Sommerresidenz
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Unter einer Sommerresidenz (oder auch einem Sommerschloss oder Sommersitz) versteht man ein Schloss oder eine Burg, welche nur vorübergehend – vor allem im Sommer – bewohnt wurde und das sich häufig in relativer Nähe zum eigentlichen Stammsitz des Erbauers befand. Im übertragenen Sinn wird damit auch der Standort eines Sommerschlosses oder ein sonstiger, vorübergehend genutzter „Sommeraufenthaltsort“ von Herrschern bezeichnet, wie zum Beispiel eine Ortschaft, oft ein Kurort, eine Region oder eine Insel. Noch heute existieren solche Sommerresidenzen in monarchisch regierten Ländern, aber auch in Republiken als Sommersitz des jeweiligen Staatsoberhauptes – wie u. a. in Österreich oder Tschechien.
Hintergrund
Viele Residenzen lagen, geschichtlich bedingt, direkt in den Städten (zum Beispiel die Hofburg in Wien oder die Münchner Residenz) und waren als gewachsene Gebäudeensembles für eine prächtige barocke Hofhaltung nur bedingt geeignet. Um eine bessere Heizbarkeit der Räumlichkeiten zu erreichen, waren die Appartements häufig bescheidener dimensioniert. Zudem lagen althergebrachte Residenzen oft in eng bebauten Gassen und Straßen, wodurch viele Räume wenig Tageslicht hatten. Außerdem mussten nach einem langen Winter die (alten) Kamine aufwändig gekehrt werden, ein Vorgang, dem man lieber auswich. Im Gegensatz dazu waren Sommerschlösser nicht selten prächtiger ausgestattet als die eigentliche Residenz. Viele entstanden zudem an den Randgebieten der Städte und boten so die Fläche für einen repräsentativen Schlosspark, der innerhalb der engen Stadtmauern keinen Platz gefunden hätte. Bedingt dadurch, dass funktionierende Kamine im Sommer kaum nötig waren, wurden nicht selten riesige Prunksäle eingerichtet, die sich im Winter nicht oder nur ungenügend hätten heizen lassen und deshalb im eigentlichen Hauptschloss fehlten. Auch die Wohnräume waren oft größer dimensioniert. In vielen Sommerresidenzen konnte man zudem direkt aus den Wohnräumen in den Garten gelangen. Der jährliche Ein- und Auszug setzte oft eine große Planung voraus. Selten hatten die Sommer- und die Winterresidenzen eigene Möbelbestände, und so wurden beim alljährlichen Umzug oft sämtliche mobilen Kunstwerke und Möbel mitgenommen. Das Hofmobiliendepot in Wien ist ein Beispiel für ein zentrales Möbellager eines Adelshauses.
Im südlichen Europa war der Zweck des Sommerschlosses ins Gegenteil verkehrt: Während es in den Städten drückend heiß wurde, zog sich der Hofstaat in die dann kühleren Landresidenzen zurück, wie in den spanischen Palacio Real von La Granja.
In Österreich und Tschechien – beides längst Republiken – gibt es heute Sommersitze für den jeweiligen Präsidenten, dies sind Schloss Mürzsteg und Schloss Lany.
Beispiele für Sommerresidenzen
In Deutschland:
- Schloss Sanssouci in Potsdam
- Schloss Altenstein bei Bad Liebenstein
- Schloss Charlottenburg in Berlin
- Schloss Wilhelmshöhe in Kassel
- Schloss Dachau bei München
- Schloss Schleißheim in Oberschleißheim bei München
- Schloss Nymphenburg in München
- Schloss Fasanerie bei Fulda
- Schloss Friedrichshafen am Bodensee, Friedrichshafen
- Schloss Friedrichsthal in Gotha
- Palais Neubrandenburg in Mecklenburg-Strelitz
- Schloss Seehof in Memmelsdorf bei Bamberg
In Österreich:
- Schloss Schönbrunn in Wien, ursprünglich ein Jagdschloss der Habsburger; unter Maria Theresia großzügiger Ausbau zur Sommerresidenz
- Kaiservilla in Bad Ischl, traditionelle Sommerfrische von Kaiser Franz Josef
- Schloss Laxenburg bei Wien, weitläufiger Schlosspark mit mehreren Schlössern; vor allem der Blaue Hof diente als kaiserliche Sommerresidenz
- Villa Wartholz in Reichenau an der Rax, Sommerfrische der Familie Erzherzog Karl Ludwigs; Geburtsort von Otto von Habsburg
- Schloss Blühnbach bei Hallein, Jagd- und Sommerschloss von Erzherzog Franz Ferdinand
- Schloss Halbturn in Halbturn (Burgenland), Sommersitz von Erzherzog Friedrich; bis 1921 in Ungarn gelegen
- Schloss Weilburg in Baden bei Wien, erbaut von Erzherzog Karl; später im Besitz Erzherzog Friedrichs
- Kaiserhaus in Baden bei Wien, Sommerresidenz von Kaiser Franz I., später zeitweise Residenz von Kaiser Karl I.
- Schloss Luberegg an der Donau in Niederösterreich, von 1803 bis 1811 Sommersitz von Kaiser Franz I.
- Burg Kranichberg bei Gloggnitz, historische Sommeresidenz der Wiener Erzbischöfe
- Schloss Mürzsteg in der Steiermark, ehemaliges kaiserliches Jagdschloss; nun Sommersitz der Österreichischen Bundespräsidenten
Andere Länder:
- Schloss Ciergnon in Ciergnon (Belgien)
- Schloss Drottningholm in Schweden
- Villa Solliden in Schweden, aktuell Sommersitz der Schwedischen Königsfamilie auf der Insel Öland
- Schloss Gravenstein in Dänemark
- Schloss Mon Repos auf Korfu in Griechenland; Geburtsort von Prinz Philip, Duke of Edinburgh
- Archilleion auf Korfu in Griechenland, Sommerresidenz der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn; später im Besitz von Wilhelm II.
- Pawlowsk in Sankt Petersburg
- Palácio Nacional da Pena in Sintra (Portugal)
- Palacio Real von Aranjuez in Spanien
- Castel Gandolfo in Italien, Sommersitz des Papstes
- Schloss Lany bei Prag in Tschechien, Sommersitz der Tschechischen Präsidenten
- Schloss Konopischt in Böhmen, heute Tschechien, einst Sommerresidenz von Erzherzog Franz Ferdinand
- Schloss Sandringham in Norfolk, Residenz der englischen Könige
- Windsor Castle in Windsor, Wochenend- und Sommerresidenz des englischen Königshauses
- Schloss Balmoral in Schottland, Sommerresidenz der englischen Königin Elizabeth II.
Beispiele für Standortbezeichnungen
- Die kroatische Ortschaft Vrsar war Sommerresidenz der Bischöfe von Poreč.
- Das thüringische Heilbad Bad Liebenstein wurde unter anderem als Sommerresidenz der Meininger Herzogsfamilie überregional bekannt.
- Im 19. Jahrhundert machte König Georg V. von Hannover die Nordseeinsel Norderney zu seiner Sommerresidenz.
- Die Burg Calvörde war die Sommerresidenz der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel.
Bildergalerie
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Kaiservilla in Bad Ischl
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Schloss Schönbrunn in Wien
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Schloss Mürzsteg, Sommersitz der Österreichischen Bundespräsidenten
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Sommerresidenz der Päpste in Castel Gandolfo