„Joseph Maximilian Ossolinski“ – Versionsunterschied

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'''Joseph Maximilian Ossolinski''', {{plS|Józef Maksymilian Ossoliński}} (* [[1748]] in [[Wola Mielecka]], [[Woiwodschaft Sandomir]]; † [[17. März]] [[1826]] in [[Wien]]) war ein polnisch-östereichischer [[Szlachta|Adeliger]], [[Literaturhistoriker|Literatur-]] und [[Kulturhistoriker]], [[Bibliophiler]], Schriftsteller, Politiker, Mäzen und Begründer des [[Ossolineum]]s. Er trug den Titel Graf [[Burg Tenczyn|von Tenczyn]].


== Leben ==
'''Joseph Maximilian Ossolinski''' (* [[1748]] in [[Wola Mielecka]]; † [[17. März]] [[1826]] in [[Wien]]) polnisch: ''Józef Maksymilian Ossoliński'' war ein polnischer/österreichischer Literatur- und Kulturhistoriker, Schriftsteller, Politiker, Mäzen aus polnischem Adel und Begründer des [[Ossolineum]]s. Er trug den Titel Graf von Tenczyn.
[[Datei:Lviv - Ossolineum.JPG|mini|Ehemaliges Ossolineum in [[Lemberg|Lviv / Lemberg]] (Ukraine)]]
[[Datei:Ossolineum, Breslavia, Polonia, 2017-12-20, DD 20.jpg|mini|Heutiges Ossolineum in [[Breslau]]]]
Joseph Maximilian entstammte dem polnischen Adelsgeschlecht [[Ossoliński]] und ist der Urenkel des polnischen Staatsmannes und Grafen Jerzy Ossolinski. Als Jugendlicher war er ein zurückhaltender und tief religiös geprägter Mensch. Seine erste Ausbildung erhielt er ab 1762 am [[Jesuitenschule|Jesuitenkolleg]] in Warschau. Während seiner Studien befasste sich Ossolinski mit Geschichte und Literatur.


Infolge der [[Teilungen Polens]] wurde er österreichischer Staatsbürger. Durch sein frühes politisches Interesse wurde er Mitglied in der [[Galizischer Landtag|Galizischen]] Ständedeputation am Hofe in Wien, wo er seit 1789 lebte. Das Interesse am polnischen Literaturleben führte zu zahlreichen gesellschaftlichen Kontakten, wodurch sein Haus bald als ein Treffpunkt [[Slawophile|slawophiler]] Gelehrter Bekanntheit erlangte. Die damit verbundenen Verdienste blieben nicht unberücksichtigt. Zuerst verlieh ihm Kaiser [[Franz II. (HRR)|Franz I.]] im Jahr 1808 den Titel eines [[Geheimer Rat (Habsburgermonarchie)|Geheimrates]] und ernannte ihn 1809 zum Vorsteher der [[Österreichische Nationalbibliothek|kaiserlichen Hofbibliothek]].<br />
== Jugend ==


Nach der [[Teilungen Polens#Die zweite Teilung 1793|Zweiten Teilung Polens]] begann Ossolinski 1794 mit der Sammlung polnischer Literatur. Aus den zunächst kleineren Sammlungserfolgen vergrößerte sich seine Bibliothek im Zuge der [[Säkularisation]] aller [[Kloster|Klöster]] in Österreich. Der „Gräfliche Ossolinskische Bibliothekar“ [[Samuel Gottlieb Linde]] arbeitete bis 1803 an der Ossolinskischen Bücherei und sammelte polnisches Schriftmaterial für sein Polnisch-Deutsches Wörterbuch.
Ossolinski ist der Urenkel des polnischen Staatsmannes und Grafen Jerzy Ossolinski. Er wurde in Wola Mielecka (ehemalige Woiwodschaft [[Sandomierz|Sandomir]]) geboren. Als Jugendlicher war er ein zurückhaltender und tief religiös geprägter Mensch.
Seine erste Ausbildung erhielt er ab 1762 am Jesuitenkolleg in Warschau. Während seiner Studien befasste sich Ossolinski mit Geschichte und Literatur.


Zur Förderung des galizischen Kultur- und Literaturlebens erlangte Ossolinski bei Kaiser Franz I. eine Genehmigung zur Errichtung seiner Familienstiftung. Nach seinem schriftlich niedergelegten Willen gingen seine Bibliothek, die Sammlungen von Kupferstichen, Karten und Medaillen in das Vermögen der Stiftung ein. Auf diese Weise entstand das nach ihm benannte National-Institut (''Bibliotheca patria''), später [[Ossolineum]].
== Leben ==


Im Jahr 1817 kaufte Ossolinski mit privaten Mitteln vom ehemaligen Karmeliterkloster ein Gebäude in Lemberg, um die Sammlungsbestände unterzubringen. Weiterhin verfügte er einen regelmäßigen Geldbetrag, damit die Tätigkeit eines Bibliothekars, eine regelmäßige Publikation und der Ankauf neuer Werke gesichert werden konnten. Ein angegliederter Verlag ermöglichte die Veröffentlichung themenspezifischer Publikationen. Nach der [[Polnische Nationalbibliothek|Nationalbibliothek in Warschau]] und der [[Jagiellonische Bibliothek|Jagiellonen-Bibliothek]] von Krakau ist das Ossolineum heute die drittgrößte polnische Sammlung ihrer Art.
Durch sein frühes politisches Interesse wurde er Mitglied in der galizischen Ständedeputation am Hofe in Wien. Seit 1789 lebte Ossolinski in dieser Stadt. Das Interesse am polnischen Literaturleben führte zu zahlreichen gesellschaftlichen Kontakten, wodurch sein Haus bald als ein Treffpunkt slawophiler Gelehrter Bekanntheit erlangte. Die damit verbundenen Verdienste blieben nicht unberücksichtigt. Zuerst verlieh ihm Kaiser Franz I. im Jahr 1808 den Titel eines wirklichen Geheimen Rates und ernannte ihn 1809 zum Vorsteher der [[Österreichische Nationalbibliothek|kaiserlichen Hofbibliothek]].<br />
[[Datei:Lviv - Ossolineum.JPG|thumb|Ehemaliges Ossolineum in [[Lemberg|Lviv / Lemberg]] (Ukraine)]]
[[Datei:Wroclaw Ossolineum skrzydlo poludniowe.jpg|thumb|Heutiges Ossolineum in [[Wrocław]] (Polen)]]
Durch die gesellschaftlichen Auswirkungen der zweiten [[Teilungen Polens# Die zweite Teilung von 1793|Polnischen Teilung]] entschloss sich Ossolinski 1794 zur Sammlung polnischer Literatur. Aus den zunächst kleineren Sammlungserfolgen vergrößerte sich seine Bibliothek im Zuge der [[Säkularisierung]] aller [[Kloster|Klöster]] in Österreich.


Seine Sammlungen zu vergrößern bemühte sich Ossolinski vielfach und erfolgreich. Der größte Zugang zu seinen Lebzeiten gelang ihm durch eine vertragliche Vereinbarung von 1823 mit Fürst [[Henryk Lubomirski]], wodurch die Sammlungen der Familie Lubomirski in das Ossolineum aufgenommen wurden.
Als Krönung seiner Bemühungen um Förderung des galizischen Kultur- und Literaturlebens erlangte er bei Kaiser Franz I. eine Genehmigung zur Errichtung seiner Familienstiftung. Nach seinem schriftlich niedergelegten Willen gingen seine Bibliothek, die Kollektionen von Kupferstichen, Karten und Medaillen in das Vermögen der Stiftung ein. Auf diese Weise entstand das nach ihm benannte National-Institut (''Bibliotheca patria''), später Ossolineum.


Wegen seines unermüdlichen Wirkens für die nationalen polnischen Anliegen wurde er 1817 zum ''Kron-Großmarschall'' des [[Galizien|Königreichs Galizien]] und 1825 zum ''Oberlandhofmeister'' des Königreichs [[Galizien|Lodomerien]] ernannt.<br />Ossolinski war auch mit [[Ludwig van Beethoven]] befreundet, der 1816 in Ossolinskis Landhaus ([[Schloss Braiten]]) bei [[Baden bei Wien]] einen Sommer verbrachte.
Im Jahr 1817 kaufte Ossolinski mit privaten Mitteln ein Gebäude vom ehemaligen Karmeliterkloster in Lemberg, um die Sammlungsbestände unterzubringen. Weiterhin verfügte er einen regelmäßigen Geldbetrag, damit die Tätigkeit eines Bibliothekars, eine regelmäßige Publikation und der Ankauf neuer Werke gesichert werden konnten. Ein angegliederter Verlag ermöglichte die Veröffentlichung themenspezifischer Publikationen. Nach der Nationalbibliothek in Warschau und der Jagiellonen-Bibliothek von Krakau ist das Ossolineum heute die drittgrößte polnische Sammlung ihrer Art.


