Michael Beer (Baumeister)

Stiftskirche in Kempten

Michael Beer (* um 1605 in Au (Vorarlberg); † 30. Mai 1666 ebenda) war ein österreichischer Architekt und Baumeister der Barockzeit.

Leben

Familie

Er stammte aus der Architektenfamilie Beer und war der Vater der Baumeister Franz Beer von Bleichten (1660–1726) und Ignaz Beer (1664–1685).

Michael Beer ist der Stammvater der später in Andelsbuch beheimateten Familie Bär, aus der u. a. Jodok Bär, Josef Alois Karl Bär, Friedrich Bär, Ernst Bär und Johannes Bär stammen.

Er war zweimal verheiratet.

Laufbahn

Michael Beer verbrachte seine Gesellenzeit in Tirol und Salzburg und beendete sie 1625 bei dem Maurermeister Hans Garttner in Poysdorf in Niederösterreich. Zu Beers ersten Bauten im Bodenseeraum zählen die Klosterkirche Kreuzlingen und die Pfarrkirche Bludesch. 1651 erhielt er mit dem Neubau von Residenz und Stiftskirche in Kempten (Allgäu) den ersten größeren Auftrag. Dieser war kurz nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges der größte im süddeutschen Raum. Im Hinblick auf den umfangreichen Kemptener Auftrag, der dann schließlich vom Graubündner Johann Serro vollendet wurde, dürfte die Auer Zunft entstanden sein, als deren Begründer Beer um 1657 gilt.[1] Michael Beer selbst bildete darin 18 Lehrlinge aus. Zu den ersten zählten die Brüder Michael und Christian Thumb. Die Bauhandwerkerschule aus dem Bregenzerwald hat in der Folge den barocken Kirchenbau im deutschsprachigen Raum maßgeblich beeinflusst.

Für den Wiederaufbau des Konventsgebäudes des Benediktinerpriorats Hofen bei Buchhorn (Friedrichshafen), das zum Kloster Weingarten gehörte, bewarb Beer sich mit einem ‚Unterangebot’. Er wollte das Prestigeobjekt nicht den Konkurrenten überlassen, die zu dieser Zeit die Misoxer Baumeister waren. Mit dem Bau, mit dem er dann 1654 beauftragt wurde, wollte er sich für den sich abzeichnenden Neubau der Abtei Weingarten empfehlen und sich den miteinander in Verbindung stehenden Klöstern in der Bodenseeregion bekannt machen. In der folgenden Zeit weitete sich das Tätigkeitsgebiet des Barockbaumeisters auf ganz Süddeutschland und das Bodenseegebiet aus.

Auf dem Heimweg von der Grundsteinlegung eines ihm übertragenen Baus im oberbayerischen Ebersberg in sein Heimatdorf im Bregenzerwald ertrank Michael Beer am 30. Mai 1666 in der Bregenzer Ach.

Bauten (Auswahl)

Literatur

  • Natalie Beer: Jubel der Steine. Roman einer Baumeisterfamilie. Graz und Stuttgart, Leopold Stocker, 1964. ISBN 3-7020-0236-7.
  • Walther Genzmer: Beer, Michael. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 733 (Digitalisat).
  • Die Barockbaumeister. In: Hermann Gsteu (Hrsg.): Unsere Heimat Au im Bregenzerwald. Au 1972, S. 180–185.
  • Norbert Lieb, Franz Dieth: Michael Beer (ca. 1605–1666). In: Die Vorarlberger Barockbaumeister., 2. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage, Schnell & Steiner, München/Zürich 1967, S. 19–20.
  • Tobias G. Natter, Ute Pfanner (Hrsg.): architectura practica - Barockbaumeister und moderne Bauschule aus Vorarlberg, Bregenz 2006.
  • Franz Thiel: Michel Beer. Lebensbeschreibung. Unter Berücksichtigung einer Dissertation in Frankfurt am Main. In: Volkspresse. 08.09.1951. (siehe Topothek "Poysdorf / Franz Thiel").

Einzelnachweise

  1. Die Auer Zunft. In: Hermann Gsteu (Hrsg.): Unsere Heimat Au im Bregenzerwald. Au 1972, S. 174–179.