftlichen Erfolg hatte er mit dem Verlag keinen, wohl aber mit seinem ersten Buch „Nijin, der Sibire“, einer Novelle, die von den Wirren nach der bolschewistischen Revolution in Russland handelt und 1925 im renommierten Berliner [[Malik-Verlag]] erschien. Eine tschechische Übersetzung in 73 Fortsetzungen brachte wann? die Prager Zeitschrift „Rude Pravo“. Des Weiteren entstanden der Hymnus „Wandert, ihr Völker der Neger“, in dem Geist die Migration um Jahrzehnte vorwegnahm, das Drama „Die Gezeichneten“, mit dem er seine eigenen Erlebnisse als „Kanalstrotter“ in den Wiener Abwasserkanälen verarbeitete, zahlreiche Gedichte und ein Essay „Zur europäischen Union“. Zwischen 1926–1938 lebte Geist oft monatelang in Deutschland, arbeitete zunächst als Lektor beim Heilbronner Verleger [[Erich Kunter]]. Dieser publizierte Geists Sonette „Glür und Urbin“, sowie die Novelle „Der rote Knorr“. 1927 kehrte Geist für ca. ein Jahr nach Wien zurück, erlebte den [[Wiener Justizpalastbrand|Brand des Wiener Justizpalastes]] und verfasste einen Augenzeugenbericht dieser „Julirevolte“, ebenso den Antikriegsroman „Der anonyme Krieg“. 1929 folgte in [Frankfurt am Main] die hymnische Dichtung „Der Friedhof der Schmetterlinge“, in der Geist die Träume vom freien Leben der unterdrückten Indios beschrieb. Parallel dazu intensivierte er seine Kontakte als Autor bzw. Mitherausgeber zur [Graz|Grazer]] Wochenzeitung „Der Republikaner“. Im Mai 1929 nahm Geist am ersten [[Vagabundenkongress 1929|Vagabundenkongress]] in [[Stuttgart]] teil und hielt eine flammende Rede, in der er die Bruderschaft aller Menschen verkündete. Sie wurde kurz darauf unter dem Titel „Der Kunde als revolutionärer Agitator“ von [[Gregor Gog]] in seiner Zeitschrift Der Kunde veröffentlicht. Spätestens ab 1930 war Geist Mitglied der [[Österreichischer PEN-Club|österreichischen Sektion des P.E.N.-Clubs]]. Wieder pendelte er zwischen Österreich und Deutschland, wohnte ab Herbst 1932 in [[Berlin]], abwechselnd bei [[Max Barthel]] und dem Verleger [[Paul Heinzelmann]], in dessen Steinklopfer-Verlag der Essay „Über den Dichter“ sowie der Sonett-Zyklus „Die ersten Menschen“ erschienen. Kurz nach Hitlers Machtantritt wurden Geists Werke in Deutschland verboten und verbrannt,. Geist flüchtete 1933 nach Wien und bezog eine 17m²-Gemeindewohnung. Wie schon früher schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten und dem Verfassen von Beiträgen für Zeitungen und Zeitschriften durch. 1934 entstand das Buch zum Film „Ich bin ein Zigeuner“, der unter der Regie von [[Fritz Weiss]] im Burgenland gedreht wurde. Im selben Jahr heiratete Geist die Kindergärtnerin und sozialdemokratische Funktionärin [[Emma Geist|Emma Anna Kronsteiner]]. 1935, zur Geburt des ersten Kindes Till Hans, organisierte Otto Basil unter Freunden eine Kollekte für die mittellose Familie. In der Zeit der großen Arbeitslosigkeit ließ Geist Karten mit eigenen Gedichten drucken, die er von Tür zu Tür verkaufen wollte, was sich jedoch als hoffnungsloses Unterfangen herausstellte. 1937 brachte der Wiener Kristall-Verlag Geists umfassenden Gedichtband „Das schöne Gleichnis“. Gegen Ende des Jahres gehörte Geist zum Gründer-Kollektiv der Zeitschrift [[Plan (Zeitschrift)|PLAN] um Otto Basil, sein Gedicht „Brothaus“ erschien in der ersten Nummer im Januar 1938. Der Einmarsch der Nationalsozialisten veränderte Rudolf Geists Leben grundlegend: Zunächst nur unter Beobachtung, wurde er am 3.9.1939 wegen „Kommunistischer Mundpropaganda“ verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ am 26.6.1940 zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. Jegliche Betätigung als Schriftsteller wurde ihm untersagt, trotzdem gelang es ihm, Gedanken und Gedichte während der Haft zu notieren. Gesundheitlich zerrüttet kehrte nach der Entlassung heim, wurde zur Deutschen Wehrmacht einberufen und nach wenigen Wochen wegen „Wehruntüchtigkeit“ ausgeschlossen. Die Eroberung Wiens durch sowjetrussische Truppen erlebte Geist als Befreiung, dem Wiederaufbau Österreichs widmete er all seine Kraft.


