Nisowje
Siedlung
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Nisowje (russisch Низовье, deutsch Waldau) ist eine Siedlung in der russischen Oblast Kaliningrad. Sie liegt im Rajon Gurjewsk und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gurjewsk.
Geographische Lage
Nisowje liegt etwa 18 Kilometer östlich der Stadt Kaliningrad (Königsberg) an der russischen Fernstraße A 229 (ehemalige deutsche Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 77). Im Ort zweigt eine Nebenstraße in nördlicher Richtung über Orechowka (Poduhren) nach Konstantinowka (Konradswalde), an der Fernstraße A 190) ab.
Bis 1945 war Waldau (Ostpr) eine Bahnstation an der Strecke von Königsberg (Preußen) (russisch: Kaliningrad) über Prawten (Lomonossowo) nach Possindern (Roschtschino) und Tapiau (Gwardeisk) der Königsberger Kleinbahn.
Ortsname
Der Name des Dorfes dürfte aus dem Prußischen herzuleiten sein, wo „waldonis“ so viel wie „Herrscher“ heißt.
Geschichte
Östlich von Königsberg (Preußen) gelegen, war Waldau[1][2] im Kirchspiel Arnau (heute russisch: Rodniki, vor 2003: Marjino) seit 1258 beurkundet. Treu zum Deutschen Orden stehend, legten zwei samländische Ritter 1264 die Ordensburg Waldau an, die seit 1457 den Hochmeistern zeitweilig als Sommerresidenz diente. Um 1860 wurde das Schloss für die erste landwirtschaftliche Hochschule (1858) in Ostpreußen umgebaut; sie wurde aber schon 1868 nach Königsberg verlegt. Ab 1870 war Waldau ein Lehrerseminar, das mit dem Königlichen Waisenhaus verbunden war. Der Vater von Lothar Turowski war der letzte Seminardirektor. Das Seminar wurde nach dem Ersten Weltkrieg aufgelöst.
Am 30. April 1874 wurde Waldau Verwaltungssitz und namensgebender Ort für den neu errichteten Amtsbezirk Waldau[3], der bis 1945 bestand und zum Landkreis Königsberg (Preußen) (1939 bis 1946 Landkreis Samland) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Im Jahre 1910 zählte die Landgemeinde Waldau 156, die Domäne Waldau 368 Einwohner[4].
Am 30. September 1928 wurden Teile der Domäne Waldau und der Gutsbezirke Linken (heute russisch: Koschewoje) und Adlig Wargienen (Aprelewla) aus dem Amtsbezirk Groß Legden (Dobroje) nach Waldau eingemeindet. Am 28. März 1929 kam auch der Gutsbezirk Fuchshöfen aus dem gleichnamigen Amtsbezirk zu Waldau. Die Einwohnerzahl Waldaus betrug 1933 713 und stieg bis 1939 auf 789[5].
Infolge des Zweiten Weltkrieges kam Waldau mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1947 den russischen Namen „Nisowje“.[6] Gleichzeitig wurde der Ort Sitz eines Dorfsowjets. Von 2008 bis 2013 war Nisowje Sitz einer Landgemeinde und gehört seitdem zum Stadtkreis Gurjewsk.
Von Schloss Waldau steht noch der ehemalige Südflügel. Nach 1945 war es zunächst eine polytechnische Oberschule. Die Gebäude werden auch heute noch für Seminare benutzt[7].
Amtsbezirk Waldau (1874–1945)
Zwischen 1874 und 1945 bestand der Amtsbezirk Waldau[3], dem ursprünglich zwei Landgemeinden und vier Gutsbezirke zugeordnet waren:
Name | Russischer Name | Bemerkungen |
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Landgemeinden: | ||
Waldau | Nisowje | |
Wolfsdorf | Krasnoje | |
Gutsbezirke: | ||
Linken | Koschewoje | 1928 in die Landgemeinde Waldau eingegliedert |
Littersdorf | ||
Praddau | Solnetschnoje | 1928 in die Landgemeinde Wolfsdorf eingegliedert |
Domäne Waldau | Nisowje | 1928 in Teilen in die Landgemeinden Waldau, Altsitt, Heiligenwalde und Norgehnen eingegliedert |
Aufgrund der Umstrukturierungen bestand der Amtsbezirk Waldau am 1. Januar 1945 nur noch aus den beiden Gemeinden Waldau und Wolfsdorf.
Dorfsowjet/Dorfbezirk Nisowski 1947–2008
Der Dorfsowjet Nisowski (ru. Низовский сельский Совет, Nisowski selski Sowet) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[6] Im Jahr 1954 wurden (offenbar) weitere Orte aus den Dorfsowjets Saosjorski und Jaroslawski in diesen Dofsowjet einbezogen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion trug die Verwaltungseinheit den Namen Dorfbezirk Nisowski (ru. Низовский сельский округ, Nisowski selski okrug). Im Jahr 2008 wurde der Dorfbezirk in eine Landgemeinde umgewandelt.
