Adjustierung

Auszug aus der Adjustierungsvorschrift (Abzeichen am Jägerhut)

Adjustierung (Paradeadjustierung, Marsch- oder Feldadjustierung, Gebirgsadjustierung) ist im österreichischen Militärjargon die Bezeichnung für eine Uniformart bzw. die Umschreibung für die befohlene Bekleidung und Ausrüstung.

Im früheren reichs- und heutigen bundesdeutschen Sprachgebrauch wird dagegen der Begriff Anzugordnung verwendet.

Die Uniform im eigentlichen Sinne ist damit nicht gemeint, da sie Montur genannt wurde. (Uniformstücke = Monturstücke). Die Ausrüstungsstücke wie Koppel oder Patronentasche wurde als Mannrüstung bezeichnet.

Adjustierungsarten

Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke gemäß der Adjustierungsvorschrift hatten von der Heeresverwaltung über die Truppenkörper zur Verfügung gestellt zu werden. Auf diese, sogenannte „ärarische“ Bekleidung und Ausrüstung hatten jedoch nur Mannschaften und Unteroffiziere Anspruch. Offiziere und Gleichgestellte (sogenannte Gagisten) erhielten im Rahmen ihrer Besoldung eine Bekleidungspauschale, womit sie für die Beschaffung ihrer Montur selbst verantwortlich waren.

Einjährig-Freiwillige leisteten ihren Dienst entweder auf Staatskosten oder auf eigene Kosten (Kavallerie, reitende Artillerie, Traintruppe) ab. Bei den auf Staatskosten dienenden wurden alle Montursorten bis zum Fähnrichsdienstgrad bereitgestellt. Darüber hinaus mussten die Teile selbst beschafft werden. Auf eigene Kosten dienende Einjährig-Freiwillige hatten für alles selbst aufzukommen, konnten gegen Zahlung einer Pauschale jedoch ärarisch ausgerüstet werden.

Da die Adjustierungsvorschrift sehr weitläufig ausgelegt wurde, ergaben sich teils erhebliche Unterschiede in Stoffen, Schnitten, Form und Farbgebungen bei den selbst beschafften Stücken, die die Vorlieben und finanziellen Möglichkeiten des Trägers zum Ausdruck brachten.

Paradeadjustierung eines k.u.k. Infanteristen im Juli 1914

Der Tschako gehörte zur Paradeausrüstung der meisten Fußtruppen (aber auch der k.u.k Artillerie und der k.u. Husaren). Daneben war der Jägerhut weit verbreitet: Zur Parade und/oder Dienst trugen ihn die K.u.k. Kaiserjäger, die k.u.k. Feldjäger, die k.k. Landwehr, die Reitenden Tiroler Landesschützen, die Reitenden Dalmatiner Landesschützen, die k.u. Gendarmerie sowie die Offiziere des Gendarmerie-Korps für Bosnien und die Herzegowina. Die k.k. Landesschützen (zu Fuß) tauschten 1907, nunmehr als Kern der 1906 neu gebildeten k.k. Gebirgstruppe, den Jägerhut gegen die hechtgraue (bis 1908 lichtblaue) Feldkappe mit Spielhahnstoß; den Landesschützen-Offizieren war der Hut nur noch „außerhalb der Truppe“ erlaubt.

AM MANN
1 Infanterietschako1 Hemd1 Gattie (Unterhose, lang)1 Paar Fußlappen
1 Waffenrock1 Sacktuch1 Paar Hosenbänder1 Paar Schuhe
1 Mantel (auf Befehl)1 Leibriemen mit Schlossplatte1 Bajonetttasche1 lichtblaue Pantalons
1 Hosenträger1 Legitimationsblattkapsel2 lederne PatronentaschenOrden und Schießauszeichnungen

Feldadjustierung eines Infanteristen im August 1914

Die Feldadjustierung der Infanterie und Feldjägertruppe umfasste nach der Adjustierungsvorschrift für das Heer im Allgemeinen folgende Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke:

AM MANN
1 hechtgraue Kappe mit schwarzem Lederschirm1 Hemd1 Gattie (Unterhose, lang)1 Paar Fußlappen
1 hechtgraue Bluse1 Sacktuch1 Paar Hosenbänder1 Paar Schuhe
1 Verbandspäckchen[1]1 Leibriemen mit Schlossplatte1 Bajonetttasche1 hechtgraue Pantalons
1 Hosenträger1 Legitimationsblattkapsel1 Brotsack1 Essbesteck
1 Feldflasche1 Gewehrputzutensilien1 Halstuch2 lederne Patronentaschen
IM KALBFELLTORNISTER MITGEFÜHRT
1 Reservehemd1 Reservegattie1 Zeltausrüstung1 Paar leichte Schuhe
1 Paar Fußlappen3 Säckchen für Verpflegungsartikel1 Mantel2 Mantelriemen
1 Sacktuch2 Packriemen1 Leibbinde1 Menageschale[2]
FELDGERÄTE (nicht für jeden Soldaten)
1 Kochgeschirr samt Überzug1 Spaten mit Futteral1 Beilpicke mit Futteral und Tasche1 Drahtschere
1 Wassereimer1 Laterne
Adjustierungsvorschrift von 1912

Unterschiede in der Feldadjustierung im April 1915

SorteBeschreibungAnmerkung
KappeFeldgrau mit grünem Unterton. Röschen und Knöpfe matt, Schirm gleiche Farbe wie die Kappe.Hechtgrau hatte sich als Schutzfarbe nicht bewährt.
BluseFeldgrau mit matten Knöpfen
MantelFeldgrau (Futter auch aus qualitativ weniger gutem Stoff) Knöpfe matt
HoseFeldgraue Hose wie Artilleriehose. Ungarische Hose ohne Verschnürung.
HosenriemenAus Schweinsleder oder Gurtenstoff (Webgurt)
SchuheFür Feldtruppen mit Eisenstiften durchnagelt und imprägniert, Hinterlandformationen mit feldunbrauchbaren Exemplaren
RucksackAus HalbleinenAnstelle des Tornisters, da die Beschaffung der Kalbfelle nicht mehr möglich war
LeibriemenNur noch mit Schnalle, Form wie KavallerieleibriemenZur Schonung der Messingvorräte musste das Schloss wegfallen
Allgemeines RiemenzeugAus GurtenstoffWegen Ledermangel und Schonung der Ledervorräte
PatronentaschenNur noch aus Stahlblech, einzellige Form wie bei KavallerieSchonung der Ledervorräte
FeldflascheEinheitlich nur noch aus emailliertem Eisenblech. Inhalt 1/2 LiterÄhnlich Kavalleriefeldflasche
SpatenfutteralAus StahlblechZur Schonung der Ledervorräte
MenageschaleAus emailliertem EisenblechZur Schonung der Zinnvorräte

Sonstiges

k.u.k. Offiziersröcke im HGM

Im Sommer wie auch im Winter standen als Unterbeinkleid lediglich lange Unterhosen zur Verfügung. Die Sommerunterhose, „Gattie“ genannt, bestand aus Nessel, die Winterunterhose aus gewirkter Baumwolle hatte keinen besonderen Namen. Kurze Unterhosen wurden nicht ausgegeben und mussten selbst beschafft werden.

Hinweis

Das Wiener Heeresgeschichtliche Museum verwaltet eine der größten Uniform- bzw. Montur- und Adjustierungssammlungen der Welt. In der Dauerausstellung sind originale Stücke aus allen Epochen der Öffentlichkeit zugänglich, wobei das Schwergewicht auf der Kaiserlichen Armee bzw. der späteren Kaiserlich-österreichischen Armee, der Gemeinsamen Armee, k.k. Landwehr, k.u. Landwehr und der Marine liegt. Auch besondere Stücke, wie die originalen Uniformen u. a. von Kaiser Franz II./I., Feldmarschall Radetzky, Franz Ferdinand von Österreich-Este und Kaiser Franz Joseph I. sind darunter.[3]

Einzelnachweise

  1. es hieß tatsächlich Verbandspäckchen und nicht Verbandpäckchen
  2. pers. Essgeschirr
  3. Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000 S. 59, 63.

Literatur

  • Adjustierungsvorschrift für die k. u. k. gemeinsame Armee, die k.k. Landwehr, die k.u. Landwehr, die verbundenen Einrichtungen und das Corps der Militär-Beamten. (Theil III) Herausgegeben mit Genehmigung des k.u.k. Kriegsministeriums durch die k.u.k. Hofdruckerei von Erich Christl, Bozen 1912.
  • Johann C. Allmayer-Beck, Erich Lessing: Die K.u.k. Armee. 1848–1914. Verlag Bertelsmann, München 1974, ISBN 3-570-07287-8.
  • Peter Fichtenbauer, Christian Ortner: Die Geschichte der österreichischen Armee von Maria Theresia bis zur Gegenwart in Essays und bildlichen Darstellungen, Verlag Militaria, Wien 2015, ISBN 978-3-902526-71-7
  • Stefan Rest: Des Kaisers Rock im ersten Weltkrieg. Verlag Militaria, Wien 2002, ISBN 3-9501642-0-0
  • Das k.u.k. Heer im Jahre 1895 Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien – Leopold Stocker Verlag, Graz 1997