„Radzików (Łagiewniki)“ – Versionsunterschied

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'''Radzików''' (deutsch ''Rudelsdorf bei Nimptsch'') ist ein Dorf in der [[Gmina Łagiewniki|Landgemeinde Łagiewniki]] (''Heidersdorf'') im [[Powiat Dzierżoniowski]] in der [[Woiwodschaft Niederschlesien]] in Polen.
'''Radzików''' (deutsch ''Rudelsdorf bei Nimptsch'') ist ein Dorf in der [[Gmina Łagiewniki|Landgemeinde Łagiewniki]] (''Heidersdorf'') im [[Powiat Dzierżoniowski]] der [[Woiwodschaft Niederschlesien]] in Polen.


== Lage ==
== Lage ==
Das Dorf liegt etwa drei Kilometer nördlich von [[Dzierżoniów]] (''Reichenbach'') und 38 Kilometer südlich der Woiwodschaftshauptstadt [[Breslau]].
Das Dorf liegt etwa drei Kilometer nördlich von [[Dzierżoniów]] (''Reichenbach'') und 38 Kilometer südlich von [[Breslau]].


Nachbarorte sind [[Sokolniki (Łagiewniki)|Sokolniki]] (''Wättrisch'') im Nordwesten, [[Trzebnik]] (''Trebnig'') im Nordosten, [[Pożarzyce]] (''Poseritz'') im Osten und [[Łagiewniki]] (''Heidersdorf'') im Süden.
=== Nachbarorte ===
Nachbarorte sind [[Sokolniki (Łagiewniki)|Sokolniki]] (''Wättrisch'') im Nordwesten, [[Trzebnik]] (''Trebnig'') im Nordosten, [[Pożarzyce]] (''Poseritz'') im Osten, [[Łagiewniki]] (''Heidersdorf'') im Süden.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
1335 wurde im Register des päpstlichen Nuntius Galhardus eine „ecclesia de villa Rudolphi“ erwähnt.<ref>{{Literatur |Autor=Hermann Neuling |Titel=Schlesiens ältere Kirchen und kirchliche Stiftungen nach ihren frühesten urkundlichen Erwähnungen: ein Beitrag zur schlesischen Kirchengeschichte |Verlag=Max |Datum=1884 |Seiten=109}}</ref> 1370 erscheint der Ort in einer Urkunde als „Rudolffdorf“. Die Ortsbezeichnung geht wahrscheinlich auf einen [[Lokator]] Namens Rudolph zurück, der im Zuge der [[Hochmittelalterliche Ostsiedlung|Ostkolonisation]] deutsche Siedler anwarb. Politisch gehörte Rudelsdorf zum [[Schlesische Piasten|piastischen]] [[Herzogtum Brieg]], das Herzog [[Bolesław III. (Schlesien)|Bolesław III.]] 1329 als ein Lehen der [[Krone Böhmen]] unterstellte. Nach dem Tod des letzten Brieger Herzogs [[Georg Wilhelm I. (Liegnitz-Brieg-Wohlau)|Georg Wilhelm]] fiel Rudelsdorf zusammen mit dem Herzogtum Brieg als erledigtes Lehen durch Heimfall an die Krone Böhmen zurück.
1335 wurde im [[Zehnt]]register des [[Apostolischer Nuntius|Päpstlichen Nuntius]] Galhardus eine „ecclesia de villa Rudolphi“ erwähnt.<ref>{{Literatur |Autor=Hermann Neuling |Titel=Schlesiens ältere Kirchen und kirchliche Stiftungen nach ihren frühesten urkundlichen Erwähnungen: ein Beitrag zur schlesischen Kirchengeschichte |Verlag=Max |Datum=1884 |Seiten=109}}</ref> 1370 erscheint der Ort in einer Urkunde als „Rudolffdorf“. Die Ortsbezeichnung geht wahrscheinlich auf einen [[Lokator]] Namens Rudolph zurück, der im Zuge der [[Hochmittelalterliche Ostsiedlung|Ostkolonisation]] deutsche Siedler anwarb. Politisch gehörte Rudelsdorf zum [[Schlesische Piasten|piastischen]] [[Herzogtum Brieg]], das Herzog [[Bolesław III. (Schlesien)|Bolesław III.]] 1329 als ein [[Lehen]] der [[Krone Böhmen]] unterstellte. Nach dem Tod des letzten Brieger Herzogs [[Georg Wilhelm I. (Liegnitz-Brieg-Wohlau)|Georg Wilhelm]] fiel Rudelsdorf zusammen mit dem Herzogtum Brieg als erledigtes Lehen durch [[Heimfall]] an [[Böhmen]] zurück.


Das Dorf war in der Vergangenheit bedeutend größer. Dem Volksglauben nach ging ein Anwesen bzw. Hofhaus an der Dorfstraße aus einer Burg hervor. Es war durch unterirdische Gänge mit dem dortigen Schloss verbunden.<ref>{{Literatur |Autor=[[Johann Georg Knie]] |Titel=Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Aufl |Verlag=Graß |Datum=1845 |Seiten=561}}</ref> Im 16. Jahrhundert waren die Grundherren die [[Senitz (Adelsgeschlecht)|Herren von Senitz]]. 1529/30 führte der Kaspar und Balthasar von Senitz in Rudelsdorf die lutherische Religion ein. Seit ca. 1750 gehörte das Gut der Familie [[Schickfus (Adelsgeschlecht)|von Schickfuß]], darunter 1774 Kaspar Leopold von Schickfuß. Nach dem [[Erster Schlesischer Krieg|Ersten Schlesischen Krieg]] 1741/42 kam Rudelsdorf mit dem größten Teil [[Schlesien]]s an [[Preußen]]. Die alten Verwaltungsstrukturen wurden aufgelöst und Rudelsdorf in den [[Kreis Nimptsch]] eingegliedert. Der Ort war seit 1815 Teil des [[Regierungsbezirk Reichenbach|Regierungsbezirkes Reichenbach]] und nach dessen Auflösung 1820 des [[Regierungsbezirk Breslau|Regierungsbezirkes Breslau]] in der [[Provinz Schlesien]]. 1832 betrug der Erb-Wert des Gutes 6000 Reichstaler.
Das Dorf war vormals bedeutend größer. Dem Volksglauben nach ging ein Anwesen bzw. Hofhaus an der Dorfstraße aus einer Burg hervor. Es war durch unterirdische Gänge mit dem dortigen Schloss verbunden.<ref>{{Literatur |Autor=[[Johann Georg Knie]] |Titel=Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Aufl |Verlag=Graß |Datum=1845 |Seiten=561}}</ref> Im 16. Jahrhundert waren die [[Grundherr]]en die [[Senitz (Adelsgeschlecht)|Herren von Senitz]]. 1529/30 führte Kaspar und Balthasar von Senitz in Rudelsdorf die lutherische Religion ein. Seit ca. 1750 gehörte das [[Rittergut|Gut]] der Familie [[Schickfus (Adelsgeschlecht)|von Schickfuß]], darunter 1774 Kaspar Leopold von Schickfuß. Nach dem [[Erster Schlesischer Krieg|Ersten Schlesischen Krieg]] 1741/42 kam Rudelsdorf mit dem größten Teil [[Schlesien]]s an [[Preußen]]. Die alten Verwaltungsstrukturen wurden aufgelöst und Rudelsdorf in den [[Kreis Nimptsch]] eingegliedert, mit dem es bis 1932 verbunden blieb. Seit 1815 Teil des [[Regierungsbezirk Reichenbach|Regierungsbezirkes Reichenbach]] und nach dessen Auflösung 1820 des [[Regierungsbezirk Breslau|Regierungsbezirkes Breslau]] in der [[Provinz Schlesien]]. 1832 betrug der Erb-Wert des Gutes 6000 [[Reichstaler]].


