Tanneck (Elsdorf)

Lage des ehemaligen Ortes Tanneck im Rheinischen Braunkohlerevier
Tanneck während des Abrisses im Jahr 2011, im Hintergrund ein Schaufelradbagger.
Tanneck während des Abrisses im Jahr 2011, links im Bild ein Schaufelradbagger, nur wenige hundert Meter von Tanneck entfernt
Schaufelradbagger an der Abbruchkante zu Tanneck

Tanneck war ein Ortsteil der Stadt Elsdorf im Rheinland. Elsdorf ist eine Stadt im Rhein-Erft-Kreis, Nordrhein-Westfalen. Aufgrund der Ausdehnung des Tagebaus Hambach in südwestliche Richtung wurde der Ort umgesiedelt. Ende 2011 wurde Tanneck endgültig durch den Tagebau vereinnahmt. Inzwischen liegt der frühere Standort Tannecks im Tagebau Hambach.

Lage

Tanneck lag zwischen Berrendorf-Wüllenrath, Etzweiler und Manheim an der Bundesautobahn 4.

Geschichte

Tanneck war vor allem für sein bis in das Jahr 1860 zurückreichendes Pferdegestüt bekannt. Mitte des 19. Jahrhunderts ließ sich in Tanneck die Unternehmerfamilie Langen nieder, um hier ihren Sommersitz im Haus Tanneck einzurichten. Das relativ kleine Gestüt und das darauf befindliche Haus wurden 1940 als „Gut Tanneck“ von Legationsrat Horst Wagner, im Auftrag des neu in das Amt des Reichsaußenministers gekommenen Joachim von Ribbentrop für 74.000 Mark gekauft. Es sollte als Gestüt des Auswärtigen Amtes eine gesellschaftliche Plattform für die Begegnung mit einflussreichen Personen aus dem Ausland und gegebenenfalls zur Ausbildung von diplomatischen Attachés ausgebaut werden. Als Verwalter wurde Wagner durch Ribbentrop berufen.[1] Nach der deutschen Besetzung Frankreichs wurden noch im Sommer 1940 über vierzig französische Zucht- und Rennpferde aus der Gegend um Poitiers „beschafft“, die im Oktober 1940 nach Deutschland verbracht wurden. In Tanneck konnten jedoch nur 15 davon untergebracht werden. Für die Bewirtschaftung des Gutes hatte Wagner die Familie seines bisherigen Kraftfahrers, Heinz und Hanna R. eingestellt, die dort wohnten und ihren Lohn vom Außenministerium bezogen. Für die züchterische Betreuung des Pferdebestandes war der frühere Kavallerist Emil Sch. zuständig.[2] Etwa 1941 wurde das Gut aus betriebswirtschaftlichen Gründen an das NS-Gestüt „Wiesenhof“ in Berlin-Dahlem eingeschlossen. Bis zum Herbst 1944 kümmerte sich Wagner um den Bestand des Gutes.[3] Er weilte mindestens Einmals monatlich für mehrere Tage auf dem Gutsgelände. Zumal er von den Pferden auch zwei Wallache sein "Eigen" nannte. Für den Unterhalt des Anwesens waren vom Finanzministerium bereits 1940 zehn Millionen Mark bewilligt worden. Um die Jahreswende 1944/1945 wurde das Gestüt geräumt und dann die letzten Monate des Kriegs als Lazarett genutzt. Während dieser Zeit wurde die Gebäude durch Luftangriffe nahezu vollständig zerstört.

Die Unterlagen, einschließlich des Kaufvertrages für das „Gut Tanneck“ hatte Horst Wagner noch vor dem Zusammenbruch des Dritten Reiches an sich genommen und bewahrte die Dokumente bis Anfang der 1950er Jahre zugriffssicher auf. Da er sich wegen der von ihm begangenen Kriegsverbrechen zu dieser Zeit im Ausland aufhielt, beauftragte er den Rechtsanwalt Dr. Schreiber 1952, seine vermeintlichen „Besitzansprüche geltend“[4] zu machen. Vermutlich wird dieser Plan nicht funktioniert haben, denn 1952 kaufte Adolf Schindling Haus Tanneck und benannte es in das Gestüt ASTA um. ASTA war als Akronym für Adolf Schindling Tachometer gewählt, ein Unternehmen Schindlings, aus dem später die VDO-Werke hervorgingen.[5]

Quellen

  1. Gisela Heidenreich: Geliebter Täter. Ein Diplomat im Dienst der „Endlösung“. Droemer Verlag, München 2011, ISBN 978-3-426-27432-3, S. 56ff.
  2. Zeugenaussagen von Emil Sch. von 1961, in: Historisches Archiv Düsseldorf Sign.: Ger.Rep. 237/28
  3. Sebastian Weitkamp: Braune Diplomaten. Horst Wagner und Eberhard von Thadden als Funktionäre der „Endlösung“. J.H.W. Dietz, Bonn 2008, ISBN 978-3-8012-4178-0, S. 64f.
  4. Gisela Heidenreich: Geliebter Täter. Ein Diplomat im Dienst der „Endlösung“. Droemer Verlag, München 2011, ISBN 978-3-426-27432-3, S. 56f.
  5. Kölnische Rundschau vom 29. November 2010 Ein Stück Geschichte geht unter, abgerufen am 25. April 2017

Koordinaten: 50° 54′ 17″ N, 6° 34′ 45″ O