„Schloss Chillon“ – Versionsunterschied

[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Neue, teilweise auch alte deutsche Rechtschreibung bei "ss"
rv. schweizbezogen, kein Eszett
Zeile 1: Zeile 1:
<!--schweizbezogen-->[[Bild:Schloss_chillon_am_genfersee_um_1900.jpg|thumb|250px|Schloss Chillon um 1900]]
<!--schweizbezogen-->[[Bild:Schloss_chillon_am_genfersee_um_1900.jpg|thumb|250px|Schloss Chillon um 1900]]
[[Bild:Schweiz Schloss Chillon Gesamtansicht.jpg|left|thumb|250px|Schloss Chillon 2004]]
[[Bild:Schweiz Schloss Chillon Gesamtansicht.jpg|left|thumb|Schloss Chillon 2004]]
Das '''Schloss Chillon''', fünf Kilometer südöstlich von [[Montreux]], ist eine der [[Wasserburg]]en der [[Schweiz]] und berühmt für seine Lage auf einem Felsen am Ufer des [[Genfer See]]s ''(französisch: Lac Léman).'' Mit 300'000 Besuchern pro Jahr ist es das meistbesuchte historische Gebäude der Schweiz. Dank der reich gegliederten Bauform und der Lage am See vor einer imposanten Bergkulisse zählt das Monument seit dem 18. Jahrhundert zu den beliebtesten landschaftlichen Bildvorlagen in der Westschweiz.
Das '''Schloss Chillon''', fünf Kilometer südöstlich von [[Montreux]], ist eine der [[Wasserburg]]en der [[Schweiz]] und berühmt für seine Lage auf einem Felsen am Ufer des [[Genfersee]]s ''(französisch: Lac Léman).'' Mit 300'000 Besuchern pro Jahr ist es das meistbesuchte historische Gebäude der Schweiz. Dank der reich gegliederten Bauform und der Lage am See vor einer imposanten Bergkulisse zählt das Monument seit dem 18. Jahrhundert zu den beliebtesten landschaftlichen Bildvorlagen in der Westschweiz.


Die enge Durchgangsstelle bei der Burg zwischen dem See und steil aufragenden Bergen erleichterte die Kontrolle der Straße von Lausanne zum [[Grosser Sankt Bernhard|Großen St. Bernhard]] und über den [[Simplonpass]]. An dieser Stelle lag im Mittelalter eine wichtige und ertragreiche [[Zollstation]].
Die enge Durchgangsstelle bei der Burg zwischen dem See und steil aufragenden Bergen erleichterte die Kontrolle der Strasse von Lausanne zum [[Grosser Sankt Bernhard|Grossen St. Bernhard]] und über den [[Simplonpass]]. An dieser Stelle lag im Mittelalter eine wichtige und ertragreiche [[Zollstation]].


[[Bild:chillon2.jpg|thumb|200px|Westlicher (hinterer) Innenhof des Schlosses]]
[[Bild:chillon2.jpg|thumb|200px|Westlicher (hinterer) Innenhof des Schlosses]]
Der Felsen, den das Schloss Chillon vollständig einnimmt, war bereits in der [[Bronzezeit]] bewohnt. Die ältesten noch heute sichtbaren Bebauungen stammen aus dem [[11. Jahrhundert]], als das Schloss dem Bischof von [[Sion|Sitten]] ''(französisch: Sion)'' gehörte. Im [[12. Jahrhundert]] ging das Schloss an die [[Savoyen|Savoyer]] über. Aus dieser Zeit stammt die landseitige Burgmauer (unter Thomas I. von Savoyen gebaut) und die noch heute sichtbare Bauform mit mehreren Innenhöfen. Einzelne Räume weisen eine hervorragende Bauausstattung auf, die teilweise noch aus der Zeit der Savoyer stammt.
Der Felsen, den das Schloss Chillon vollständig einnimmt, war bereits in der [[Bronzezeit]] bewohnt. Die ältesten noch heute sichtbaren Bebauungen stammen aus dem [[11. Jahrhundert]], als das Schloss dem Bischof von [[Sion|Sitten]] ''(französisch: Sion)'' gehörte. Im [[12. Jahrhundert]] ging das Schloss an die [[Savoyen|Savoyer]] über. Aus dieser Zeit stammt die landseitige Burgmauer (unter Thomas I. von Savoyen gebaut) und die noch heute sichtbare Bauform mit mehreren Innenhöfen. Einzelne Räume weisen eine hervorragende Bauausstattung auf, die teilweise noch aus der Zeit der Savoyer stammt.