Von Mitte 1945 bis Ende Februar 1948 fand er eine Anstellung als Verlagsautor bei Erwin Müller, bis dieser in wirtschaftliche Turbulenzen geriet. Geist erhielt eine minimale Opferfürsorge-Rente, versuchte sich abermals als Verleger und veröffentlichte u. a. zwei Werke von [[Upton Sinclair]], allerdings ohne geschäftlichen Erfolg. An der Seite von Otto Basil wurde er wieder redaktionelles Mitglied der Zeitschrift „PLAN“, dessen neue Nummer vom Dezember 1945 den Aufruf „Österreichische Verpflichtung“ druckte, in dem Geist auch zur Rückholung der vertriebenen Juden nach Österreich aufrief. Abgesehen von zwei Neuauflagen älterer Titel, die vor dem Krieg im Steinklopfer-Verlag Berlin erschienen waren, wurden nach 1948 keine Werke von Rudolf Geist gedruckt. Um für die mittlerweile 6-köpfige Familie zu sorgen, arbeitete er trotz seiner angegriffenen Gesundheit immer wieder als Gärtner bei der Gemeinde Wien. Daneben verfasste er zahlreiche neue Werke: so das Filmbuch ''Globus, der Fahnenträger'', den utopischen Roman ''Augenzeuge Menschheit'', das Drama ''Judith und Holofernes'', drei von geplanten fünf Bänden des Christus-Romans ''Der Kreuziger'' und eine utopische Schrift ''Die Weltsozietät'', in der Geist den völkerrechtlichen Weg zum Weltfrieden entwarf. 1957 starb Rudolf Geist an den Folgen eines [[Magenkarzinom|Magenkarzinoms]] und wurde auf dem [[Baumgartner Friedhof]] im Grab seiner Eltern (Gruppe D1, Nummer 486) bestattet.
Auswahl zu Lebzeiten veröffentlichter Werke:
1922/23 Schriften, Verse und Gesänge. Wien
1925 Nijin, der Sibire. Roman, Berlin
1926 Glür und Urbin. Sonette von zwei Farben, Heilbronn
1926 Der rote Knorr. Novelle, Heilbronn
1927 Die Wiener Julirevolte. Bericht, Heilbronn
1928 Der anonyme Krieg. Roman, Heilbronn
1929 Der Friedhof der Schmetterlinge. Dichtung, Frankfurt a.M.
1929 Der Kunde als revolutionärer Agitator. Rede auf dem Vagabundenkongress, Stuttgart
1929/30 Vom Manifest zum Gesetz. Adresse, Frankfurt a.M., Wien, New York
1932 Die ersten Menschen. Sonette, Berlin
1932/33 Über den Dichter. Artpolemik, Berlin-Wien
1935 30 Sonette. Lyrische Postkarten, Wien
1937 Das schöne Gleichnis. Gedichte, Wien
1937 Das neue Werk. Gedichte, Wien
1946 Der rote Knorr und andere Novellen, Wien
1946 Entwürfe für eine neue österreichische Volkshymne, Wien-Gmunden-Zürich
1946 Genius. Schriften für die Idee der Menschheit, Wien-Gmunden-Zürich-New York
1946 Also sprach Niemand. Sonette, Wien-Gmunden-Zürich-New York
1946/47 Alphawort. Gedichte, Wien-Gmunden-Zürich
1947 Wandert, ihr Völker der Neger! Dichtung, Wien
1949 Die Reise ins andere Ich. Roman, Linz
1955 Die ersten Menschen. Sonett-Zyklus, Fürstenfeldbruck
1956 Das Hohelied der Indios (= Der Friedhof der Schmetterlinge), Dichtung, Fürstenfeldbruck


== Werke ==
'''Auswahl'''


* ''Schriften, Verse und Gesänge''. Wien 1922/23
Konrad Feilchenfeldt (Hg.) Deutsches Literatur-Lexikon Bd. 10. S 604–607
* ''Nijin, der Sibire''. Roman, Berlin 1925
[[Karl-Markus Gauß]] / Till Geist: Der unruhige Geist – Rudolf Geist. Eine Collage, Salzburg 2000
* ''Glür und Urbin''. Sonette von zwei Farben, Heilbronn 1926
Till Geist: „Geist wird noch entdeckt werden“ Zu Otto Basil und Rudolf Geist, in: Otto Basil und die Literatur um 1945 hgg. von [[Volker Kaukoreit]] / [[Wendelin Schmidt-Dengler]], in: Profile 1. Jg. Heft 2, Wien 1998
* ''Der rote Knorr''. Novelle, Heilbronn 1926
Till Geist: Ein Vergessener wird wieder entdeckt: Rudolf Geist, in: biblos 50,1, Wien 2001
* ''Die Wiener Julirevolte''. Bericht, Heilbronn 1927
Michael Krassnitzer: Widerstand in Hietzing, Wien 2004
* ''Der anonyme Krieg''. Roman, Heilbronn 1928
* ''Der Friedhof der Schmetterlinge''. Dichtung, Frankfurt a.M. 1929 (2. Auflage u.d.T. ''Das Hohelied der Indios'', Fürstenfeldbruck 1956
* ''Der Kunde als revolutionärer Agitator''. Rede auf dem Vagabundenkongress, Stuttgart 1929
* ''Vom Manifest zum Gesetz''. Adresse, Frankfurt a.M., Wien, New York 1929/30
* ''Die ersten Menschen''. Sonette, Berlin 1932 (2. Auflage Fürstenfeldbruck 1955)
* ''Über den Dichter. Artpolemik'', Berlin-Wien 1932/33
* ''30 Sonette''. Lyrische Postkarten, Wien 1935
* ''Das schöne Gleichnis''. Gedichte, Wien 1937
* ''Das neue Werk''. Gedichte, Wien 1937
* ''Der rote Knorr und andere Novellen'', Wien 1946
* ''Entwürfe für eine neue österreichische Volkshymne'', Wien-Gmunden-Zürich 1946
* ''Genius. Schriften für die Idee der Menschheit'', Wien-Gmunden-Zürich-New York 1946
* ''Also sprach Niemand''. Sonette, Wien-Gmunden-Zürich-New York 1946
* ''Alphawort''. Gedichte, Wien-Gmunden-Zürich 1946/47
* ''Wandert, ihr Völker der Neger!'' Dichtung, Wien 1947
* ''Die Reise ins andere Ich''. Roman, Linz 1949

== Literatur ==
<!-- nach Jahr -->
* Konrad Feilchenfeldt (Hg.): ''Deutsches Literatur-Lexikon'', Bd. 10. S 604–607
* [[Karl-Markus Gauß]] / Till Geist: ''Der unruhige Geist – Rudolf Geist. Eine Collage'', Salzburg 2000
* Till Geist: ''Geist wird noch entdeckt werden''. Zu Otto Basil und Rudolf Geist. In: "Otto Basil und die Literatur um 1945", hrsg. von [[Volker Kaukoreit]] / [[Wendelin Schmidt-Dengler]], in: Profile 1. Jg. Heft 2, Wien 1998
* Till Geist: ''Ein Vergessener wird wieder entdeckt: Rudolf Geist''. In: biblos 50,1, Wien 2001
* Michael Krassnitzer: ''Widerstand in Hietzing'', Wien 2004

== Weblinks ==

== Einzelnachweise ==
<references />

Aktuelle Version vom 4. August 2020, 13:46 Uhr

Rudolf Johann Geist * 13. Juni 1900 in Garschönthal, damals Niederösterreich, heute Tschechische Republik; † 22. April 1957 in Wien) war ein österreichischer Schriftsteller und Lyriker, Widerstandskämpfer und politischer Visionär, Journalist und Verleger.

Leben

Der Sohn eines Bäckers und einer Schuhmacherstochter übersiedelte mit der Familie 1902/03 nach Wien Ober St. Veit, wo er die Volks- und Bürgerschule besuchte. Obwohl er keine höhere Schulbildung erwerben konnte, setzte er sich von früh an mit philosophischen, naturwissenschaftlichen und politischen Fragen auseinander. Er arbeitete als Büro-Volontär und machte eine Bäckerlehre. 1918 wurde Geist zum Kriegsdienst an die italienische Front bei Belluno eingezogen. Nach missglückter Desertion meldete er sich zum Sturmbataillon an der Front, um der drohenden Hinrichtung zu entgehen. Die Kämpfe an der Piave überlebte er und kehrte tief verstört nach Wien zurück. Nach wirren Jahren als Arbeiter und im Wiener Untergrund, beschloss er 1922, freier Schriftsteller zu werden. Das Schreiben war und blieb ihm fortan Lebenselement. Seine erste Publikation, die Zeitschrift „Schriften“, erregte in Wien Aufsehen und Anerkennung. Ein Kreis junger Dichter scharte sich um ihn, darunter Otto Basil, Fritz Brügel und Leo Schmidl, mit dem Geist 1923 die Zeitschrift „Das Wort“ herausgab. Überdies gründete er den „Verlag der Schriften“ (später „Der Rote Geist Verlag“, Wien) und veröffentlicht Werke von Emil Fröschels, Erich Mühsam, Leo Schmidl oder Otto Basil, die ihm beide bis ans Lebensende freundschaftlich verbunden blieben. Geschäftlichen Erfolg hatte er mit dem Verlag keinen, wohl aber mit seinem ersten Buch „Nijin, der Sibire“, einer Novelle, die von den Wirren nach der bolschewistischen Revolution in Russland handelt und 1925 im renommierten Berliner Malik-Verlag erschien. Eine tschechische Übersetzung in 73 Fortsetzungen brachte wann? die Prager Zeitschrift „Rude Pravo“. Des Weiteren entstanden der Hymnus „Wandert, ihr Völker der Neger“, in dem Geist die Migration um Jahrzehnte vorwegnahm, das Drama „Die Gezeichneten“, mit dem er seine eigenen Erlebnisse als „Kanalstrotter“ in den Wiener Abwasserkanälen verarbeitete, zahlreiche Gedichte und ein Essay „Zur europäischen Union“. Zwischen 1926–1938 lebte Geist oft monatelang in Deutschland, arbeitete zunächst als Lektor beim Heilbronner Verleger Erich Kunter. Dieser publizierte Geists Sonette „Glür und Urbin“, sowie die Novelle „Der rote Knorr“. 1927 kehrte Geist für ca. ein Jahr nach Wien zurück, erlebte den Brand des Wiener Justizpalastes und verfasste einen Augenzeugenbericht dieser „Julirevolte“, ebenso den Antikriegsroman „Der anonyme Krieg“. 1929 folgte in [Frankfurt am Main] die hymnische Dichtung „Der Friedhof der Schmetterlinge“, in der Geist die Träume vom freien Leben der unterdrückten Indios beschrieb. Parallel dazu intensivierte er seine Kontakte als Autor bzw. Mitherausgeber zur [Graz|Grazer]] Wochenzeitung „Der Republikaner“. Im Mai 1929 nahm Geist am ersten Vagabundenkongress in Stuttgart teil und hielt eine flammende Rede, in der er die Bruderschaft aller Menschen verkündete. Sie wurde kurz darauf unter dem Titel „Der Kunde als revolutionärer Agitator“ von Gregor Gog in seiner Zeitschrift Der Kunde veröffentlicht. Spätestens ab 1930 war Geist Mitglied der österreichischen Sektion des P.E.N.-Clubs. Wieder pendelte er zwischen Österreich und Deutschland, wohnte ab Herbst 1932 in Berlin, abwechselnd bei Max Barthel und dem Verleger Paul Heinzelmann, in dessen Steinklopfer-Verlag der Essay „Über den Dichter“ sowie der Sonett-Zyklus „Die ersten Menschen“ erschienen. Kurz nach Hitlers Machtantritt wurden Geists Werke in Deutschland verboten und verbrannt,. Geist flüchtete 1933 nach Wien und bezog eine 17m²-Gemeindewohnung. Wie schon früher schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten und dem Verfassen von Beiträgen für Zeitungen und Zeitschriften durch. 1934 entstand das Buch zum Film „Ich bin ein Zigeuner“, der unter der Regie von Fritz Weiss im Burgenland gedreht wurde. Im selben Jahr heiratete Geist die Kindergärtnerin und sozialdemokratische Funktionärin Emma Anna Kronsteiner. 1935, zur Geburt des ersten Kindes Till Hans, organisierte Otto Basil unter Freunden eine Kollekte für die mittellose Familie. In der Zeit der großen Arbeitslosigkeit ließ Geist Karten mit eigenen Gedichten drucken, die er von Tür zu Tür verkaufen wollte, was sich jedoch als hoffnungsloses Unterfangen herausstellte. 1937 brachte der Wiener Kristall-Verlag Geists umfassenden Gedichtband „Das schöne Gleichnis“. Gegen Ende des Jahres gehörte Geist zum Gründer-Kollektiv der Zeitschrift [[Plan (Zeitschrift)|PLAN] um Otto Basil, sein Gedicht „Brothaus“ erschien in der ersten Nummer im Januar 1938. Der Einmarsch der Nationalsozialisten veränderte Rudolf Geists Leben grundlegend: Zunächst nur unter Beobachtung, wurde er am 3.9.1939 wegen „Kommunistischer Mundpropaganda“ verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ am 26.6.1940 zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. Jegliche Betätigung als Schriftsteller wurde ihm untersagt, trotzdem gelang es ihm, Gedanken und Gedichte während der Haft zu notieren. Gesundheitlich zerrüttet kehrte nach der Entlassung heim, wurde zur Deutschen Wehrmacht einberufen und nach wenigen Wochen wegen „Wehruntüchtigkeit“ ausgeschlossen. Die Eroberung Wiens durch sowjetrussische Truppen erlebte Geist als Befreiung, dem Wiederaufbau Österreichs widmete er all seine Kraft.

Von Mitte 1945 bis Ende Februar 1948 fand er eine Anstellung als Verlagsautor bei Erwin Müller, bis dieser in wirtschaftliche Turbulenzen geriet. Geist erhielt eine minimale Opferfürsorge-Rente, versuchte sich abermals als Verleger und veröffentlichte u. a. zwei Werke von Upton Sinclair, allerdings ohne geschäftlichen Erfolg. An der Seite von Otto Basil wurde er wieder redaktionelles Mitglied der Zeitschrift „PLAN“, dessen neue Nummer vom Dezember 1945 den Aufruf „Österreichische Verpflichtung“ druckte, in dem Geist auch zur Rückholung der vertriebenen Juden nach Österreich aufrief. Abgesehen von zwei Neuauflagen älterer Titel, die vor dem Krieg im Steinklopfer-Verlag Berlin erschienen waren, wurden nach 1948 keine Werke von Rudolf Geist gedruckt. Um für die mittlerweile 6-köpfige Familie zu sorgen, arbeitete er trotz seiner angegriffenen Gesundheit immer wieder als Gärtner bei der Gemeinde Wien. Daneben verfasste er zahlreiche neue Werke: so das Filmbuch Globus, der Fahnenträger, den utopischen Roman Augenzeuge Menschheit, das Drama Judith und Holofernes, drei von geplanten fünf Bänden des Christus-Romans Der Kreuziger und eine utopische Schrift Die Weltsozietät, in der Geist den völkerrechtlichen Weg zum Weltfrieden entwarf. 1957 starb Rudolf Geist an den Folgen eines Magenkarzinoms und wurde auf dem Baumgartner Friedhof im Grab seiner Eltern (Gruppe D1, Nummer 486) bestattet.

Werke

Auswahl

  • Schriften, Verse und Gesänge. Wien 1922/23
  • Nijin, der Sibire. Roman, Berlin 1925
  • Glür und Urbin. Sonette von zwei Farben, Heilbronn 1926
  • Der rote Knorr. Novelle, Heilbronn 1926
  • Die Wiener Julirevolte. Bericht, Heilbronn 1927
  • Der anonyme Krieg. Roman, Heilbronn 1928
  • Der Friedhof der Schmetterlinge. Dichtung, Frankfurt a.M. 1929 (2. Auflage u.d.T. Das Hohelied der Indios, Fürstenfeldbruck 1956
  • Der Kunde als revolutionärer Agitator. Rede auf dem Vagabundenkongress, Stuttgart 1929
  • Vom Manifest zum Gesetz. Adresse, Frankfurt a.M., Wien, New York 1929/30
  • Die ersten Menschen. Sonette, Berlin 1932 (2. Auflage Fürstenfeldbruck 1955)
  • Über den Dichter. Artpolemik, Berlin-Wien 1932/33
  • 30 Sonette. Lyrische Postkarten, Wien 1935
  • Das schöne Gleichnis. Gedichte, Wien 1937
  • Das neue Werk. Gedichte, Wien 1937
  • Der rote Knorr und andere Novellen, Wien 1946
  • Entwürfe für eine neue österreichische Volkshymne, Wien-Gmunden-Zürich 1946
  • Genius. Schriften für die Idee der Menschheit, Wien-Gmunden-Zürich-New York 1946
  • Also sprach Niemand. Sonette, Wien-Gmunden-Zürich-New York 1946
  • Alphawort. Gedichte, Wien-Gmunden-Zürich 1946/47
  • Wandert, ihr Völker der Neger! Dichtung, Wien 1947
  • Die Reise ins andere Ich. Roman, Linz 1949

Literatur

  • Konrad Feilchenfeldt (Hg.): Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 10. S 604–607
  • Karl-Markus Gauß / Till Geist: Der unruhige Geist – Rudolf Geist. Eine Collage, Salzburg 2000
  • Till Geist: Geist wird noch entdeckt werden. Zu Otto Basil und Rudolf Geist. In: "Otto Basil und die Literatur um 1945", hrsg. von Volker Kaukoreit / Wendelin Schmidt-Dengler, in: Profile 1. Jg. Heft 2, Wien 1998
  • Till Geist: Ein Vergessener wird wieder entdeckt: Rudolf Geist. In: biblos 50,1, Wien 2001
  • Michael Krassnitzer: Widerstand in Hietzing, Wien 2004

Einzelnachweise