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== Kurzbiografie ==
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Kurt Lewin wuchs in einem jüdischen Elternhaus auf. Sein Berufswunsch war Landarzt, weshalb er 1909 ein Medizinstudium in Freiburg begann, das er schließlich in München fortsetzte. Er interessierte sich auch für Biologie und Psychologie und nahm an Vorlesungen teil.
Kurt Lewin wuchs in einem jüdischen Elternhaus auf. Sein Vater Leopold wird von Lewin selbst im Lebenslauf zu seiner Doktorarbeit als "Gutsbesitzer und Kaufmann" bezeichnet. Er hat Eine Schwester (Hertha) und zwei Brüder (Egon und Fritz).

Im Jahre 1905 übersiedelt die Familie von Mogilno nach Berlin, wo Lewin bis zum Februar 1908 das Kaiserin-Augusta-Gymnasium besucht. Sein Berufswunsch war Landarzt, weshalb er ab April 1909 ein Medizinstudium in Freiburg begann, das er schließlich in München und dann in Berlin bei [[Rudolf Virchow]] und [[Carl Stumpf]] fortsetzte. Er interessierte sich auch für Biologie und Psychologie und nahm an Vorlesungen unter Anderem von [[Aloys Fischer]] teil. Schließlich widmet er sich aus er Philosophie, unter Anderem unter der Anleitung von [[Ernst Cassirer]]


Von 1914 bis 1918 leistete Kurt Lewin während des Ersten Weltkrieges Kriegsdienst. Aufgrund einer Verwundung bekam er Fronturlaub und konnte in dieser Zeit seine Promotion (bei [[Carl Stumpf]]) abschließen.
Von 1914 bis 1918 leistete Kurt Lewin während des Ersten Weltkrieges Kriegsdienst. Aufgrund einer Verwundung bekam er Fronturlaub und konnte in dieser Zeit seine Promotion (bei [[Carl Stumpf]]) abschließen.

Version vom 16. Dezember 2009, 01:11 Uhr

Datei:Kurt Lewin.jpg
Kurt Lewin

Kurt Tsadek Lewin (* 9. September 1890 in Mogilno, Provinz Posen; † 12. Februar 1947 in Newtonville, Massachusetts) gilt als einer der einflussreichsten Pioniere der Psychologie, insbesondere der Sozialpsychologie. Er begründete das sozialwissenschaftliche Theorem der Gruppendynamik und ist einer der prominentesten Vertreter der Gestaltpsychologie bzw. der Gestalttheorie (zusammen mit Max Wertheimer, Wolfgang Köhler und Kurt Koffka). Kurt Lewins feldtheoretischer Ansatz (Topologische Psychologie, Vektorpsychologie) wurde unter anderem auch zu einer der wesentlichen Grundlagen der Gestalttherapie, der Gestalttheoretischen Psychotherapie und der experimentellen Psychopathologie. Die entwickelte vor allem der Lewin-Schüler Junius F. Brown weiter. Bedeutende Ergebnisse lieferte Lewin auch für soziologische Kleingruppenforschung. Er entdeckte die Gatekeeper-Funktion – die auch andere wissenschaftliche Disziplinen, insbesondere die Journalismusforschung, Wichtiges erkennen ließ. Darüber hinaus prägte er den in der analytischen Wissenschaftsphilosophie bedeutsamen Begriff der Genidentität.

Kurzbiografie

Kurt Lewin wuchs in einem jüdischen Elternhaus auf. Sein Vater Leopold wird von Lewin selbst im Lebenslauf zu seiner Doktorarbeit als "Gutsbesitzer und Kaufmann" bezeichnet. Er hat Eine Schwester (Hertha) und zwei Brüder (Egon und Fritz).

Im Jahre 1905 übersiedelt die Familie von Mogilno nach Berlin, wo Lewin bis zum Februar 1908 das Kaiserin-Augusta-Gymnasium besucht. Sein Berufswunsch war Landarzt, weshalb er ab April 1909 ein Medizinstudium in Freiburg begann, das er schließlich in München und dann in Berlin bei Rudolf Virchow und Carl Stumpf fortsetzte. Er interessierte sich auch für Biologie und Psychologie und nahm an Vorlesungen unter Anderem von Aloys Fischer teil. Schließlich widmet er sich aus er Philosophie, unter Anderem unter der Anleitung von Ernst Cassirer

Von 1914 bis 1918 leistete Kurt Lewin während des Ersten Weltkrieges Kriegsdienst. Aufgrund einer Verwundung bekam er Fronturlaub und konnte in dieser Zeit seine Promotion (bei Carl Stumpf) abschließen.

Kurt Lewin erkannte die Gefahr, die von der nationalsozialistischen Herrschaft ausging, schon früh und emigrierte im August 1933 in die USA. Dort bekam er eine Professur an der Cornell University in Ithaca. Er erhielt ebenfalls eine Professur an der Hebräischen Universität. Allerdings lehnte Sigmund Freud, der im Beratergremium der Universität war, Lewin als Psychologen ab, weshalb dieser letztendlich in Ithaca blieb.

Dort wandte er sich entwicklungs- und erziehungspsychologischen Fragen zu und begründete die Feldtheorie (Psychologie) und die Aktionsforschung. Außerdem war er Mitbegründer der experimentellen Sozialisationsforschung und gab Anstöße zur Gruppendynamik (er selbst prägte diesen Begriff). Mit Bernt Spiegel begründete er die im Marketing bedeutsamen Positionierungsmodelle.