Auf der Landseite der Festung ließ Peter II. von Savoyen bereits [[1255]] drei halbrunde Türme bauen, die im 14. und 15. Jahrhundert weiter ausgebaut wurden und zur besseren Verteidigung Schießscharten und Gusslöcher erhielten. In die Mauern wurden Wehrgänge eingebaut. Diese ständigen Umbauten lohnten sich: Von hier konnte der der Schiffsverkehr auf dem Genfer See und der bedeutende Landweg entlang des Sees zum St.-Bernhard-Pass beherrscht und mit Zöllen belegt werden (siehe oben).
Auf der Landseite der Festung liess Peter II. von Savoyen bereits [[1255]] drei halbrunde Türme bauen, die im 14. und 15. Jahrhundert weiter ausgebaut wurden und zur besseren Verteidigung Schiessscharten und Gusslöcher erhielten. In die Mauern wurden Wehrgänge eingebaut. Diese ständigen Umbauten lohnten sich: Von hier konnte der der Schiffsverkehr auf dem Genfersee und der bedeutende Landweg entlang des Sees zum St.-Bernhard-Pass beherrscht und mit Zöllen belegt werden (siehe oben).


Die Burg enthält grosse Repräsentationsräume für festliche Empfänge, aber auch gemütliche Wohnräume mit Wandmalereien und alten Kaminen. Immerhin diente die Burg den Grafen von Savoyen als Schlossresidenz. Jedoch nur bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, danach hielt nur noch ein Burgvogt Wache.
Die Burg enthält grosse Repräsentationsräume für festliche Empfänge, aber auch gemütliche Wohnräume mit Wandmalereien und alten Kaminen. Immerhin diente die Burg den Grafen von Savoyen als Schlossresidenz. Jedoch nur bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, danach hielt nur noch ein Burgvogt Wache.


Das Schloss wurde [[1536]] bei der Eroberung der savoyischen Waadt von den [[Bern]]ern eingenommen, nachdem sie 60 Jahre zuvor unverrichteter Dinge abziehen mussten. Diesmal floh die Besatzung in den See. Dabei befreiten die Berner [[Francois Bonivard]] (1453-1570), den Prior aus Genf, der wegen seines Eintretens für die [[Reformation]] und die Unabhängigkeit Genfs von den Savoyern 6 Jahre zuvor eingekerkert worden war. [[George Gordon Byron, 6. Baron Byron of Rochdale|Lord Byrons]] berühmtes Gedicht ''Der Gefangene von Chillon'' befasst sich mit diesem Thema, nachdem er [[1816]] die Burg besucht hatte. Der Pfahl, an den Bonivard jahrelang gekettet war, kann in den Gefängnisräumen an der Seeseite der Burg besichtigt werden. An die Zeit der bernischen Herrschaft erinnert bis heute das große, nur teilweise erhaltene, an der Seeseite der Burg auf die Umfassungsmauer gemalte Berner Wappen.
Das Schloss wurde [[1536]] bei der Eroberung der savoyischen Waadt von den [[Bern]]ern eingenommen, nachdem sie 60 Jahre zuvor unverrichteter Dinge abziehen mussten. Diesmal floh die Besatzung in den See. Dabei befreiten die Berner [[Francois Bonivard]] (1453-1570), den Prior aus Genf, der wegen seines Eintretens für die [[Reformation]] und die Unabhängigkeit Genfs von den Savoyern 6 Jahre zuvor eingekerkert worden war. [[George Gordon Byron, 6. Baron Byron of Rochdale|Lord Byrons]] berühmtes Gedicht ''Der Gefangene von Chillon'' befasst sich mit diesem Thema, nachdem er [[1816]] die Burg besucht hatte. Der Pfahl, an den Bonivard jahrelang gekettet war, kann in den Gefängnisräumen an der Seeseite der Burg besichtigt werden. An die Zeit der bernischen Herrschaft erinnert bis heute das grosse, nur teilweise erhaltene, an der Seeseite der Burg auf die Umfassungsmauer gemalte Berner Wappen.


Nach der Eroberung war das Schloss bis [[1733]] Sitz der [[Vogt|Vögte]] von Chillon. Seit [[1798]] ist es im Besitz des Kantons [[Waadt]] ''(französisch: Vaud)'', der es unter anderem als Zeughaus, Waffenlager, Invalidenhospital und auch als Gefängnis benutzte.
Nach der Eroberung war das Schloss bis [[1733]] Sitz der [[Vogt|Vögte]] von Chillon. Seit [[1798]] ist es im Besitz des Kantons [[Waadt]] ''(französisch: Vaud)'', der es unter anderem als Zeughaus, Waffenlager, Invalidenhospital und auch als Gefängnis benutzte.
Zeile 18: Zeile 18:
Im 19. Jahrhundert wäre Chillon beinahe als Steinbruch für den Eisenbahnbau abgerissen worden, hätte nicht ein geschichtlich interessierter Abgeordneter dagegen protestiert.
Im 19. Jahrhundert wäre Chillon beinahe als Steinbruch für den Eisenbahnbau abgerissen worden, hätte nicht ein geschichtlich interessierter Abgeordneter dagegen protestiert.


Im frühen 20. Jahrhundert ließ der Kanton in einem aufwändigen Restaurierungsprojekt einen historischen Zustand des Bauwerks wiederherstellen ([[Denkmalpflege]]).
Im frühen 20. Jahrhundert liess der Kanton in einem aufwändigen Restaurierungsprojekt einen historischen Zustand des Bauwerks wiederherstellen ([[Denkmalpflege]]).


Die Burg erreicht man über eine Holzbrücke aus dem 18. Jahrhundert. Die gesamte Anlage besteht aus 25 Gebäuden, die sich um drei Höfe gruppieren, die von zwei Ringmauern geschützt werden.
Die Burg erreicht man über eine Holzbrücke aus dem 18. Jahrhundert. Die gesamte Anlage besteht aus 25 Gebäuden, die sich um drei Höfe gruppieren, die von zwei Ringmauern geschützt werden.

Version vom 23. März 2006, 23:08 Uhr

Datei:Schloss chillon am genfersee um 1900.jpg
Schloss Chillon um 1900
Schloss Chillon 2004

Das Schloss Chillon, fünf Kilometer südöstlich von Montreux, ist eine der Wasserburgen der Schweiz und berühmt für seine Lage auf einem Felsen am Ufer des Genfersees (französisch: Lac Léman). Mit 300'000 Besuchern pro Jahr ist es das meistbesuchte historische Gebäude der Schweiz. Dank der reich gegliederten Bauform und der Lage am See vor einer imposanten Bergkulisse zählt das Monument seit dem 18. Jahrhundert zu den beliebtesten landschaftlichen Bildvorlagen in der Westschweiz.

Die enge Durchgangsstelle bei der Burg zwischen dem See und steil aufragenden Bergen erleichterte die Kontrolle der Strasse von Lausanne zum Grossen St. Bernhard und über den Simplonpass. An dieser Stelle lag im Mittelalter eine wichtige und ertragreiche Zollstation.

Westlicher (hinterer) Innenhof des Schlosses

Der Felsen, den das Schloss Chillon vollständig einnimmt, war bereits in der Bronzezeit bewohnt. Die ältesten noch heute sichtbaren Bebauungen stammen aus dem 11. Jahrhundert, als das Schloss dem Bischof von Sitten (französisch: Sion) gehörte. Im 12. Jahrhundert ging das Schloss an die Savoyer über. Aus dieser Zeit stammt die landseitige Burgmauer (unter Thomas I. von Savoyen gebaut) und die noch heute sichtbare Bauform mit mehreren Innenhöfen. Einzelne Räume weisen eine hervorragende Bauausstattung auf, die teilweise noch aus der Zeit der Savoyer stammt.

Auf der Landseite der Festung liess Peter II. von Savoyen bereits 1255 drei halbrunde Türme bauen, die im 14. und 15. Jahrhundert weiter ausgebaut wurden und zur besseren Verteidigung Schiessscharten und Gusslöcher erhielten. In die Mauern wurden Wehrgänge eingebaut. Diese ständigen Umbauten lohnten sich: Von hier konnte der der Schiffsverkehr auf dem Genfersee und der bedeutende Landweg entlang des Sees zum St.-Bernhard-Pass beherrscht und mit Zöllen belegt werden (siehe oben).

Die Burg enthält grosse Repräsentationsräume für festliche Empfänge, aber auch gemütliche Wohnräume mit Wandmalereien und alten Kaminen. Immerhin diente die Burg den Grafen von Savoyen als Schlossresidenz. Jedoch nur bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, danach hielt nur noch ein Burgvogt Wache.

Das Schloss wurde 1536 bei der Eroberung der savoyischen Waadt von den Bernern eingenommen, nachdem sie 60 Jahre zuvor unverrichteter Dinge abziehen mussten. Diesmal floh die Besatzung in den See. Dabei befreiten die Berner Francois Bonivard (1453-1570), den Prior aus Genf, der wegen seines Eintretens für die Reformation und die Unabhängigkeit Genfs von den Savoyern 6 Jahre zuvor eingekerkert worden war. Lord Byrons berühmtes Gedicht Der Gefangene von Chillon befasst sich mit diesem Thema, nachdem er 1816 die Burg besucht hatte. Der Pfahl, an den Bonivard jahrelang gekettet war, kann in den Gefängnisräumen an der Seeseite der Burg besichtigt werden. An die Zeit der bernischen Herrschaft erinnert bis heute das grosse, nur teilweise erhaltene, an der Seeseite der Burg auf die Umfassungsmauer gemalte Berner Wappen.

Nach der Eroberung war das Schloss bis 1733 Sitz der Vögte von Chillon. Seit 1798 ist es im Besitz des Kantons Waadt (französisch: Vaud), der es unter anderem als Zeughaus, Waffenlager, Invalidenhospital und auch als Gefängnis benutzte.

Im 19. Jahrhundert wäre Chillon beinahe als Steinbruch für den Eisenbahnbau abgerissen worden, hätte nicht ein geschichtlich interessierter Abgeordneter dagegen protestiert.

Im frühen 20. Jahrhundert liess der Kanton in einem aufwändigen Restaurierungsprojekt einen historischen Zustand des Bauwerks wiederherstellen (Denkmalpflege).

Die Burg erreicht man über eine Holzbrücke aus dem 18. Jahrhundert. Die gesamte Anlage besteht aus 25 Gebäuden, die sich um drei Höfe gruppieren, die von zwei Ringmauern geschützt werden.


Commons: Schloss Chillon – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien