„Gustav Frenssen“ – Versionsunterschied

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* 1933 Ehrensenator des Reichsverbands Deutscher Schriftsteller
* 1933 Ehrensenator des Reichsverbands Deutscher Schriftsteller
* 1936 Wilhelm-Raabe-Preis
* 1936 Wilhelm-Raabe-Preis
* 1938 [[Goethe-Medaille]]
* 1938 [[Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft|Goethe-Medaille]]


== Werke (in Auswahl) ==
== Werke (in Auswahl) ==

Version vom 19. Dezember 2007, 11:37 Uhr

Gustav Frenssen (* 19. Oktober 1863 in Barlt, Dithmarschen; † 11. April 1945 in Barlt) war ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Frenssen wurde in Barlt als Sohn des Tischlermeisters Hermann Frenssen (1829–1919) und dessen Frau Amalie geb. Hansen (1827–1897) geboren. Er besuchte nach der Volksschule zunächst das Gymnasium in Meldorf, gemeinsam mit dem späteren Literaturhistoriker Adolf Bartels, und auf Grund schlechter schulischer Leistungen danach das in Husum. Nach abgelegter Reifeprüfung 1886 nahm er das Studium der Theologie an den Universitäten Tübingen, Berlin und Kiel auf, um 1890 2. Pastor in Hennstedt zu werden und 1892 schließlich Pastor in Hemme. 1890 heiratete er Anna Walter, die Tochter eines Lehrers. Aus nächster Nähe erlebte er die zahlreichen Umbrüche mit, die die Industrialisierung im ländlichen Holstein mit sich brachte. Frenssen wurde Mitglied in Friedrich Naumanns "Nationalsozialen Verein" und beschäftigte sich mit zeitgenössischen rassebiologischen Schriften.

Literarische Anfänge und Erfolge

1896 veröffentlichte er sein erstes größeres Werk, „Die Sandgräfin“. 1901 erschien sein Entwicklungsroman „Jörn Uhl“, der zum großen Überraschungserfolg avancierte. Die Millionenauflage dieses Werkes, das bis heute sein bekanntestes geblieben ist, erlaubte es Frenssen, seine Pastorenstelle 1902 aufzugeben und fernerhin als freier Schriftsteller zu leben. 1903 bekam er von der Universität Heidelberg den Ehrendoktor für Theologie. Weitere Bücher folgen: 1905 „Hilligenlei“, ein weiterer großer Verkaufserfolg; 1906 „Peter Moors Fahrt nach Südwest“ über den Vernichtungskrieg gegen die Herero im damaligen Deutsch-Südwestafrika. Der ausgesprochen rassistische Roman entwickelte sich zu einem weiteren Bestseller, Frenssen wurde zu einem der beliebten „Kolonialautoren“. Vor 1914 wurde er mehrfach als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt. Sein ehemaliger Mitschüler Adolf Bartels hingegen blieb einer seiner schärfsten Kritiker, der sein frühes Schaffen als von der Gartenlaube her beeinflusst betrachtete und seine religiösen Vorstellungen für gefährlich hielt.

Nationalliberal und NSDAP

Gustav Frenssen lebte von 1902 bis 1906 in Meldorf und danach bis 1919 in Hamburg-Blankenese. 1919 zog er zurück an seinen Geburtsort Barlt. Wie die meisten Dithmarscher seiner Zeit war er nationalliberal gesinnt und stand der Weimarer Republik zunächst aufgeschlossen gegenüber. Walther Rathenau bezeichnete er als "vornehmsten Kopf Europas", wandte sich aber bald von ihm ab. Später unterstützte er offen die NSDAP, ohne jedoch Mitglied zu werden. 1926 erschien sein umfangreiches Werk „Otto Babendiek“, in dem er u.a. seine Jugenderinnerungen und seine Schulzeit verarbeitet.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten machte Frenssen im deutschen Literaturbetrieb sich schnell sehr beliebt, wurde zum Ehrensenator des Reichsverbands Deutscher Schriftsteller ernannt. 1936 erschien sein Buch der „Glaube der Nordmark“, das seine endgültige Abwendung von der christlichen Religion markierte. Das christliche Menschenbild stand in radikalem Konflikt zu Frenssens völkisch-rassistischen Ansichten, so dass er stattdessen nun eine Art nordisches Neuheidentum propagierte. Dieses spiegelte auch seine Ablehnung der bürgerlich-konservativen Sexualmoral wider. 1937 wurde „Vorland. Grübeleien“ veröffentlicht, in dem er sich für die nationalsozialistische „Euthanasie“-Politik aussprach. 1938 wurde er von Hitler ausgezeichnet und veröffentlichte „Der Weg unseres Volkes“.

Letzte Lebensjahre

1940 erschien seine Autobiographie „Lebensbericht“, die von Großstadtfeindlichkeit, Antiintellektualismus und Antisemitismus geprägt ist und Recht oder Unrecht - mein Land!, in dem er die deutsche Politik verteidigte. Sein letztes Buch „Lebenskunde“ erschien 1942 und beschäftigt sich wiederholt mit dem Thema der Menschenzucht. In den letzten Kriegsjahren arbeitete er vorwiegend für den Rundfunk und die Reichspressestelle der NSDAP.

Nach seinem Tod 1945 geriet Frenssen weitgehend in Vergessenheit. Von den modernen Autoren widmete Arno Schmidt, der sich des Öfteren in Dithmarschen aufhielt, ihm größere Aufmerksamkeit. Neben der Hochschulgermanistik beschäftigt er zurzeit vor allem Lokalpolitiker, die sich unsicher darüber sind, wie mit Gustav-Frenssen-Straßen umzugehen ist.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1903 Dr. h.c. der Universität Heidelberg
  • 1933 Ehrensenator des Reichsverbands Deutscher Schriftsteller
  • 1936 Wilhelm-Raabe-Preis
  • 1938 Goethe-Medaille

Werke (in Auswahl)

  • Die Sandgräfin. Berlin 1896
  • Die drei Getreuen. Berlin 1898
  • Eine Handvoll Gold. Leipzig 1901
  • Jörn Uhl. Berlin 1901
  • Hilligenlei. Berlin 1905
  • Das Leben des Heilandes. Berlin 1907
  • Klaus Hinrich Baas. Berlin 1909
  • Grübeleien. Berlin 1920
  • Der Pastor von Poggsee. Berlin 1921
  • Peter Moors Fahrt nach Südwest. Berlin. 1922
  • Briefe aus Amerika. Berlin 1923
  • Otto Babendiek. Berlin 1926
  • Die Chronik von Barlete. Kulturgeschichte eines niedersächsischen Dorfes. Berlin 1928
  • Dummhans. Berlin 1929
  • Der brennende Baum. Berlin 1931
  • Der Glaube der Nordmark. Stuttgart 1936
  • Lebensbericht. Berlin 1940
  • Der Landvogt von Sylt. Berlin 1943

Literatur

  • Andreas Crystall: Gustav Frenssen. Sein Weg vom Kulturprotestantismus zum Nationalsozialismus. Gütersloh: Kaiser, Gütersloher Verlags-Haus 2002. ISBN 3-579-02609-7
  • Kay Dohnke (Hrsg.): Gustav Frenssen in seiner Zeit. Von der Massenliteratur im Kaiserreich zur Massenideologie im NS-Staat. Heide: Boyens 1997. ISBN 3-8042-0750-2
  • Otto Jordan (Bearb.): Gustav-Frenssen-Bibliographie. Bohmstedt. 1978.
  • Norbert Mecklenburg: Erzählte Provinz. Regionalismus und Moderne im Roman. Königstein/Taunus: Athenäum 1982. ISBN 3-7610-8248-7
  • Arno Schmidt: Ein unerledigter Fall. Zum 100. Geburtstage von Gustav Frenssen. In: derselbe: Die Ritter vom Geist. Von vergessenen Kollegen. Karlsruhe: Stahlberg 1965. S. 90-165.
  • Jan Süselbeck: "Arse=tillery + Säcksualität". Arno Schmidts Auseinandersetzung mit Gustav Frenssen. Bielefeld: Aisthesis 2001. ISBN 3-89528-337-1
  • Klaus Uhde: Gustav Frenssens literarischer Werdegang bis zum Ersten Weltkrieg. Eine kritisch-monographische Studie zur Entstehung völkischer Literatur. München: Univ. Diss. 1983.