Ortsname | Name bis 1947/50 | Bemerkungen |
---|---|---|
Aprelewka (Апрелевка) | Wargienen | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Artemjowo (Артемьево) | Polnisch Werder, 1938–1945: „Preußisch Werder“ | Der Ort wurde 1950 umbenannt und vermutlich vor 1976 an den Ort Uschakowo angeschlosssen. |
Dobroje (Доброе) | Legden | Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. |
Dworki (Дворки) | Rogahnen | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Gluchowo (Глухово) | Oblitten | Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Golowenski (Willkühnen) eingeordnet. Er wurde vor 1976 verlassen. |
Gruschewka (Грушевка) | Kalkeim | Der Ort wurde 1950 umbenannt und vermutlich um 1980 verlassen. |
Jaroslawez (Ярославец) | Ober Heiligenwalde | Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 verlassen. |
Jastrebki (Ястребки) | Mantau | Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. Er wurde vor 1976 verlassen. |
Kalinowka (Калиновка) | Rodmannshöfen | Der Ort wurde 1947 umbenannt und zunächst (offenbar fälschlicherweise) in den Dorfsowjet Saliwenski eingeordnet. |
Kaschtanowka (Каштановка) | Gänsekrug | Der Ort wurde vor 1976 umbenannt. |
Kolzowo (Колцово) | Friedrichswalde | Der Ort wurde 1950 umbenannt und vermutlich vor 1976 an den Ort Strelkowo angeschlossen. |
Koschewoje (Кошевое) | Linken | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Krasnoje (Красное) | Wolfsdorf | Der Ort wurde 1950 umbenannt. |
Ljubimowka (Любимовка) | Ziegelei Siebeneichen[8] | Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. Es ist allerdings unsicher, ob der Ort 1954 noch existierte. Er wurde jedenfalls vor 1976 verlassen. |
Malinniki (Малинники) | Spitzings | Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. |
Malinowka (Малиновка) | Stangau | Der Ort wurde 1950 umbenannt. |
Marjino (Марьино) | Arnau | Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1976 an den Ort Rodniki angeschlossen. |
Matwejewo (Матвеево) | Hermannshof | Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. Er wurde 1997 in Matwejewka umbenannt. |
Molodezkoje (Молодецкое) | Heiligenwalde [Domäne] | Der Ort wurde 1950 umbenannt. |
Nagornoje (Нагорное) | Koggen | Der Ort wurde 1950 umbenannt. |
Nisowje (Низовье) | Waldau | Verwaltungssitz |
Nowo-Komsomolskoje (Ново Комсомольское) | Neu Heiligenwalde | Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 verlassen. |
Orechowka (Ореховка) | Poduhren | Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. |
Pobedino (Победино) | Legitten | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Poddubnoje (Поддубное) | Fürstenwalde | Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. |
Podgornoje (Подгорное) | Gamsau | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Podolskoje (Подольское) | Praßnicken | Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. Er verlor vermutlich um 1990 seine Eigenständigkeit. |
Pribreschnoje (Прибрежное) | Palmburg | Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Saosjorski eingeordnet. |
Prochorowka (Прохоровка) | Fünflinden | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Rjabinowka (Рябиновка) | Jungferndorf | Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1976 an den Ort Rodniki angeschlossen. |
Rodniki (Родники) | Preußisch Arnau | Der Ort wurde 1950 umbenannt. |
Saosjorje (Заозёрье) | Lapsau, Tharaunenkrug und Wangnicken[9] | Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst der Verwaltungssitz des Dorfsowjets Saosjorski. |
Sasanowka (Сазоновка) | Sonnigkeim | Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. |
Slawjanskoje (Славянское) | Fuchshöfen | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Solnetschnoje (Солнечное) | Praddau | Der Ort wurde 1950 umbenannt. |
Strelkowo (Стрелково) | Norgehnen | Der Ort wurde 1950 umbenannt und 1997 in Strelzowo umbenannt. Dies geschah offenbar im Hinblick auf den angeschlossenen Ort Kolzowo, an dessen Ortsstelle dieser Ort nur noch bestand. |
Trubkino (Трубкино) | Gehlblum | Der Ort wurde 1950 umbenannt. |
Tscheremchowo (Черемхово) | Dossitten | Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. |
Uschakowo (Ушаково) | Heiligenwalde [Dorf] | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Worobjowo (Воробьёво) | Groß Hohenrade | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Wyssokoje (Высокое) | Pogauen | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Landgemeinde Nisowskoje 2008–2008
Die Landgemeinde Nisowskoje (ru. Низовское сельское поселение, Nisowskoje selskoje posselenije) wurde im Jahr 2008 eingerichtet.[10] Auf einer Fläche von 136,1 km² lebten 4.409 Einwohner (Stand 2010) in 30 Siedlungen, die vorher zum Dorfbezirk Nisowski gehört hatten. Im Jahr 2013 wurde die Landgemeinde wieder aufgelöst und deren Orte in den Stadtkreis Gurjewsk eingegliedert.
Ortsname | deutscher Name | Ortsname | deutscher Name | |
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Aprelewka (Апрелевка) | Wargienen | Poddubnoje (Пддубное) | Fürstenwalde | |
Dobroje (Доброе) | Groß Legden und Klein Legden |
Podgornoje (Подгорное) | Gamsau | |
Dworki (Дворки) | Rogahnen | Pribreschnoje (Прибрежное) | Palmburg | |
Kalinowka (Калиновка) | Rodmannshöfen | Prochorowka (Прохоровка) | Fünflinden | |
Kaschtanowka (Каштановка) | Gänsekrug | Rodniki (Родники) | Arnau, Preußisch Arnau und Jungferndorf | |
Koschewoje (Кошевое) | Linken | Saosjorje (Заозёрье) | Lapsau, Tharaunenkrug und Wangnicken | |
Krasnoje (Красное) | Wolfsdorf | Sasanowka (Сазановка) | Sonnigkeim | |
Malinniki (Малиники) | Spitzings | Slawjanskoje (Славянское) | Fuchshöfen | |
Malinowka (Малинова) | Stangau | Solnetschnoje (Солнечное) | Praddau | |
Matwejewka (Матвеевка) | Hermannshof | Strelzowo (Стрельцово) | Friedrichswalde | |
Molodezkoje (Молодецкое) | Heiligenwalde (Domäne) | Trubkino (Трубкино) | Gehlblum | |
Nagornoje (Нагорное) | Koggen | Tscheremchowo (Черемхово) | Dossitten | |
Nisowje (Низовье) | Waldau | Uschakowo (Ушаково) | Heiligenwalde (Dorf) | |
Orechowka (Ореховка) | Poduhren | Worobjowo (Ворбьёво) | Groß Hohenrade | |
Pobedino (Победино) | Legitten | Wyssokoje (Высокое) | Pogauen |
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner[11] | Bemerkungen |
---|---|---|
1910 | 524 | Landgemeinde und Domäne zusammen |
1933 | 713 | Einschließlich der 1928 eingemeindeten Orte |
1939 | 789 | Einschließlich der 1928 eingemeindeten Orte |
2002 | 706 | |
2010 | 703 |
Kirche
Die Bevölkerung Waldaus war vor 1945 überwiegend evangelischer Konfession. Das Dorf und die Domäne waren in das Kirchspiel Arnau (heute russisch: Rodniki, bis vor 2003: Marjino) eingegliedert, das zum Kirchenkreis Königsberg-Land II in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Arthur Brodowski.
Heute sind die meisten Einwohner, soweit sie konfessionell gebunden sind, russisch-orthodox. Bezüglich der evangelisch-lutherischen Kirchenstrukturen liegt Nisowje im Einzugsbereich der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg), der Hauptkirche der Propstei Kaliningrad[12] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER).
Literatur
- Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreussen, H. 1, Das Samland, 2. durchges. und erw. Aufl., Königsberg, Teichert, 1898
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, neu bearb. von Ernst Gall, Deutschordensland Preussen, unter Mitw. von Bernhard Schmid und Grete Tiemann, München; Berlin, Deutscher Kunstverlag, 1952
- Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler West- und Ostpreussen. Die ehemaligen Provinzen West- und Ostpreussen (Deutschordensland Preussen) mit Bütower und Lauenburger Land, bearb. von Michael Antoni, München; Berlin, Dt. Kunstverl., 1993, ISBN 3-422-03025-5.
- Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Würzburg 2002
Weblinks
- Commons: Waldau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Nisowje bei bankgorodov.ru
- Ortslage Nisowjes bei wikimapia
Einzelnachweise
- ↑ Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Waldau
- ↑ Nisowje-Waldau bei ostpreussen.net
- ↑ a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Waldau
- ↑ Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Königsberg
- ↑ Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Samland
- ↑ a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
- ↑ Hansebüro-Kaliningrad-Schleswig-Holstein
- ↑ vermutlich
- ↑ Umbenannt wurde nur Lapsau.
- ↑ Durch das Закон Калининградской области от 30 июня 2008 r. № 254 «Об организации местного самоуправления на территории муниципального образования "Гурьевский городской округ"» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 30. Juni 2008, Nr. 254: Über die Organisation der lokalen Selbstverwaltung auf dem Territorium der kommunalen Bildung "Stadtkreis Gurjewsk").
- ↑ Volkszählungsdaten
- ↑ Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad