Julius Brill

Julius Brill (* 28. August 1816 in Breslau; † 19. Oktober 1882 in Brooklyn) war Daguerreotypist und Mitglied der preußischen Nationalversammlung. 1850 emigrierte er in die Vereinigten Staaten, wo er als Fotograf tätig war.

Leben

Julius Brill hatte sich längere Zeit in London und Paris aufgehalten, als er sich im Alter von 27 Jahren im April 1843 als Daguerreotypist in Breslau niederließ.[1] Ein Jahr später teilte er als „Jules Brill“ seinen Kunden per Anzeige in französischer Sprache mit, dass er 300 Platten aus Paris erhalten habe.[2] Brill hatte sich im Sommer 1844 in Salzbrunn aufgehalten.[3] Es ist anzunehmen, dass er weitere Orte in der Umgebung von Breslau bereist hat, um Daguerreotypien aufzunehmen. Im Oktober 1844 verlegte er sein Atelier an den Ring 42, Ecke Schmiedebrücke. Im Laufe des Jahres 1846 gab Brill sein Atelier auf, denn er hatte sich mit Adolph Siegmund zusammengetan.

Ab Beginn des Jahres 1847 reisten Brill und Siegmund im Deutschen Reich und zeigten ihr „Welttableaux; optische Darstellungen aus dem Gebiete der Natur und Kunst“ vor Publikum. Hierbei wurden mithilfe eines Gasmikroskops kleinere Gegenstände wie Querschnitte von „Hölzern und Moosen, Insekten“ und Bilder vergrößert an eine Wand projiziert. Astronomische Darstellungen gehörten ebenso zum Welttableaux wie Nebel- oder „Wandelbilder“. Die vermutlich erste Vorstellung fand am 18. Januar 1847 in Breslau statt.[4] Zwei Monate später lassen sich Brill und Siegmund in Berlin nachweisen. Da Julius Brill die Geburt eines Sohnes Ende Mai 1847 mit Ortsangabe Dresden anzeigte, werden sie sich dort vermutlich aufgehalten haben.[5][6] Im November 1847 gaben Brill und Siegmund Vorstellungen in Leipzig.[7]

Zu Beginn der Märzrevolution engagierte Brill sich führend im Breslauer Arbeiterverein und im demokratischen Verein. Am 26. März 1848 war er einer der Redner auf der großen Volksversammlung in Berlin. Er kritisierte dabei die Vornehmen und Reichen. „Für den Arbeiter thaten sie Nichts, für den Arbeiter, der ihnen doch Alles, von ihrem Unterhalte bis auf ihren Luxus schaffte. [...] Der Arbeiter aber ist die Grundlage der Gesellschaft, und weil diese jetzt geändert ist, muss die ganze Gesellschaft [...] umgestaltet werden.“[8]

Im Mai 1848 wurden Nees von Esenbeck, Julius Stein und Julius Brill als Abgeordnete von Breslau in die Preußische Nationalversammlung gewählt. In diesem Zusammenhang wurde Brill wiederholt als „Buchdrucker“ und/oder „Schriftsetzer“ tituliert.[9] Brill gehörte der Linken an. Er nahm sowohl am ersten Arbeiterkongress in Berlin wie auch am zweiten Demokratenkongress teil. Auf einer Arbeiterversammlung in Berlin stellte er einige politische Forderungen auf, die dem König übermittelt werden sollten. Dazu zählte die Forderung nach Lohnerhöhungen durch gütliche Übereinkunft mit den Arbeitgebern, Kürzung der Arbeitszeit zu Gunsten von öffentlich bezahlter Volksbildung, eine sparsame Regierung, allgemeines Wahlrecht und die Bildung eines Arbeitsministeriums.

Nachweislich Mitte Juli 1849 zeigte Brill wieder das Welttableaux in Berlin in der Kroll'schen Oper.[10] Ende Juli musste er Berlin verlassen.[11] Anfang September 1849 erschien eine Anzeige, in der eine Vorstellung das Welttableaux von Brill und Siegmund in drei Abteilungen angekündigt wurde.[12] Im Februar und März 1850 gaben Brill und Siegmund Vorstellungen in Hamburg und Altona. Ende Oktober stieg Brill mit der Familie im Hamburg in Zingg's Hotel ab.[13] In der Folgezeit verließ Brill das Deutsche Reich und wanderte in die USA aus.

Er ließ sich als Fotograf in New York nieder. Von ihm sind verschiedene Fotografien bekannter amerikanischer Persönlichkeiten, wie etwa Carl Schurz oder Fitz Hugh Ludlow, erhalten.[14] In New York engagierte er sich in der dortigen Deutschen Gesellschaft.[15]

Einzelnachweise

  1. Anzeige: Lichtbilder–Portraits. In: Breslauer Zeitung. 26. April 1843, № 97, S. 748. (Das Atelier lag im Garten der Brüder Monhaupt, Gartenstr. 4)
  2. Portraits au Daguerréotype, … In: Breslauer Zeitung. 8. März 1844, Beilage zu Nr. 58 der Breslauer Zeitung, S. 485
  3. Anzeige: Lichtbilder–Portraits. In: Breslauer Zeitung. 22. August 1844, Nr. 196, S. 1696
  4. Welt-Tableaux im Alten Theater. In: Breslauer Zeitung. 19. Januar 1847. Erste Beilage zu Nr. 15 der Breslauer Zeitung. S. 128, [6], (Digitalisat)
  5. Entbindungs-Anzeige. In: Breslauer Zeitung. 29. Mai 1847, S. 1288
  6. Wissenschaft und Kunst. In: Dresdner Tageblatt zur Vertretung örtlicher und vaterländischer Interessen. 4. April 1847, S. 749, (Digitalisat)
  7. I. Brill's und Siegmund's optische Darstellungen … In: Wöchentlichen Unterhaltungen für Dilettanten und Freunde der Astronomie, Geographie und Witterungskunde. Nr. 50, 1847, S. [397], (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D2FxkKISpYCsC~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA397~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  8. Rüdiger Hachtmann: Vom Stand zur Classe. Selbstverständnis und Sprachverhalten von Arbeitern und Gesellen, Unternehmern und Meistern in der Berliner Revolution. In: Christian Jansen/Thomas Mergel (Hrsg.): Die Revolutionen von 1848/49. Göttingen, 1998 S. 83
  9. Hermann Markgraf: Geschichte Breslaus in kurzer Übersicht. Kern, Breslau 1888, S. 59, Vertreter Breslaus im preußischen Landtag, (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11575963~SZ%3D69~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  10. Inland. (Berliner Nachrichten vom 21. Juli 1849) In: Schlesische Zeitung. 24. Juli 1849, S. 1, (mittlere Spalte, Digitalisat)
  11. Deutsche Staaten. (Der ehemalige Abgeordnete …) In: Westfälische Volks-Halle. 5. August 1849, S. 1
  12. Königsstädtisches Theater. In: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. 7. September 1849, S. [16], (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10505452_01329_u001~SZ%3D16~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  13. Angekommene Fremde. In: Hamburger Nachrichten. 31. Oktober 1850, S. [3]
  14. Trow's New York City Directory. J. F. Trow. via Google Books, 29. Dezember 1865;.
  15. Jahresbericht und Mitgliederverzeichnis der Deutschen Gesellschaft der Stadt New York am 16. Januar 1860. New York, 1860, S. 24, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DfqQ6AAAAcAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA24~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D

Literatur

  • Jacob Toury: Die politischen Orientierungen der Juden in Deutschland (= Leo Baeck Institut London [Hrsg.]: Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts. Band 15). Mohr Siebeck, Tübingen 1966, DNB 458435570, S. 80.