„Max Brand (Komponist)“ – Versionsunterschied

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Max Brand übersiedelte um 1900 mit seinen Eltern nach [[Wien]]. Nach dem Besuch verschiedener Privatschulen studierte er ab 1919 Komposition bei [[Franz Schreker]] zuerst in Wien und dann in Berlin (ab 1920). 1924 kehrte er nach Wien zurück. Noch im selben Jahr hörte er dort eine Aufführung von [[Arnold Schönberg|Schönbergs]] Bläserquintett op. 26, das ihn stark beeindruckte. Seit diesem prägenden Erlebnis zeigte er sich in seinem Schaffen zum Teil deutlich von dessen Zwölftontechnik beeinflusst, etwa in seinen ''5 Balladen'' op. 10 (nach [[Else Lasker-Schüler|Else Lasker-Schülers]] ''Hebräischen Balladen'') von 1927 oder im ''Kyrie eleison'' für Chor a cappella von 1940.
Max Brand übersiedelte um 1900 mit seinen Eltern nach [[Wien]]. Nach dem Besuch verschiedener Privatschulen studierte er ab 1919 Komposition bei [[Franz Schreker]] zuerst in Wien und dann in Berlin (ab 1920). 1924 kehrte er nach Wien zurück. Noch im selben Jahr hörte er dort eine Aufführung von [[Arnold Schönberg|Schönbergs]] Bläserquintett op. 26, das ihn stark beeindruckte. Seit diesem prägenden Erlebnis zeigte er sich in seinem Schaffen zum Teil deutlich von dessen Zwölftontechnik beeinflusst, etwa in seinen ''5 Balladen'' op. 10 (nach [[Else Lasker-Schüler|Else Lasker-Schülers]] ''Hebräischen Balladen'') von 1927 oder im ''Kyrie eleison'' für Chor a cappella von 1940.


Max Brand erlebte seine erfolgreichste Zeit in den letzten Jahren der [[Weimarer Republik]]. Den Höhepunkt der Erfolgskurve erreichte er mit seiner Oper ''[[Maschinist Hopkins]]'', die am 13. April 1929 im Statdttheater Duisburg uraufgeführt wurde. Stilistisch vereinigte dieses Bühnenwerk Elemente des Schrekerschen Opernästhetik, des Konstruktivismus' der Schönberg-Schule und der [[Neue Sachlichkeit (Kunst)|Neuen Sachlichkeit]] im Sinne [[Kurt Weill|Weills]] (''[[Dreigroschenoper]]'') und [[Ernst Krenek|Kreneks]] (''[[Jonny spielt auf]]''). Brands Erfolgsoper wurde bis 1932 an 37 weiteren Orten auf den Spielplan gesetzt und in mindestens drei Sprachen übersetzt. 1933 wurde die mit dem Dirigenten [[Karl Böhm]] geplante Uraufführung seiner Oper ''Requiem'' an der Berliner Staatsoper von den neuen Machthabern verboten, da Brand jüdischer Abstammung war. Zudem galt der politisch links stehende Komponist den Nazis als „Kulturbolschewist“.
Max Brand erlebte seine erfolgreichste Zeit in den letzten Jahren der [[Weimarer Republik]]. Den Höhepunkt der Erfolgskurve erreichte er mit seiner Oper ''[[Maschinist Hopkins]]'', die am 13. April 1929 im Statdttheater Duisburg uraufgeführt wurde. Stilistisch vereinigte dieses Bühnenwerk Elemente des Schrekerschen Opernästhetik, des Konstruktivismus' der Schönberg-Schule und der [[Neue Sachlichkeit (Kunst)|Neuen Sachlichkeit]] im Sinne [[Kurt Weill|Weills]] (''[[Dreigroschenoper]]'') und [[Ernst Krenek|Kreneks]] (''[[Jonny spielt auf]]''). Brands Erfolgsoper wurde bis 1932 an 37 weiteren Orten auf den Spielplan gesetzt und in mindestens drei Sprachen übersetzt. "Maschinist Hopkins" kann als Vorbild für Fritz Langs "Metropolis" gesehen werden. Ob Lang das Werk kannte, ist nicht überliefert. 1933 wurde die mit dem Dirigenten [[Karl Böhm]] geplante Uraufführung seiner Oper ''Requiem'' an der Berliner Staatsoper von den neuen Machthabern verboten, da Brand jüdischer Abstammung war. Zudem galt der politisch links stehende Komponist den Nazis als „Kulturbolschewist“.


Anfang der 30er Jahre gründete Brand in Wien das ''Mimoplastische Theater für Ballett'' und die ''Wiener Opernproduktion'' am [[Raimundtheater]]. 1938 floh er vor den Nazis über Prag und die Schweiz zunächst nach Brasilien. Hier lernte er den Komponisten [[Heitor Villa-Lobos]] kennen und arbeitete für kurze Zeit mit ihm zusammen. 1940 emigrierte er in die USA, wo er bis 1975 lebte. Er wirkte dort unter anderem als Leiter einer Theatergesellschaft und als Vizepräsident der ''American League of Authors and Composers from Austria''. Am 23. Mai 1944 wurde sein szenisches Oratorium ''The Gate'' (1941-43) an der Metropolitan Opera in New York uraufgeführt. In den 50er Jahren lernte er den Elektrotechniker [[Robert Moog]] kennen. Dieser baute für Max Brand den ersten Synthesizer. In New York richtete Brand ein Tonstudio in seiner Wohnung ein. Auch nahm er Verbindung zum elektronischen Studio in Köln auf.
Anfang der 30er Jahre gründete Brand in Wien das ''Mimoplastische Theater für Ballett'' und die ''Wiener Opernproduktion'' am [[Raimundtheater]]. 1938 floh er vor den Nazis über Prag und die Schweiz zunächst nach Brasilien. Hier lernte er den Komponisten [[Heitor Villa-Lobos]] kennen und arbeitete für kurze Zeit mit ihm zusammen. 1940 emigrierte er in die USA, wo er bis 1975 lebte. Er wirkte dort unter anderem als Leiter einer Theatergesellschaft und als Vizepräsident der ''American League of Authors and Composers from Austria''. Am 23. Mai 1944 wurde sein szenisches Oratorium ''The Gate'' (1941-43) an der Metropolitan Opera in New York uraufgeführt. In den 50er Jahren lernte er den Elektrotechniker [[Robert Moog]] kennen. Moog baute für Max Brand den ersten Synthesizer. In New York richtete Brand ein Tonstudio in seiner Wohnung ein. Auch nahm er Verbindung zum elektronischen Studio in Köln auf. Besonderes Interesse hatte Brand an den von ihm so genannten "Untertönen", deren Frequenz eine ganzzahliger Bruchteil des Grundtones haben. Er baute mit Moog dafür den "Subharmonic Oszillator", dessen Prototyp noch erhalten ist. Auch die Originalzeichnungen vieler Bauteile früher Moog-Synthesizer finden sich im Nachlass von Brand.


Im Jahre 1975 kehrte Max Brand nach Österreich (in die Nähe Wiens) zurück, wo er am 4. April 1980 als ein in Österreich unbekannter Musiker starb. Er wurde in der [[Feuerhalle Simmering]] eingeäschert und dort im Urnenhain in einem [[Liste gewidmeter Gräber der Stadt Wien|ehrenhalber gewidmeten Grab]] (Abteilung 5, Gruppe 1, Nummer 3) beigesetzt.
Im Jahre 1975 kehrte Max Brand nach Österreich (in die Nähe Wiens) zurück. Brand versuchte vergeblich, die bei der Übersiedlung erlittenen Schäden an seinem Studio von der Tranportversicherung ersetzt zu bekommen. Es gelang ihm aber dennoch, aus eigenen Mitteln das Studio teilweise betriebsbereit zu machen. Am 4. April 1980 starb Max Brand als ein in Österreich weitgehend unbekannter Musiker. Er wurde in der [[Feuerhalle Simmering]] eingeäschert und dort im Urnenhain in einem [[Liste gewidmeter Gräber der Stadt Wien|ehrenhalber gewidmeten Grab]] (Abteilung 5, Gruppe 1, Nummer 3) beigesetzt. Sein hundertster Geburtstag fand im Jahr 1996 kein Echo in der Öffentlichkeit.


[[File:Max-brand-synthesizer.ogv|thumb|Max-brand-synthesizer]] Sein Tonstudio mit dem ältesten Synthesizer befindet sich im ''Max Brand Archiv'' der Langenzersdorfer Museen.
[[File:Max-brand-synthesizer.ogv|thumb|Max-brand-synthesizer]] Sein Tonstudio mit dem ältesten Synthesizer befindet sich im ''Max Brand Archiv'' der Langenzersdorfer Museen.

Version vom 13. März 2013, 06:31 Uhr

Max Brand (* 26. April 1896 in Lemberg; † 5. April 1980 in Langenzersdorf) war ein österreichisch-amerikanischer Komponist und Pionier der Synthesizer- und elektronischen Musik.

Leben

Max Brand übersiedelte um 1900 mit seinen Eltern nach Wien. Nach dem Besuch verschiedener Privatschulen studierte er ab 1919 Komposition bei Franz Schreker zuerst in Wien und dann in Berlin (ab 1920). 1924 kehrte er nach Wien zurück. Noch im selben Jahr hörte er dort eine Aufführung von Schönbergs Bläserquintett op. 26, das ihn stark beeindruckte. Seit diesem prägenden Erlebnis zeigte er sich in seinem Schaffen zum Teil deutlich von dessen Zwölftontechnik beeinflusst, etwa in seinen 5 Balladen op. 10 (nach Else Lasker-Schülers Hebräischen Balladen) von 1927 oder im Kyrie eleison für Chor a cappella von 1940.

Max Brand erlebte seine erfolgreichste Zeit in den letzten Jahren der Weimarer Republik. Den Höhepunkt der Erfolgskurve erreichte er mit seiner Oper Maschinist Hopkins, die am 13. April 1929 im Statdttheater Duisburg uraufgeführt wurde. Stilistisch vereinigte dieses Bühnenwerk Elemente des Schrekerschen Opernästhetik, des Konstruktivismus' der Schönberg-Schule und der Neuen Sachlichkeit im Sinne Weills (Dreigroschenoper) und Kreneks (Jonny spielt auf). Brands Erfolgsoper wurde bis 1932 an 37 weiteren Orten auf den Spielplan gesetzt und in mindestens drei Sprachen übersetzt. "Maschinist Hopkins" kann als Vorbild für Fritz Langs "Metropolis" gesehen werden. Ob Lang das Werk kannte, ist nicht überliefert. 1933 wurde die mit dem Dirigenten Karl Böhm geplante Uraufführung seiner Oper Requiem an der Berliner Staatsoper von den neuen Machthabern verboten, da Brand jüdischer Abstammung war. Zudem galt der politisch links stehende Komponist den Nazis als „Kulturbolschewist“.

Anfang der 30er Jahre gründete Brand in Wien das Mimoplastische Theater für Ballett und die Wiener Opernproduktion am Raimundtheater. 1938 floh er vor den Nazis über Prag und die Schweiz zunächst nach Brasilien. Hier lernte er den Komponisten Heitor Villa-Lobos kennen und arbeitete für kurze Zeit mit ihm zusammen. 1940 emigrierte er in die USA, wo er bis 1975 lebte. Er wirkte dort unter anderem als Leiter einer Theatergesellschaft und als Vizepräsident der American League of Authors and Composers from Austria. Am 23. Mai 1944 wurde sein szenisches Oratorium The Gate (1941-43) an der Metropolitan Opera in New York uraufgeführt. In den 50er Jahren lernte er den Elektrotechniker Robert Moog kennen. Moog baute für Max Brand den ersten Synthesizer. In New York richtete Brand ein Tonstudio in seiner Wohnung ein. Auch nahm er Verbindung zum elektronischen Studio in Köln auf. Besonderes Interesse hatte Brand an den von ihm so genannten "Untertönen", deren Frequenz eine ganzzahliger Bruchteil des Grundtones haben. Er baute mit Moog dafür den "Subharmonic Oszillator", dessen Prototyp noch erhalten ist. Auch die Originalzeichnungen vieler Bauteile früher Moog-Synthesizer finden sich im Nachlass von Brand.

Im Jahre 1975 kehrte Max Brand nach Österreich (in die Nähe Wiens) zurück. Brand versuchte vergeblich, die bei der Übersiedlung erlittenen Schäden an seinem Studio von der Tranportversicherung ersetzt zu bekommen. Es gelang ihm aber dennoch, aus eigenen Mitteln das Studio teilweise betriebsbereit zu machen. Am 4. April 1980 starb Max Brand als ein in Österreich weitgehend unbekannter Musiker. Er wurde in der Feuerhalle Simmering eingeäschert und dort im Urnenhain in einem ehrenhalber gewidmeten Grab (Abteilung 5, Gruppe 1, Nummer 3) beigesetzt. Sein hundertster Geburtstag fand im Jahr 1996 kein Echo in der Öffentlichkeit.

Max-brand-synthesizer

Sein Tonstudio mit dem ältesten Synthesizer befindet sich im Max Brand Archiv der Langenzersdorfer Museen.

Werke (Auswahl)

Bühnenwerke

  • Die Wippe (Ballett), 1925
  • Tragödietta (Ballett), 1926, UA am Stuttgarter Opernhaus 1927
  • Maschinist Hopkins, op. 11 (Oper, 3 Akte, Text: Max Brand), UA am Stadttheater Duisburg am 13. April 1929
  • Requiem (Oper, 1 Akt, Text: M. Brand), 1932
  • Kleopatra (Oper, 1 Akt, Text: M. Brand), 1934-37, unvollendet
  • Die Zauberreise (musikalische Komödie, Text: R. Goetz), 1934
  • Die Chronik (szenische Kantate, Text: M. Brand), 1938, unvollendet
  • A Musical Freud (Songspiel, 1. Akt, Text; M. Brand), 1941
  • The Gate (szenisches Oratorium, 2 Teile, Texte: M. Brand, M. A. Sohrab, J. Chanler), 1941-43, UA am 23. Mai 1944 an der New Yorker Met

Vokalmusik

  • 3 Lieder für Sopran und Klavier (Text: Lao Tse), 1922
  • Nachtlied für Sopran und Orchester (Text: Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra), 1922
  • 3 Lieder (Text: J. Ringelnatz), 1924
  • 5 Balladen für Sologesang und 6 Instrumente (Text: Else Lasker-Schüler), op. 10, 1927
  • 4 Lieder (Text: F. Hölderlin), 1935
  • Kyrie Eleison für vierstimmigen Chor a cappella, 1940
  • The Ballad of Lidice für Sologesang und Klavier, 1942
  • On the Day of Victory für Sologesang und Klavier(Text: L. Hughes), 1945

Instrumentalmusik

  • Suite und Fuge für Klavier, 1920
  • 3 Stücke für Klavier, 1921
  • Eine Nachtmusik für Kammerorchester, 1922(revidiert 1931
  • Streichtrio, 1923
  • 5 Tänze aus dem Ballett Tragödietta für Orchester, 1926
  • Peca für Flöte und Klavier, 1940
  • United Nations, Marsch für Blasorchester, 1942
  • The Wonderfull One-Hoss-Shay für Orchester, 1946

Elektronische Musik

  • Notturmo brasiliero, 1959
  • Meditation, 1960
  • Rhinozeros, 1960
  • Triptych, 1960
  • The Astronauts: an Epic in Electronics, 1961
  • French Folksongs für Sologesang und Elektronik, 1962
  • 3 Pieces of Gordon Brown's Transparencies in Motion, 1963
  • 3 Pieces for Dance Group, 1963
  • Ilian I und II, 1966
  • Ilian IV, 1974

Schriften

  • Mechanische Musik und das Problem der Oper, in: Musikblätter des Anbruchs, viii/1926, S. 356-9
  • Die bewegte Opernbühne, in: Musikblätter des Anbruchs, ix/1927, S. 2-6
  • Über die Situation der Oper, in: Blätter der Staatsoper, x/1930, S. 7-9

Literatur

  • Charlotte Purkis: Lexikonartikel im New Grove, second edition, Oxford University Press 2001.
  • Thomas Brezinka: Max Brand (1896-1980), Leben und Werk, Katzbichler Verlag 1995
  • Habakuk Traber u. Elmar Weingarten (Hrsg.): Verdrängte Musik. Berliner Komponisten im Exil, Berlin 1987, S. 220 f., ISBN 3-87024-118-7