Abbauer

Als Abbauer oder Anbauer bzw. auch NeuenAnbauer bezeichnete man im ländlichen Raum Neusiedler, die ab etwa 1778 in die Dorfgemeinschaft eintraten und ein Haus mit Grundstück, aber keine eigenen landwirtschaftlichen Nutzflächen besaßen. Sie waren nicht zur Nutzung der Allmende berechtigt. Abbauer und Anbauer unterschieden sich nur in der Herkunft ihrer Grundstücke. Abbauer ließen sich auf privatem Grund nieder. Anbauer errichteten ihre Stelle auf Boden, der Gemeineigentum war. In den Kirchbüchern von Nordhausen-Salza in Nordthüringen, lassen sich die Strukturen gut erkennen da der Pfarrer die Stellung der Einwohner in den Büchern aufführte. Im Gegensatz zu den Alteingesessen, welche auch als Alte Nachbarn bezeichnet werden, nannten man die ersten fremden Siedler dort Colonisten. Diese Menschen kamen aus anderen Gebieten und wurden in Preußen durch Unterstützung Friedrich des Großen in sogenannten Kolonien angesiedelt. Spätere Neusiedler wurden ab 1778 Anbauer dann NeuenAnbauer genannt. Am Beispiel von Salza lässt sich gut die weitere Entwicklung des Ortes nachvollziehen. Die große Anzahl von neuen Siedlern führte schnell zu Unruhen gegen die Alteingesessenen, welche auch besondere Stellung im Ort besaßen. Dazu gehörte zB. auch der feste Sitzplatz in der viel zu kleinen Kirche, welcher im Kirchenstuhlverzeichnis festgehalten wurde. In Salza wurde zB. Beispiel mit Unterstützung des preußischen Königs, die alte Kirche niedergelegt und eine neue größere errichtet, die alte Einwohner und neue Siedler nun gemeinsam nutzten.

Die Ab- und Anbauer standen am unteren Ende der dörflichen Sozialstruktur. Ihre Ansiedlung musste von der Domanialkammer und der Gemeinde genehmigt werden. Da sie über kein eigenes Land verfügten, konnten sie ihren Lebensunterhalt nicht durch die Landwirtschaft bestreiten. Sie arbeiteten als Handwerker, Hausierer, Händler oder Landarbeiter.

Belege

  • Wolfgang Jürries, Berndt Wachter (Hrsg.): Wendland-Lexikon. Band 1: A–K. 2. Auflage. Druck- und Verlagsgesellschaft Köhring & Co., Lüchow 2008, ISBN 978-3-926322-28-9, S. 15, 54.
  • Heinz Georg Röhrbein: Quellenbegriffe des 16. bis 19. Jahrhunderts. Heute unbekannte Begriffe der Quellensprache des 16. bis 19. Jahrhunderts aus dem ländlichen Raum, erläutert am Beispiel der alten Ämter Calenberg und Blumenau. Verlag August Lax, Hildesheim 1991, ISBN 3-7848-5105-3, S. 9, 13.
  • Kirchbuch Nordhausen-Salza St.-Laurentius-Kirche.