Heilig-Geist-Kirche (Schweinfurt)

Heilig-Geist-Kirche in Schweinfurt

Die Heilig-Geist-Kirche ist die römisch-katholische Pfarrkirche der Innenstadt von Schweinfurt. Sie steht anstelle eines Vorgängerbaus, der Spitalkirche zum Heiligen Geist und ist der erste katholische Kirchenneubau Schweinfurts seit der Reformation. Die neuromanische Basilika wurde 1897 bis 1902 nach Plänen von Anton Leipold[1] erbaut. Sie gilt als Nachbau des Speyerer Doms. Der Nachbau beschränkt sich jedoch auf einzelne Elemente und statt vier besitzt die Heilig-Geist-Kirche nur einen Turm. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Heilig-Geist-Kirche unbeschädigt.

Spitalkirche zum Heiligen Geist

Abbruch der Spitalkirche 1896

Die Spitalkirche zum Heiligen Geist stand an einem seit 1364 belegten Hospital Heilig Geist (auch: Bürgerspital). Später wurde daneben das nach ihm benannte (äußere) Spitaltor errichtet.

Die Spitalkirche wurde im Zweiten Markgrafenkrieg 1554 („Zweites Stadtverderben“) bis auf den Chor zerstört. Ende des 16. Jahrhunderts wurde sie im gotischen Stil wieder aufgebaut.[2][3]

Die Reichsstadt Schweinfurt war seit der Reformation lutherisch. Eine katholische Gemeinde konnte sich erst in napoleonischer Zeit wieder etablieren. Sie bekam 1803 von der königlich bayerischen Regierung die Spitalkirche als Pfarrkirche zugewiesen. Für die Neuausstattung nach 1803 erwarb die katholische Gemeinde Kunstwerke aus säkularisierten Klosterkirchen der Region.

1896 wurde die Spitalkirche für einen Nachfolgebau abgerissen.

Heilig-Geist-Kirche

Geschichte

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ließen Industrialisierung und Zuzug die Gemeinde stark anwachsen. Nach langen Planungen und Grundstückssichtungen wurde der Abriss der alten Spitalkirche und ein großer Neubau an alter Stelle mit dem historischen Namen beschlossen. Die Arbeiten begannen 1897. Am 2. März 1902 war die Kirchweihe. Vom Glockenturm waren zu diesem Zeitpunkt nur vier Geschosse vorhanden. Erst 1911 wurde er nach Plänen von Jakob Angermair um weitere drei Geschosse bis zur heutigen Höhe von 56 m aufgestockt.

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Heilig-Geist-Kirche unbeschädigt. In den Jahrzehnten danach entstanden auf dem Pfarreigebiet zahlreiche Tochtergemeinden. Eine historismuskritische Innenrenovierung von 1959 bis 1961 wurde später teilweise wieder rückgängig gemacht. 1974 wurde der Altarraum nach den Vorgaben der Liturgiereform neugestaltet.

Architektur

Die Heilig-Geist-Kirche ist ein Nachbau einer romanischen Kathedrale, als dreischiffige Basilika auf Kreuzgrundriss. Chor und Querhausarme schließen mit Rundapsiden.

Der Nachbau des Speyerer Doms beschränkt sich im Wesentlichen auf den Westriegel. Er wurde jedoch nach Südosten, zum Main hin, ausgerichtet und somit wurde die Kirche um über 90° zur üblichen Ausrichtung gedreht. Wie in Speyer besitzt der jedoch kleinere "Westriegel" eine Zwerggalerie und eine Fensterrosette. Der mächtige Rechteckturm hat Ähnlichkeiten mit den vier schlankeren Rechtecktürmen von Speyer. Er steht an Stelle des in Speyer auf den Westriegel aufgesetzten Oktogons, das in nahezu selber Gestalt auf die Vierung aufgesetzt wurde. Der Chor der Heilig-Geist-Kirche ist dem der Kathedrale San Vigilio in Trient nachempfunden. Der Glockenturm mit drei Obergeschossen und Zeltdach wird von einer Marienstatue bekrönt. Der übrige Bau ist mit Bogenfenstern, Bogenfriesen, Blendsäulen und Pilastern reich gegliedert. Die Tympana der drei Portale zeigen biblische Personen und Szenen, die zum Patrozinium der Kirche in Beziehung stehen. Sie sind Werke von Georg Wrba.

Vom Westriegel des Speyerer Doms wurden bauliche Elemente übernommen.

Vierungsturm und Apsis der Heilig-Geist-Kirche orientieren sich auch an der Kathedrale San Vigilio in Trient.

Das Mittelschiff der Heilig-Geist-Kirche orientiert sich am Speyerer Dom.

Ausstattung

Eine historismuskritische Innenrenovierung von 1959 bis 1961 wurde später teilweise wieder rückgängig gemacht.

Die Ausstattung, darunter der Crucifixus über dem Altar von Heinrich Söller, stammt überwiegend aus den 1960er und 1970er Jahren. Die Hauptapsis wurde bei der letzten Renovierung wieder dem Originalzustand angenähert. Rechts und links der Mittelachse mit dem Tabernakel und einer Skulptur des segnenden Christus sind Gestalten aus dem Alten und Neuen Testament und aus der Kirchengeschichte dargestellt.

Bilder-Galerie

Orgeln

Die Kirche verfügt über zwei Orgeln der Firma Steinmeyer (Oettingen). Die Hauptorgel mit 46 Registern auf drei Manualen und Pedal wurde 1967 gebaut.[4] Der Spieltisch der Hauptorgel ist viermanualig angelegt. Vom 4. Manual lässt sich die Chororgel anspielen. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.

I Rückpositiv C–g3
1. Gedeckt 8′
2. Quintade 8′
3. Principal 4′
4. Rohrflöte 4′
5. Flageolett 2′
6. Sifflöte 113
7. Carillon III 4′
8. Scharf IV 1′
9. Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
10. Pommer 16′
11. Principal 8′
12. Gedeckt 8′
13. Gemshorn 8′
14. Octave 4′
15. Querflöte 4′
16. Octave 2′
17. Kornett IV-V
18. Mixtur IV 113
19. Zimbel III 12
20. Trompete 8′
III Schwellwerk C–g3
21. Principal 8′
22. Rohrgedeckt 8′
23. Gambe 8′
24. Vox coelestis 8′
25. Principal 4′
26. Spitzflöte 4′
27. Waldflöte 2′
28. Nasat 223
29. Terz-None II 123
30. Plein-jeu V 2′
31. Fagott 16′
32. Oboe 8′
33. Trompete 4′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
34. Untersatz 32′
35. Principal 16′
36. Subbaß 16′
37. Octave 8′
38. Bartpfeife 8′
39. Nachthorn 4′
40. Bauernpfeife 2′
41. Quinte 513
42. Hintersatz VI 223
43. Posaune 16′
44. Trompete 8′
45. Klarine 4′
46. Cornett 2′
  • Koppeln: I/II, III/I, III/II, IV/II, I/P, II/P, III/P, IV/P
  • Spielhilfen: 3 freie Kombinationen, 2 freie Pedalkombinationen

Die Chororgel mit 17 Registern auf drei Manualen und Pedal wurde 1968 erbaut.[5] Das Instrument hat mechanische Spieltrakturen und elektrische Registertrakturen. Haupt- und Schwellwerk der Chororgel lassen sich vom vierten Manual des Spieltisches der Hauptorgel aus anspielen. Umgekehrt ist die Hauptorgel vom Spieltisch der Chororgel aus anspielbar, die auch mit einer Fernwalze zur Hauptorgel ausgestattet ist.

I Regalwerk C–g3
1. Regal 8′


II Hauptwerk C–g3
2. Principal 8′
3. Rohrflöte 8′
4. Octave 4′
5. Sesquialter II 2′
6. Blockflöte 2′
7. Mixtur V
III Schwellwerk C–g3
8. Gedeckt 8′
9. Salicional 8′
10. Hohlflöte 4′
11. Fugara 4′
12. Quinte 2′
13. Blockflöte 2′
14. Oboe 8′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
15. Subbaß 16′
16. Offenbaß 8′
17. Choralbaß 4′
18. Posaune 8′

Siehe auch

Literatur

  • Erich Schneider: Schweinfurt: Katholische Stadtpfarrkirche Heilig Geist – Kleiner Kunstführer Nr. 219. Schnell & Steiner, Regensburg 2014, ISBN 978-3795441883
  • Erich Schneider (Hrsg.), Uwe Müller (Hrsg.): Spurensuche 1806-2006 - 200 Jahre Pfarrei Heilig Geist, 200 Jahre Katholiken in Schweinfurt. Reimund Maier, Schweinfurt 2007, ISBN 978-3926300577
  • Katholisches Pfarramt Heilig Geist (Hrsg.): 1902-2002. 100 Jahre Heilig-Geist-Kirche Schweinfurt – Gebaut aus lebendigen Steinen, Schweinfurt 2002
Commons: Heilig-Geist-Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Personendaten (bildindex.de)
  2. mainpost.de: Kunstführer Heilig Geist, 24. April 2014. Abgerufen am 13. März 2021.
  3. Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de/Spitalkirche. Abgerufen am 13. März 2021.
  4. Disposition der Hauptorgel (Memento des Originals vom 1. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.heilig-geist-schweinfurt.de
  5. Disposition der Chororgel (Memento des Originals vom 2. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.heilig-geist-schweinfurt.de

Koordinaten: 50° 2′ 33,3″ N, 10° 13′ 47,2″ O