„Hans Jendretzky“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
(28 dazwischenliegende Versionen von 15 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1:Zeile 1:
[[Datei:Fotothek df pk 0000308 023 Pfingsten 1947.jpg|mini|Hans Jendretzky (1947)]]
[[Datei:Fotothek df pk 0000308 023 Pfingsten 1947.jpg|mini|Hans Jendretzky (1947)]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R93228, Berlin, 2. FDGB-Kongress, Hans Jendretzky.jpg|mini|Hans Jendretzky auf dem II. FDGB-Kongress in Berlin, 1947]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R93228, Berlin, 2. FDGB-Kongress, Hans Jendretzky.jpg|mini|Hans Jendretzky auf dem II. FDGB-Kongress in Berlin, 1947]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-L0319-0010, Neubrandenburg, Jugendweihe, Hans Jendretzky.jpg|mini|Hans Jendretzky bei einer Jugendweihe, 1972.]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-L0319-0010, Neubrandenburg, Jugendweihe, Hans Jendretzky.jpg|mini|Hans Jendretzky bei einer Jugendweihe, 1972]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1989-1113-025, Berlin, Volkskammertagung.jpg|mini|Volkskammertagung unter Leitung von Hans Jendretzky im [[Palast der Republik]], November 1989]]
'''Gustav Ernst Hans Jendretzky''' (* [[20. Juli]] [[1897]] in [[Berlin]]; † [[2. Juli]] [[1992]] ebenda) war ein deutscher Politiker ([[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]], [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]], [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]]) in der [[Weimarer Republik]] und der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]].
'''Gustav Ernst Hans Jendretzky''' (* [[20. Juli]] [[1897]] in [[Berlin]]; † [[2. Juli]] [[1992]] ebenda) war ein deutscher Politiker ([[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]], [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]], [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]]) in der [[Weimarer Republik]] und der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]. Er gehörte als [[Liste der Kandidaten des Politbüros des ZK der SED|Kandidat]] dem [[Politbüro des ZK der SED]] an.


== Leben ==
== Leben ==
Als Sohn des [[Buchdruck]]ers Carl Gustav Jendretzky und der Eugenie Flora Jenny geb. Bernhard wurde Hans Jendretzky in der Strelitzer Straße 15 geboren<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Geburtsregister StA Berlin XI Nr. 2104/1897 |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum= |ISBN= |Seiten=}}</ref>. Er absolvierte nach der Schule eine [[Schlosserei|Schlosser]]lehre. 1919 trat er der USPD bei, ein Jahr später wechselte er zur KPD, deren hauptamtlicher Funktionär er 1926 wurde. Er leitete den [[Roter Frontkämpferbund|Roten Frontkämpferbund]] in Berlin und gehörte von 1928 bis 1932 dem [[Preußischer Landtag|preußischen Landtag]] an. 1933/34 war er Mitglied der KPD-Bezirksleitung Berlin. 1934 wurde er von den [[Zeit des Nationalsozialismus|Nazis]] verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Haft verbüßte er im Zuchthaus [[Luckau]], anschließend wurde er ins KZ Sachsenhausen eingeliefert und erst 1938 entlassen. Danach konnte er wieder als Schlosser arbeiten. 1943/44 arbeitete er in der [[Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation]] mit, worauf er im August 1944 erneut festgenommen wurde. Im Oktober 1944 wurde er vom Volksgerichtshof zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und verbüßte die Strafe im [[Justizvollzugsanstalt Brandenburg a. d. Havel|Zuchthaus Brandenburg]] und in Nürnberg. Im April 1945 konnte er fliehen.
Als Sohn des [[Buchdruck]]ers Carl Gustav Jendretzky und der Eugenie Flora Jenny geb. Bernhard wurde Hans Jendretzky in der Strelitzer Straße 15 geboren<ref>{{Literatur |Titel=Geburtsregister StA Berlin XI Nr. 2104/1897 |Datum=}}</ref>. Er absolvierte nach der Schule eine [[Schlosserei|Schlosserlehre]]. 1919 trat er der USPD bei, ein Jahr später wechselte er zur KPD, deren hauptamtlicher Funktionär er 1926 wurde. Er leitete den [[Roter Frontkämpferbund|Roten Frontkämpferbund]] in Berlin und gehörte von 1928 bis 1932 dem [[Preußischer Landtag|preußischen Landtag]] an. 1933/34 war er Mitglied der KPD-Bezirksleitung Berlin. 1934 wurde er von den [[Zeit des Nationalsozialismus|Nazis]] verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Haft verbüßte er im Zuchthaus [[Luckau]], anschließend wurde er ins KZ Sachsenhausen eingeliefert und erst 1938 entlassen. Danach konnte er wieder als Schlosser arbeiten. 1943/44 arbeitete er in der [[Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation]] mit, worauf er im August 1944 erneut festgenommen wurde. Im Oktober 1944 wurde er vom Volksgerichtshof zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und verbüßte die Strafe im [[Justizvollzugsanstalt Brandenburg a. d. Havel|Zuchthaus Brandenburg]] und in Nürnberg. Im April 1945 konnte er fliehen.