In hohem Alter starb Ossolinski erblindet in Wien und wurde auf dem [[Waldmüllerpark|Matzleinsdorfer Friedhof]] begraben. Seine Grabstätte fiel schon im 19.&nbsp;Jahrhundert einem Bahnausbau zum Opfer.
Seine Sammlungen zu vergrößern bemühte sich Ossolinski vielfach und in hervorragender Weise. Der größte Zugang zu seinen Lebzeiten gelang ihm durch eine vertragliche Vereinbarung von 1823 mit Fürst Henryk Lubomirski, wodurch die Sammlungen der Familie Lubomirski in das Ossolineum aufgenommen wurden.

Wegen seinem unermüdlichen Wirken für die nationalen polnischen Anliegen ernannte man ihn 1817 zum ''Kron-Großmarschall'' vom Königreich Galizien und 1825 zum ''Oberlandhofmeister'' des Königreichs [[Galizien|Lodomerien]].<br />
Im hohen Alter starb Ossolinski erblindet in Wien.


== Verdienste ==
== Verdienste ==
Durch das Wirken von Ossolinski und Bętkowski in der Warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften (von 1800 bis 1831) konnten die systematischen Forschungen zur polnischen Literaturgeschichte modernisiert werden.

Durch das Wirken von Ossolinski und Bętkowski in der Warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften (existierte von 1800 bis 1831) begannen die systematischen Forschungen zur polnischen Literaturgeschichte.


Ossolinski hatte in der von ihm geführten kaiserlichen Hofbibliothek den Bibliothekar [[Samuel Bogumił Linde|Samuel Gottlieb Linde]] beschäftigt. Dieser gab in Warschau unter Protektion seines Förderers in den Jahren 1807 bis 1814 das ''Słownik języka polskiego'' (''Wörterbuch der polnischen Sprache'', sechs Bände) heraus.
Ossolinski hatte in der von ihm geführten kaiserlichen Hofbibliothek den Bibliothekar [[Samuel Bogumił Linde|Samuel Gottlieb Linde]] beschäftigt. Dieser gab in Warschau unter Protektion seines Förderers in den Jahren 1807 bis 1814 das ''Słownik języka polskiego'' (''Wörterbuch der polnischen Sprache'', sechs Bände) heraus.


Nach polnischer Sichtweise ist die [[Galizien|galizische]] Literatur von den Einflüssen polnischer Entwicklungen seit 1773 bis in das 19. Jahrhundert abgeschnitten gewesen. Zur Verbesserung des polnischen Kultureinflusses wurde auf Geheiß von Kaiser Josef II. im Jahr 1784 die Lemberger Universität gegründet. Ein bedeutenderer Impuls ergab sich erst 1817 mit der Gründung des so genannten National-Institutes (heute Ossolineum) durch die Stiftungstätigkeit Ossolinskis.
Nach polnischer Teilung und [[Aufhebung des Jesuitenordens]] wurde 1773 auch die [[Universität Lemberg]] aufgelöst. Damit fehlte in der Region [[Galizien]] ein wissenschaftlicher Standort. Im Jahr 1784 wurde auf Geheiß des Kaisers [[Joseph II.]] die Lemberger Universität als Josephinum neu gegründet. Die Unterrichtssprachen waren Latein und Deutsch. Ein bedeutenderer Impuls für die polnische Kultur ergab sich erst 1817 mit der Gründung des National-Institutes (heute Ossolineum) durch die Stiftungstätigkeit Ossolinskis.


== Mitgliedschaften und Würdigungen ==
== Mitgliedschaften und Würdigungen ==
* Mitglied der [[Warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften]]

* Mitglied der Warschauer kgl. Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften (Warszawskie Królewskie Towarzystwo Przyjaciół Nauk)
* Mitglied der [[Towarzystwo Naukowe Warszawskie#Geschichte|Warschauer Wissenschaftsgesellschaft]]
* Mitglied der k.k. Wiener Akademie der freien Künste
* Mitglied der k.k. Wiener Akademie der freien Künste
* Mitglied der [[Universität Vilnius|Akademie von Wilna]]
* Mitglied der [[Universität Vilnius|Akademie von Wilna]]
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* Mitglied in der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen
* Mitglied in der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen
* seit 1789 Mitglied der galizischen Ständedeputation in Wien
* seit 1789 Mitglied der galizischen Ständedeputation in Wien
* Träger des St. Stephans-Ordens
* Träger des [[k.u. Sankt Stephans-Orden|St.-Stephans-Orden]]s

== Publikationen ==


== Werke ==
* Wiadomości historyczno-krytyczne do dziejów literatury polskiej (3. Bde.) Krakau 1819–1822
* Wiadomości historyczno-krytyczne do dziejów literatury polskiej (3. Bde.) Krakau 1819–1822
* Wieczory badeńskie (Badener Abende) (1793–1794) erschienen Krakau 1852
* Wieczory badeńskie (''Badener Abende'') (1793–1794), Krakau 1852
* Rozmyslania slepego (Betrachtungen eines Erblindeten)
* Rozmyślania ślepego (''Betrachtungen eines Erblindeten'')

== Siehe auch ==

* [[Ossolinski]]
* [[Topór]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{BLKÖ|Ossoliński Graf von Tenczyn, Joseph Max|21|114|119|}}

* ''Meyers Konversations-Lexikon''. 12. Bd. ''Ney-Plünderung''. Leipzig (Bibliographisches Institut) 1877.
* ''Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild''. Bd. 19 ''Galizien''. Wien (Hof- und Staatsdruckerei) 1898.
* {{ÖBL|7|260||Ossoliński Józef Maksymilian Graf|M. Tyrowicz}}
* {{ÖBL|7|260||Ossoliński Józef Maksymilian Graf|M. Tyrowicz}}
* Bernhard Fabian (Hrsg.), Marzena Zacharska: ''Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa. Bd. 6 Polen''. Hildesheim, Zürich (Olms-Weidmann) 1999 ISBN 3-487-10359-1 ([http://www.b2i.de/fabian?Ossolinski-Nationalinstitut(Breslau)])
* Peter Rehder (Hrsg.): ''Das neue Osteuropa von A bis Z''. München (Droemer Knaur) 1992 ISBN 3-426-26537-0.
* Bernhard Fabian (Hrsg.), Marzena Zacharska: ''Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa. Bd. 6 Polen''. Hildesheim, Zürich (Olms-Weidmann) 1999 ISBN 3-487-10359-1 ([https://fabian.sub.uni-goettingen.de/fabian?Ossolinski-Nationalinstitut(Breslau)]).
* [[Michael Lorenz (Musikwissenschaftler)|Michael Lorenz]]: ''Karl Enderes. Eine biographische Studie'', ''Schubert durch die Brille'' 24, Schneider, Tutzing 2000, S. 31–80 (eine Studie über Ossolinskis uneheliche Tochter Camilla Ellmaurer und deren Ehemann).
* Meyers Konversations-Lexikon. ''12. Bd. Ney-Plünderung''. Leipzig (Bibliographisches Institut) 1877

* Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. ''Bd. 19 Galizien''. Wien (Hof- und Staatsdruckerei) 1898
{{Normdaten|TYP=p|GND=100249000|LCCN=n/85/129317|VIAF=10189237}}
* Pierer's Universal-Lexikon, ''Band 12''. Altenburg 1861
* Peter Rehder (Hrsg.): ''Das neue Osteuropa von A bis Z''. München (Droemer Knaur) 1992 ISBN 3-426-26537-0
* Wikipedia Eintrag (polnisch)


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[[en:Józef Maksymilian Ossoliński]]
[[pl:Józef Maksymilian Ossoliński]]

Aktuelle Version vom 6. Juli 2024, 15:25 Uhr

Joseph Maximilian Ossolinski, Ölgemälde von Jan Maszkowski (Lwowska Galeria Obrazów)

Joseph Maximilian Ossolinski, polnisch Józef Maksymilian Ossoliński (* 1748 in Wola Mielecka, Woiwodschaft Sandomir; † 17. März 1826 in Wien) war ein polnisch-östereichischer Adeliger, Literatur- und Kulturhistoriker, Bibliophiler, Schriftsteller, Politiker, Mäzen und Begründer des Ossolineums. Er trug den Titel Graf von Tenczyn.

Leben

Ehemaliges Ossolineum in Lviv / Lemberg (Ukraine)
Heutiges Ossolineum in Breslau

Joseph Maximilian entstammte dem polnischen Adelsgeschlecht Ossoliński und ist der Urenkel des polnischen Staatsmannes und Grafen Jerzy Ossolinski. Als Jugendlicher war er ein zurückhaltender und tief religiös geprägter Mensch. Seine erste Ausbildung erhielt er ab 1762 am Jesuitenkolleg in Warschau. Während seiner Studien befasste sich Ossolinski mit Geschichte und Literatur.

Infolge der Teilungen Polens wurde er österreichischer Staatsbürger. Durch sein frühes politisches Interesse wurde er Mitglied in der Galizischen Ständedeputation am Hofe in Wien, wo er seit 1789 lebte. Das Interesse am polnischen Literaturleben führte zu zahlreichen gesellschaftlichen Kontakten, wodurch sein Haus bald als ein Treffpunkt slawophiler Gelehrter Bekanntheit erlangte. Die damit verbundenen Verdienste blieben nicht unberücksichtigt. Zuerst verlieh ihm Kaiser Franz I. im Jahr 1808 den Titel eines Geheimrates und ernannte ihn 1809 zum Vorsteher der kaiserlichen Hofbibliothek.

Nach der Zweiten Teilung Polens begann Ossolinski 1794 mit der Sammlung polnischer Literatur. Aus den zunächst kleineren Sammlungserfolgen vergrößerte sich seine Bibliothek im Zuge der Säkularisation aller Klöster in Österreich. Der „Gräfliche Ossolinskische Bibliothekar“ Samuel Gottlieb Linde arbeitete bis 1803 an der Ossolinskischen Bücherei und sammelte polnisches Schriftmaterial für sein Polnisch-Deutsches Wörterbuch.

Zur Förderung des galizischen Kultur- und Literaturlebens erlangte Ossolinski bei Kaiser Franz I. eine Genehmigung zur Errichtung seiner Familienstiftung. Nach seinem schriftlich niedergelegten Willen gingen seine Bibliothek, die Sammlungen von Kupferstichen, Karten und Medaillen in das Vermögen der Stiftung ein. Auf diese Weise entstand das nach ihm benannte National-Institut (Bibliotheca patria), später Ossolineum.

Im Jahr 1817 kaufte Ossolinski mit privaten Mitteln vom ehemaligen Karmeliterkloster ein Gebäude in Lemberg, um die Sammlungsbestände unterzubringen. Weiterhin verfügte er einen regelmäßigen Geldbetrag, damit die Tätigkeit eines Bibliothekars, eine regelmäßige Publikation und der Ankauf neuer Werke gesichert werden konnten. Ein angegliederter Verlag ermöglichte die Veröffentlichung themenspezifischer Publikationen. Nach der Nationalbibliothek in Warschau und der Jagiellonen-Bibliothek von Krakau ist das Ossolineum heute die drittgrößte polnische Sammlung ihrer Art.

Seine Sammlungen zu vergrößern bemühte sich Ossolinski vielfach und erfolgreich. Der größte Zugang zu seinen Lebzeiten gelang ihm durch eine vertragliche Vereinbarung von 1823 mit Fürst Henryk Lubomirski, wodurch die Sammlungen der Familie Lubomirski in das Ossolineum aufgenommen wurden.

Wegen seines unermüdlichen Wirkens für die nationalen polnischen Anliegen wurde er 1817 zum Kron-Großmarschall des Königreichs Galizien und 1825 zum Oberlandhofmeister des Königreichs Lodomerien ernannt.
Ossolinski war auch mit Ludwig van Beethoven befreundet, der 1816 in Ossolinskis Landhaus (Schloss Braiten) bei Baden bei Wien einen Sommer verbrachte.

In hohem Alter starb Ossolinski erblindet in Wien und wurde auf dem Matzleinsdorfer Friedhof begraben. Seine Grabstätte fiel schon im 19. Jahrhundert einem Bahnausbau zum Opfer.

Verdienste

Durch das Wirken von Ossolinski und Bętkowski in der Warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften (von 1800 bis 1831) konnten die systematischen Forschungen zur polnischen Literaturgeschichte modernisiert werden.

Ossolinski hatte in der von ihm geführten kaiserlichen Hofbibliothek den Bibliothekar Samuel Gottlieb Linde beschäftigt. Dieser gab in Warschau unter Protektion seines Förderers in den Jahren 1807 bis 1814 das Słownik języka polskiego (Wörterbuch der polnischen Sprache, sechs Bände) heraus.

Nach polnischer Teilung und Aufhebung des Jesuitenordens wurde 1773 auch die Universität Lemberg aufgelöst. Damit fehlte in der Region Galizien ein wissenschaftlicher Standort. Im Jahr 1784 wurde auf Geheiß des Kaisers Joseph II. die Lemberger Universität als Josephinum neu gegründet. Die Unterrichtssprachen waren Latein und Deutsch. Ein bedeutenderer Impuls für die polnische Kultur ergab sich erst 1817 mit der Gründung des National-Institutes (heute Ossolineum) durch die Stiftungstätigkeit Ossolinskis.

Mitgliedschaften und Würdigungen

Werke

  • Wiadomości historyczno-krytyczne do dziejów literatury polskiej (3. Bde.) Krakau 1819–1822
  • Wieczory badeńskie (Badener Abende) (1793–1794), Krakau 1852
  • Rozmyślania ślepego (Betrachtungen eines Erblindeten)

Literatur