1845 war Rudelsdorf in Besitz des Leutnants im 11. Landwehr-Regiment Ludwig George Friedrich Alexander von Schickfuß. 1845 sind für Rudelsdorf belegt: 65 Häuser, ein herrschaftliches Schloss, zwei [[Vorwerk (Gutshof)|Vorwerke]], 437 Einwohner, davon 22 katholisch und der Rest evangelisch, eine evangelische Pfarrkirche mit [[Wittum|Widum]] unter dem [[Kirchenpatronat|Patronat]] der Grundherrschaft, eine evangelische Schule, eine [[Filialkirche|Lokalie]], eine Brau- und eine Brennerei, 15 Handwerker und vier Händler. Zur evangelischen Parochie waren im 19. Jahrhundert eingepfarrt und eingeschult: Rudelsdorf, Poseritz, Groß- und Klein Trebnitz. Nur eingeschult war das Dorf Wättrisch. Katholisch war Rudelsdorf nach Rothschloß gepfarrt. Seit 1874 gehörte die Landgemeinde Rudelsdorf und Gutsbezirk zum [[Amtsbezirk (Preußen)|Amtsbezirk]] Wättrisch. Ab 1880 war der Amtsvorsteher der Freigutsbesitzer Stein in Rudelsdorf.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.territorial.de/ndschles/reichenb/waettris.htm |titel=Amtsbezirk Wättrisch |abruf=2021-03-29}}</ref>
1845 war Rudelsdorf in Besitz des Leutnants im 11. Landwehr-Regiment Ludwig George Friedrich Alexander von Schickfuß. 1845 sind für Rudelsdorf belegt: 65 Häuser, ein herrschaftliches Schloss, zwei [[Vorwerk (Gutshof)|Vorwerke]], 437 Einwohner, davon 22 katholisch und der Rest evangelisch, eine evangelische Pfarrkirche mit [[Wittum|Widum]] unter dem [[Kirchenpatronat|Patronat]] der Grundherrschaft, eine evangelische Schule, eine [[Filialkirche|Lokalie]], eine Brau- und eine Brennerei, 15 Handwerker und vier Händler. Zur evangelischen Parochie waren im 19. Jahrhundert eingepfarrt und eingeschult: Rudelsdorf, Poseritz, Groß- und Klein Trebnitz. Nur eingeschult war das Dorf Wättrisch. Katholisch war Rudelsdorf nach [[Białobrzezie|Rothschloss]] gepfarrt. Seit 1874 gehörten die Landgemeinde Rudelsdorf und der gleichnamige Gutsbezirk zum [[Amtsbezirk (Preußen)|Amtsbezirk]] Wättrisch. Ab 1880 war der Amtsvorsteher der [[Freigut (Rechtsgeschichte)|Freigutsbesitzer]] Stein in Rudelsdorf.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.territorial.de/ndschles/reichenb/waettris.htm |titel=Amtsbezirk Wättrisch |abruf=2021-03-29}}</ref>


Nach der Auflösung des Landkreises Nimptsch 1932 wurde Rudelsdorf dem neu geschaffenen [[Landkreis Reichenbach (Eulengebirge)|Landkreis Reichenbach/Eulengebirge]] zugeteilt. Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Rudelsdorf mit dem größten Teil Schlesiens 1945 an Polen. Nachfolgend wurde es in Radzików umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde – soweit sie nicht schon vorher geflohen war – [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950|vertrieben]]. Die neu angesiedelten Bewohner stammten teilweise aus [[Kresy|Ostpolen]], das an die [[Sowjetunion]] gefallen war.
Nach der Auflösung des Landkreises Nimptsch 1932 wurde Rudelsdorf dem neu geschaffenen [[Landkreis Reichenbach (Eulengebirge)|Landkreis Reichenbach/Eulengebirge]] zugeteilt. Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Rudelsdorf mit dem größten Teil Schlesiens 1945 an Polen. Nachfolgend wurde es in Radzików umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde – soweit sie nicht schon vorher geflohen war – [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950|vertrieben]]. Die neu angesiedelten Bewohner stammten teilweise aus [[Kresy|Ostpolen]], das an die [[Sowjetunion]] gefallen war.


== Sehenswürdigkeiten ==
== Sehenswürdigkeiten ==
* Römisch-katholische Kirche [[Peter-und-Paul-Kirche|St. Peter und Paul]] (polnisch ''kościół pw. św. Piotra i Pawła''), früher evangelisch-lutherische Pfarrkirche [[St. Johannes]], Vorgängerbau aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, Neubau aus dem 16. bis 17. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert erweitert, Ausstattung im Barockstil. In den Wirren des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] wurde die Kirche 1633 zum Wachhaus umfunktioniert und schließlich durch einen Brand zerstört, 1694 geschlossen und 1705 den Katholiken übergeben. 1707 erfolgte die Restitution. 1774 veranlasste die damalige [[Lehnswesen|Lehensherrschaft]] Kaspar Heinrich Leopold von Schickfuß und der inkorporierte Mitstand Karl Wilhelm von [[Poser (Adelsgeschlecht)|Poser]], Erbherr auf [[Trzebnica|Trebnitz]] und Petersdorf, den Bau einer neuen Sakristei auf eigene Kosten.
* Römisch-katholische Kirche [[Peter-und-Paul-Kirche|St. Peter und Paul]] ({{plS|Kościół pw. św. Piotra i Pawła}}), vormals evangelisch-lutherische Pfarrkirche [[St. Johannes]], Vorgängerbau aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, Neubau aus dem 16. bis 17. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert erweitert, Ausstattung im Barockstil. In den Wirren des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] wurde die Kirche 1633 zum Wachhaus umfunktioniert und schließlich durch einen Brand zerstört, 1694 geschlossen und 1705 den Katholiken übergeben. 1707 erfolgte die Restitution. 1774 veranlasste die damalige [[Lehnswesen|Lehensherrschaft]] Kaspar Heinrich Leopold von Schickfuß und der inkorporierte Mitstand Karl Wilhelm von [[Poser (Adelsgeschlecht)|Poser]], Erbherr auf [[Trzebnica|Trebnitz]] und Petersdorf, den Bau einer neuen Sakristei auf eigene Kosten.
* Schlossruine Rudelsdorf (polnisch ''Dwór w Radzikowie''), erbaut in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, im 17. Jahrhundert vergrößert, Wiederaufbau Anfang des 19. Jahrhunderts, nach 1945 ungenutzt und verfallen, umgeben von Resten eines Wassergrabens, mit landwirtschaftlichen Gebäuden aus dem 19. bis 20. Jahrhundert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.palaceslaska.pl/index.php/indeks-alfabetyczny/r/2038-radzikow |titel=Radzików |abruf=2021-03-29}}</ref>
* Schlossruine Rudelsdorf (''Dwór w Radzikowie''), erbaut in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, im 17. Jahrhundert vergrößert; Wiederaufbau Anfang des 19. Jahrhunderts, nach 1945 ungenutzt und verfallen, umgeben von Resten eines [[Wassergraben]]s, mit landwirtschaftlichen Gebäuden aus dem 19. bis 20. Jahrhundert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.palaceslaska.pl/index.php/indeks-alfabetyczny/r/2038-radzikow |titel=Radzików |abruf=2021-03-29}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 28. Juni 2024, 17:23 Uhr

Radzików
Rudelsdorf
?
Hilfe zu Wappen
Radzików Rudelsdorf (Polen)
Radzików
Rudelsdorf (Polen)
Radzików
Rudelsdorf
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Dzierżoniowski
Gmina: Łagiewniki
Geographische Lage: 50° 49′ N, 16° 51′ OKoordinaten: 50° 48′ 46″ N, 16° 51′ 29″ O
Einwohner: 350
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau



Schlossruine Rudelsdorf
Kirche St. Peter und Paul in Radzików

Radzików (deutsch Rudelsdorf bei Nimptsch) ist ein Dorf in der Landgemeinde Łagiewniki (Heidersdorf) im Powiat Dzierżoniowski der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Lage

Das Dorf liegt etwa drei Kilometer nördlich von Dzierżoniów (Reichenbach) und 38 Kilometer südlich von Breslau.

Nachbarorte sind Sokolniki (Wättrisch) im Nordwesten, Trzebnik (Trebnig) im Nordosten, Pożarzyce (Poseritz) im Osten und Łagiewniki (Heidersdorf) im Süden.

Geschichte

1335 wurde im Zehntregister des Päpstlichen Nuntius Galhardus eine „ecclesia de villa Rudolphi“ erwähnt.[1] 1370 erscheint der Ort in einer Urkunde als „Rudolffdorf“. Die Ortsbezeichnung geht wahrscheinlich auf einen Lokator Namens Rudolph zurück, der im Zuge der Ostkolonisation deutsche Siedler anwarb. Politisch gehörte Rudelsdorf zum piastischen Herzogtum Brieg, das Herzog Bolesław III. 1329 als ein Lehen der Krone Böhmen unterstellte. Nach dem Tod des letzten Brieger Herzogs Georg Wilhelm fiel Rudelsdorf zusammen mit dem Herzogtum Brieg als erledigtes Lehen durch Heimfall an Böhmen zurück.

Das Dorf war vormals bedeutend größer. Dem Volksglauben nach ging ein Anwesen bzw. Hofhaus an der Dorfstraße aus einer Burg hervor. Es war durch unterirdische Gänge mit dem dortigen Schloss verbunden.[2] Im 16. Jahrhundert waren die Grundherren die Herren von Senitz. 1529/30 führte Kaspar und Balthasar von Senitz in Rudelsdorf die lutherische Religion ein. Seit ca. 1750 gehörte das Gut der Familie von Schickfuß, darunter 1774 Kaspar Leopold von Schickfuß. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1741/42 kam Rudelsdorf mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Die alten Verwaltungsstrukturen wurden aufgelöst und Rudelsdorf in den Kreis Nimptsch eingegliedert, mit dem es bis 1932 verbunden blieb. Seit 1815 Teil des Regierungsbezirkes Reichenbach und nach dessen Auflösung 1820 des Regierungsbezirkes Breslau in der Provinz Schlesien. 1832 betrug der Erb-Wert des Gutes 6000 Reichstaler.

1845 war Rudelsdorf in Besitz des Leutnants im 11. Landwehr-Regiment Ludwig George Friedrich Alexander von Schickfuß. 1845 sind für Rudelsdorf belegt: 65 Häuser, ein herrschaftliches Schloss, zwei Vorwerke, 437 Einwohner, davon 22 katholisch und der Rest evangelisch, eine evangelische Pfarrkirche mit Widum unter dem Patronat der Grundherrschaft, eine evangelische Schule, eine Lokalie, eine Brau- und eine Brennerei, 15 Handwerker und vier Händler. Zur evangelischen Parochie waren im 19. Jahrhundert eingepfarrt und eingeschult: Rudelsdorf, Poseritz, Groß- und Klein Trebnitz. Nur eingeschult war das Dorf Wättrisch. Katholisch war Rudelsdorf nach Rothschloss gepfarrt. Seit 1874 gehörten die Landgemeinde Rudelsdorf und der gleichnamige Gutsbezirk zum Amtsbezirk Wättrisch. Ab 1880 war der Amtsvorsteher der Freigutsbesitzer Stein in Rudelsdorf.[3]

Nach der Auflösung des Landkreises Nimptsch 1932 wurde Rudelsdorf dem neu geschaffenen Landkreis Reichenbach/Eulengebirge zugeteilt. Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Rudelsdorf mit dem größten Teil Schlesiens 1945 an Polen. Nachfolgend wurde es in Radzików umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde – soweit sie nicht schon vorher geflohen war – vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner stammten teilweise aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war.

Sehenswürdigkeiten

  • Römisch-katholische Kirche St. Peter und Paul (polnisch Kościół pw. św. Piotra i Pawła), vormals evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Johannes, Vorgängerbau aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, Neubau aus dem 16. bis 17. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert erweitert, Ausstattung im Barockstil. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche 1633 zum Wachhaus umfunktioniert und schließlich durch einen Brand zerstört, 1694 geschlossen und 1705 den Katholiken übergeben. 1707 erfolgte die Restitution. 1774 veranlasste die damalige Lehensherrschaft Kaspar Heinrich Leopold von Schickfuß und der inkorporierte Mitstand Karl Wilhelm von Poser, Erbherr auf Trebnitz und Petersdorf, den Bau einer neuen Sakristei auf eigene Kosten.
  • Schlossruine Rudelsdorf (Dwór w Radzikowie), erbaut in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, im 17. Jahrhundert vergrößert; Wiederaufbau Anfang des 19. Jahrhunderts, nach 1945 ungenutzt und verfallen, umgeben von Resten eines Wassergrabens, mit landwirtschaftlichen Gebäuden aus dem 19. bis 20. Jahrhundert.[4]

Literatur

  • Hans Lutsch: Die Kunstdenkmäler des Reg.-Bezirks Breslau. W. G. Korn, Breslau 1887, S. 418
Commons: Radzików, Lower Silesian Voivodeship – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hermann Neuling: Schlesiens ältere Kirchen und kirchliche Stiftungen nach ihren frühesten urkundlichen Erwähnungen: ein Beitrag zur schlesischen Kirchengeschichte. Max, 1884, S. 109.
  2. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Aufl. Graß, 1845, S. 561.
  3. Amtsbezirk Wättrisch. Abgerufen am 29. März 2021.
  4. Radzików. Abgerufen am 29. März 2021.