Nach Kriegsende beteiligte sich Jendretzky am Wiederaufbau der KPD und war Mitunterzeichner des [[Aufruf der KPD|Aufrufs der KPD]] vom 11. Juni 1945. Im Berliner [[Magistrat (Deutschland)|Magistrat]] übernahm er die Leitung der ''Abteilung Arbeit'', die für den Arbeitseinsatz zuständig war. 1946 war er Mitbegründer des [[Freier Deutscher Gewerkschaftsbund|FDGB]] in der [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetischen Besatzungszone]] und bis 1948 auch dessen Vorsitzender. Von 1948 bis 1953 hatte er die Leitung der Berliner SED inne. Jendretzky war zudem Mitglied des Vorstandes der Gesamtpartei und ab 1950 Kandidat des [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands#Politbüro des Zentralkomitees|Politbüro]]s.
Nach Kriegsende beteiligte sich Jendretzky am Wiederaufbau der KPD und war Mitunterzeichner des [[Aufruf der KPD vom 11. Juni 1945|Aufrufs der KPD vom 11. Juni 1945]]. Im Berliner [[Magistrat (Deutschland)|Magistrat]] übernahm er die Leitung der ''Abteilung Arbeit'', die für den Arbeitseinsatz zuständig war. 1946 war er Mitbegründer des [[Freier Deutscher Gewerkschaftsbund|FDGB]] in der [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetischen Besatzungszone]] und bis 1948 auch dessen Vorsitzender. Von 1948 bis 1953 hatte er die Leitung der Berliner SED inne. Jendretzky war zudem Mitglied des Vorstandes der Gesamtpartei und ab 1950 Kandidat des [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands#Politbüro des Zentralkomitees|Politbüros]].


Sein politischer Aufstieg wurde 1953 gebremst, nachdem er nach dem [[Aufstand des 17. Juni]] als Anhänger der [[Wilhelm Zaisser|Zaisser]]-[[Rudolf Herrnstadt|Herrnstadt-Gruppe]] seiner Funktionen enthoben wurde. Im August 1953 wurde er als 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin durch [[Alfred Neumann (Politiker, 1909)|Alfred Neumann]] ersetzt.<ref>[[Neues Deutschland]] vom 9. August 1953</ref> Anschließend war er bis September 1957 als Vorsitzender des [[Rat des Bezirkes|Rates des Bezirkes]] [[Bezirk Neubrandenburg|Neubrandenburg]] tätig. Nach dem [[XX. Parteitag der KPdSU]] 1956 erfolgte die Rehabilitierung, im Februar 1957 wurde er zusammen mit [[Alexander Abusch]] und [[Franz Dahlem]] als Mitglied in das [[Zentralkomitee der SED]] kooptiert.<ref>Neues Deutschland vom 3. Februar 1957</ref> Im Februar 1958 wurde er als Nachfolger von [[Franz Peplinski]] zum Stellvertreter des [[Ministerium des Innern (DDR)|Ministers des Innern]] und Staatssekretär für Angelegenheiten der örtlichen Räte berufen.<ref>Neues Deutschland vom 16. Februar 1958</ref> 1960/61 war er Staatssekretär und Leiter des Sekretariats des [[Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik|Ministerrats]], von November 1961 bis Mai 1963 Minister und Leiter der Zentralen Kommission für Staatliche Kontrolle (Nachfolger von [[Ernst Wabra]]).<ref>Neues Deutschland vom 28. November 1961</ref> Von Mai 1963 bis 1965 wirkte er als Mitglied des Präsidiums und Sekretär des Bundesvorstandes des [[FDGB]].<ref>Neues Deutschland vom 16. Mai 1963</ref>
Sein politischer Aufstieg wurde 1953 gebremst, nachdem er nach dem [[Aufstand des 17. Juni]] als Anhänger der [[Wilhelm Zaisser|Zaisser]]-[[Rudolf Herrnstadt|Herrnstadt-Gruppe]] seiner Funktionen enthoben wurde. Im August 1953 wurde er als 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin durch [[Alfred Neumann (Politiker, 1909)|Alfred Neumann]] ersetzt.<ref>[[Neues Deutschland]] vom 9. August 1953</ref> Anschließend war er bis September 1957 als Vorsitzender des [[Rat des Bezirkes|Rates des Bezirkes]] [[Bezirk Neubrandenburg|Neubrandenburg]] tätig. Nach dem [[XX. Parteitag der KPdSU]] 1956 erfolgte die Rehabilitierung, im Februar 1957 wurde er zusammen mit [[Alexander Abusch]] und [[Franz Dahlem]] als Mitglied in das [[Zentralkomitee der SED]] kooptiert.<ref>Neues Deutschland vom 3. Februar 1957</ref> Im Februar 1958 wurde er als Nachfolger von [[Franz Peplinski]] zum Stellvertreter des [[Ministerium des Innern (DDR)|Ministers des Innern]] und Staatssekretär für Angelegenheiten der örtlichen Räte berufen.<ref>Neues Deutschland vom 16. Februar 1958</ref> 1960/61 war er Staatssekretär und Leiter des Sekretariats des [[Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik|Ministerrats]], von November 1961 bis Mai 1963 Minister und Leiter der Zentralen Kommission für Staatliche Kontrolle (Nachfolger von [[Ernst Wabra]]).<ref>Neues Deutschland vom 28. November 1961</ref> Von Mai 1963 bis 1965 wirkte er als Mitglied des Präsidiums und Sekretär des Bundesvorstandes des [[FDGB]].<ref>Neues Deutschland vom 16. Mai 1963</ref>


[[Datei:Berlin Friedrichsfelde Zentralfriedhof, Pergolenweg - Jendretzky 02.jpg|mini|Grabstätte]]
Mitglied der [[Volkskammer]] war Hans Jendretzky von 1950 bis 1954 sowie erneut ab 1958. 1965 übernahm er den Vorsitz der FDGB-Fraktion im Parlament. Sämtliche Parteiämter und Mandate musste er dann im Verlauf der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende und friedlichen Revolution in der DDR]] aufgeben.
Mitglied der [[Volkskammer]] war Hans Jendretzky von 1950 bis 1954 sowie erneut ab 1958. 1965 übernahm er den Vorsitz der FDGB-Fraktion im Parlament. Nach dem Rücktritt des Volkskammerpräsidenten [[Horst Sindermann]] und des restlichen Präsidiums leitete er nach dem Verzicht von [[Wilhelmine Schirmer-Pröscher]] als [[Alterspräsident]] am 13. November 1989 bis zur Wahl von [[Günther Maleuda]] die Sitzung der Volkskammer. Sämtliche Parteiämter und Mandate musste er dann im Verlauf der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende und friedlichen Revolution in der DDR]] aufgeben.


Seine erste Ehefrau war die Arbeiterin Margareta Michaelis. Diese Ehe wurde nach zwölf Jahren 1932 geschieden<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Heiratsregister StA Berlin-Steglitz Nr. 385/1920 |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum= |ISBN= |Seiten=}}</ref>. Seine zweite Ehefrau war die bekannte Schauspielerin [[Marta Husemann]] († 1960)<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Heiratsregister StA Berlin-Schöneberg II Nr. 327/1938 |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum= |ISBN= |Seiten=}}</ref>, die dritte Ehefrau war die Richterin Irmgard Jendretzky geb. Eisermann (1918–2010)<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Heiratsregister StA Berlin-Pankow Nr. 13/1961 |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum= |ISBN= |Seiten=}}</ref>, die 1997 wegen der [[Waldheimer Prozesse]] zu vier Jahren Haft verurteilt worden ist. Beide sind auf dem [[Zentralfriedhof Friedrichsfelde]] in Berlin beerdigt.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://de.billiongraves.com/grave/Irmgard-Jendretzky/11586865 |titel=Irmgard Jendretzky |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=2019-03-01 |sprache=}}</ref>
Seine erste Ehefrau war die Arbeiterin Margareta Michaelis. Diese Ehe wurde nach zwölf Jahren 1932 geschieden<ref>{{Literatur |Titel=Heiratsregister StA Berlin-Steglitz Nr. 385/1920 |Datum=}}</ref>. Seine zweite Ehefrau war die bekannte Schauspielerin [[Marta Husemann]] († 1960)<ref>{{Literatur |Titel=Heiratsregister StA Berlin-Schöneberg II Nr. 327/1938 |Datum=}}</ref>, die dritte Ehefrau war die Richterin Irmgard Jendretzky geb. Eisermann (1918–2010)<ref>{{Literatur |Titel=Heiratsregister StA Berlin-Pankow Nr. 13/1961 |Datum=}}</ref>, die 1997 wegen der [[Waldheimer Prozesse]] zu vier Jahren Haft verurteilt wurde.
Die Urnen von Hans, Marta und Irmgard Jendretzky wurden in der Grabanlage ''Pergolenweg'' des Berliner [[Zentralfriedhof Friedrichsfelde|Zentralfriedhofs Friedrichsfelde]] beigesetzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://de.billiongraves.com/grave/Irmgard-Jendretzky/11586865 |titel=Irmgard Jendretzky |abruf=2019-03-01}}</ref>


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
Zeile 27:Zeile 31:
* 1982 Ehrentitel [[Held der Arbeit]]
* 1982 Ehrentitel [[Held der Arbeit]]
* 1987 Vaterländischer Verdienstorden in Gold
* 1987 Vaterländischer Verdienstorden in Gold

== Darstellung Jendretzkys in der bildenden Kunst der DDR ==

* [[Hans Kies]]: Hans Jendretzky (Porträtbüste, Bronze, um 1977)<ref>{{Internetquelle |autor=Kies, Hans |url=https://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70244283/df_hauptkatalog_0190631 |titel=Porträtbüste Hans Jendretzky |abruf=2023-02-20}}</ref>


== Veröffentlichungen ==
== Veröffentlichungen ==
Zeile 43:Zeile 51:


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Hermann Weber (Historiker, 1928)|Hermann Weber]], [[Andreas Herbst (Historiker)|Andreas Herbst]]: ''Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945.'' Dietz, Berlin 2004, ISBN 3-320-02044-7, S. 344–345.
* [[Hermann Weber (Historiker, 1928)|Hermann Weber]], [[Andreas Herbst]]: ''Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945.'' Dietz, Berlin 2004, ISBN 3-320-02044-7, S. 344–345.
* {{WWW-DDR|1575|Jendretzky, Hans|[[Bernd-Rainer Barth]], [[Helmut Müller-Enbergs]]}}
* {{WWW-DDR|id=hans-jendretzky|lemma=Jendretzky, Hans|autor=[[Bernd-Rainer Barth]], [[Helmut Müller-Enbergs]]|band=1|idNum=1575}}
* [[Lutz Heuer]]: ''Aus dem Leben des Politikers, Antifaschisten und Gewerkschafters Hans Jendretzky, (*20.07.1897, † 02.07.1992)'' trafo-verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86464-141-1.
* [[Lutz Heuer]]: ''Aus dem Leben des Politikers, Antifaschisten und Gewerkschafters Hans Jendretzky, (*20.07.1897, † 02.07.1992)'' trafo-verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86464-141-1.
* [[Siegfried Mielke]], [[Günter Morsch]] (Hrsg.): ''Gewerkschafter in Konzentrationslagern 1933–1945.'' Metropol-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86331-031-8, S. 108–111


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

<references />
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commonscat}}
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|118824546}}
* {{DNB-Portal|118824546}}
* [https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/3161826f-50f0-4ffe-a602-a250435ebfa7/ Nachlass Bundesarchiv NY 4431]


{{NaviBlock
{{NaviBlock
Zeile 61:Zeile 72:
}}
}}


{{Normdaten|TYP=p|GND=118824546|LCCN=n/88/196313|VIAF=45098983}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=118824546|LCCN=n88196313|VIAF=45098983}}