Kurt Lewin hat 1939 grundlegend die Forschung zu Erziehungsstilen angeregt und den autoritären, den laissez-faire- und den demokratischen Stil unterschieden.

In seinem Werk Resolving Social Conflicts - Field Theory in Social Science (dt. Die Lösung sozialer Konflikte) befasste sich Lewin hauptsächlich mit der Frage, wie das Deutschland der Nachkriegszeit durch Umerziehung (Re-education) demokratisiert werden könnte. Der autoritäre Erziehungsstil und das traditionelle deutsche Schulsystem standen dabei im Wege.

Erwähnenswert ist außerdem Kurt Lewins Interesse an Tonfilmen, die er zunächst im privaten Kreise drehte, aber schließlich auch als Anschauungsmaterial in seinen Vorlesungen verwendete. Somit war er einer der ersten Wissenschaftler, die mit Lehrfilmen arbeiteten.

Durch seine theoretischen Arbeiten und seine wissenschaftlichen Filme wurde er zu einem der wichtigsten Psychologen des 20. Jahrhunderts.

Zu seinen bekanntesten Schülern gehört Leon Festinger.

Bedeutung Lewins motivationspsychologischer Arbeiten

Lewins Arbeiten über Intentionen, Bedürfnisse, Ziele und das daraus folgende Verhalten legten die Grundlage für die heutige Motivationspsychologie. Seit Anfang der 1980er Jahre hat sich das Interesse an Lewins Arbeiten auch im angloamerikanischen Raum sehr vergrößert. Das Rubikonmodell der Handlungsphasen, die Theorie der Symbolischen Selbstergänzung, sowie der Regulatorischer-Fokus-Ansatz basieren auf Lewins theoretischen und empirischen Erkenntnissen. Bedeutende Forscher, die Lewins Erkenntnisse derzeit im deutschsprachigen Raum weiterentwickeln, sind Peter M. Gollwitzer, Julius Kuhl und Jens Förster. International sind vor allem E. Tory Higgins und Yaacov Trope in ihrer Forschung stark von Lewin beeinflusst.

Außerdem entwickelte er ein 3-Phasen-Modell, dass soziale Veränderungen in einer Gesellschaft beschreibt.

Wichtige Werke

  • Lewin, Kurt, Die Verwandtschaftsbegriffe in Biologie und Physik, Berlin 1920
  • Lewin, Kurt, Idee und Aufgabe der vergleichenden Wissenschaftslehre , Erlangen: Weltkreis Verlag 1926
  • Lewin, Kurt, Vorsatz, Wille und Bedürfnis: mit Vorbemerkungen über die psychischen Kräfte und Energien und die Struktur der Seele, Berlin: Springer 1926
  • Lewin, Kurt, Die psychologische Situation bei Lohn und Strafe, Leipzig 1931
  • Lewin, Kurt, Der Übergang von der aristotelischen zur galileischen Denkweise in Biologie und Psychologie, 1931 (PDF-Datei; 175 kB)
  • Lewin, Kurt, Eine dynamische Theorie des Schwachsinnigen, 1933 (PDF-Datei; 393 kB)
  • Lewin, Kurt, Principles of topological psychology, 1936
  • Lewin, Kurt, Resolving social conflicts: selected papers on group dynamics, New York: Harper 1948
  • Lewin, Kurt /Weiss Lewin, Gertrud / Frenzel, Herbert Alfred, Die Lösung sozialer Konflikte, Bad Nauheim: Christian Verlag 1953
  • Lewin, Kurt, Feldtheorie in den Sozialwissenschaften, Bern 1963
  • Lewin, Kurt, Gesetz und Experiment in der Psychologie, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1967
  • Lewin, Kurt / Graumann, Karl Friedrich, Werkausgabe, Bd.4, Feldtheorie, Stuttgart: Klett 1982. ISBN 3-12-935140-X

Literatur über Kurt Lewin

Weiterentwicklungen der Feldtheorie von Kurt Lewin

  • Burow O.A. (1999). Die Individualisierungsfalle. Kreativität gibt es nur im Plural. Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Burow O.A. (2004). Wie Organisationen zu Kreativen Feldern werden. In: Supervision 2, S.6-16. Download unter www.uni-kassel.de/fb1/burow
  • Burow O.A. & Hinz H. (Hg.) (2005). Die Organisation als Kreatives Feld. Evolutionäre Personal- und Organisationsentwicklung. Kassel: University Press.
  • Förster, J., Liberman, N. & Higgins, E.T. (2005). Accessibility from active and fulfilled goals. Journal of Experimental Social Psychology, 41, 220-239
  • Higgins, E. T. (2006). Value from hedonic experience and engagement. Psychological Review, 113, 439-460.
  • Stein, Stefan, Feldaktive Kriminalprävention, WiKu-Verlag 2005, [1] ISBN 3-86553-065-6
  • Trope, Y., & Liberman, N. (2003). Temporal construal. Psychological Review, 110, 403-421.
  • Wicklund, R. A., & Gollwitzer, P. M. (1982). Symbolic self-completion. Hillsdale, NJ: Erlbaum.