{{SORTIERUNG:Jendretzky, Hans}}
{{SORTIERUNG:Jendretzky, Hans}}
[[Kategorie:Landtagsabgeordneter (Preußen)]]
[[Kategorie:Mitglied des Preußischen Landtags (Freistaat Preußen)]]
[[Kategorie:Opfer der NS-Justiz]]
[[Kategorie:Opfer der NS-Justiz]]
[[Kategorie:USPD-Mitglied]]
[[Kategorie:USPD-Mitglied]]
Zeile 70:Zeile 81:
[[Kategorie:PDS-Mitglied]]
[[Kategorie:PDS-Mitglied]]
[[Kategorie:Mitglied des Parteivorstandes der SED]]
[[Kategorie:Mitglied des Parteivorstandes der SED]]
[[Kategorie:Mitglied des Politbüros des ZK der SED]]
[[Kategorie:Kandidat des Politbüros des ZK der SED]]
[[Kategorie:Vorsitzender des Rates eines Bezirkes]]
[[Kategorie:Vorsitzender eines Rates des Bezirkes]]
[[Kategorie:Abgeordneter der Länderkammer der DDR]]
[[Kategorie:Abgeordneter der Länderkammer der DDR]]
[[Kategorie:Abgeordneter der Volkskammer]]
[[Kategorie:Abgeordneter der Volkskammer]]
Zeile 87:Zeile 98:
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Häftling im KZ Sachsenhausen]]
[[Kategorie:Häftling im KZ Sachsenhausen]]
[[Kategorie:Arbeitssenator (Berlin)]]


{{Personendaten
{{Personendaten

Aktuelle Version vom 14. Februar 2024, 13:03 Uhr

Hans Jendretzky (1947)
Hans Jendretzky auf dem II. FDGB-Kongress in Berlin, 1947
Hans Jendretzky bei einer Jugendweihe, 1972
Volkskammertagung unter Leitung von Hans Jendretzky im Palast der Republik, November 1989

Gustav Ernst Hans Jendretzky (* 20. Juli 1897 in Berlin; † 2. Juli 1992 ebenda) war ein deutscher Politiker (USPD, KPD, SED) in der Weimarer Republik und der DDR. Er gehörte als Kandidat dem Politbüro des ZK der SED an.

Leben

Als Sohn des Buchdruckers Carl Gustav Jendretzky und der Eugenie Flora Jenny geb. Bernhard wurde Hans Jendretzky in der Strelitzer Straße 15 geboren[1]. Er absolvierte nach der Schule eine Schlosserlehre. 1919 trat er der USPD bei, ein Jahr später wechselte er zur KPD, deren hauptamtlicher Funktionär er 1926 wurde. Er leitete den Roten Frontkämpferbund in Berlin und gehörte von 1928 bis 1932 dem preußischen Landtag an. 1933/34 war er Mitglied der KPD-Bezirksleitung Berlin. 1934 wurde er von den Nazis verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Haft verbüßte er im Zuchthaus Luckau, anschließend wurde er ins KZ Sachsenhausen eingeliefert und erst 1938 entlassen. Danach konnte er wieder als Schlosser arbeiten. 1943/44 arbeitete er in der Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation mit, worauf er im August 1944 erneut festgenommen wurde. Im Oktober 1944 wurde er vom Volksgerichtshof zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und verbüßte die Strafe im Zuchthaus Brandenburg und in Nürnberg. Im April 1945 konnte er fliehen.

Nach Kriegsende beteiligte sich Jendretzky am Wiederaufbau der KPD und war Mitunterzeichner des Aufrufs der KPD vom 11. Juni 1945. Im Berliner Magistrat übernahm er die Leitung der Abteilung Arbeit, die für den Arbeitseinsatz zuständig war. 1946 war er Mitbegründer des FDGB in der sowjetischen Besatzungszone und bis 1948 auch dessen Vorsitzender. Von 1948 bis 1953 hatte er die Leitung der Berliner SED inne. Jendretzky war zudem Mitglied des Vorstandes der Gesamtpartei und ab 1950 Kandidat des Politbüros.

Sein politischer Aufstieg wurde 1953 gebremst, nachdem er nach dem Aufstand des 17. Juni als Anhänger der Zaisser-Herrnstadt-Gruppe seiner Funktionen enthoben wurde. Im August 1953 wurde er als 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin durch Alfred Neumann ersetzt.[2] Anschließend war er bis September 1957 als Vorsitzender des Rates des Bezirkes Neubrandenburg tätig. Nach dem XX. Parteitag der KPdSU 1956 erfolgte die Rehabilitierung, im Februar 1957 wurde er zusammen mit Alexander Abusch und Franz Dahlem als Mitglied in das Zentralkomitee der SED kooptiert.[3] Im Februar 1958 wurde er als Nachfolger von Franz Peplinski zum Stellvertreter des Ministers des Innern und Staatssekretär für Angelegenheiten der örtlichen Räte berufen.[4] 1960/61 war er Staatssekretär und Leiter des Sekretariats des Ministerrats, von November 1961 bis Mai 1963 Minister und Leiter der Zentralen Kommission für Staatliche Kontrolle (Nachfolger von Ernst Wabra).[5] Von Mai 1963 bis 1965 wirkte er als Mitglied des Präsidiums und Sekretär des Bundesvorstandes des FDGB.[6]

Grabstätte

Mitglied der Volkskammer war Hans Jendretzky von 1950 bis 1954 sowie erneut ab 1958. 1965 übernahm er den Vorsitz der FDGB-Fraktion im Parlament. Nach dem Rücktritt des Volkskammerpräsidenten Horst Sindermann und des restlichen Präsidiums leitete er nach dem Verzicht von Wilhelmine Schirmer-Pröscher als Alterspräsident am 13. November 1989 bis zur Wahl von Günther Maleuda die Sitzung der Volkskammer. Sämtliche Parteiämter und Mandate musste er dann im Verlauf der Wende und friedlichen Revolution in der DDR aufgeben.

Seine erste Ehefrau war die Arbeiterin Margareta Michaelis. Diese Ehe wurde nach zwölf Jahren 1932 geschieden[7]. Seine zweite Ehefrau war die bekannte Schauspielerin Marta Husemann († 1960)[8], die dritte Ehefrau war die Richterin Irmgard Jendretzky geb. Eisermann (1918–2010)[9], die 1997 wegen der Waldheimer Prozesse zu vier Jahren Haft verurteilt wurde.

Die Urnen von Hans, Marta und Irmgard Jendretzky wurden in der Grabanlage Pergolenweg des Berliner Zentralfriedhofs Friedrichsfelde beigesetzt.[10]

Ehrungen

Darstellung Jendretzkys in der bildenden Kunst der DDR

Veröffentlichungen

  • Mehr produzieren! Richtig verteilen! Besser leben! Berlin 1947.
  • Prag, der erste, aber entscheidende Schritt. Berlin 1947.
  • Die neuen deutschen Gewerkschaften und der 9. November 1918. Berlin 1948.
  • mit Paul Lähne: Die Aufgaben der Gewerkschaften in der Bergbauwirtschaft. Berlin 1948.
  • Neue deutsche Gewerkschaftspolitik. Dargestellt in Reden und Beiträgen. Berlin 1948.
  • Die Reparationsfrage. Berlin 1948.
  • Sie hetzen – wir bauen auf. Für die Einheit Berlins, gegen die Spalterwahlen. Berlin 1948.
  • Aufbauplan Berlin – ein Friedensplan für ganz Deutschland. Berlin 1951.
  • Zu einigen Aufgaben der örtlichen Organe der Staatsmacht im Siebenjahrplan. Berlin 1960.
  • Der gewerkschaftliche Kampf um Frieden, Einheit und Sozialismus 1945–1948. Aus Reden und Aufsätzen. Berlin 1961.
  • Die neuen Aufgaben der staatlichen und gesellschaftlichen Kontrolle. Berlin 1962.
  • Die Einheit ist der Fels, auf dem die Zukunft der Arbeiterklasse ruht. Erinnerungen an wichtige Etappen meines Wirkens in der Arbeiterbewegung. Berlin 1987.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Geburtsregister StA Berlin XI Nr. 2104/1897.
  2. Neues Deutschland vom 9. August 1953
  3. Neues Deutschland vom 3. Februar 1957
  4. Neues Deutschland vom 16. Februar 1958
  5. Neues Deutschland vom 28. November 1961
  6. Neues Deutschland vom 16. Mai 1963
  7. Heiratsregister StA Berlin-Steglitz Nr. 385/1920.
  8. Heiratsregister StA Berlin-Schöneberg II Nr. 327/1938.
  9. Heiratsregister StA Berlin-Pankow Nr. 13/1961.
  10. Irmgard Jendretzky. Abgerufen am 1. März 2019.
  11. Kies, Hans: Porträtbüste Hans Jendretzky. Abgerufen am 20. Februar 2023.
Commons: Hans Jendretzky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien