Fahrradtourismus

Ein mit Packtaschen beladenes Trekkingrad

Fahrradtourismus (auch Radurlaub) ist eine Art der Urlaubsgestaltung, die seit den 1980er Jahren im Wachsen begriffen ist, vor allem in Mitteleuropa. Anfangs waren es vor allem Schüler und Studenten, die mit einfachen Fahrrädern, Zelt, Schlafsack und wenig Geld auf Tour gingen. Sofern keine Anreise per Flugzeug stattfindet und kein Begleitfahrzeug für Gepäck und konditionsschwächere Gruppenmitglieder mitfährt, sind Fahrradreisen mit die umweltverträglichste Art des Reisens.

Arten von Fahrradtourismus

Bandbreite

Fahrradurlaub umfasst eine Vielzahl von Urlaubsgestaltungen, bei denen das Fahrrad als Reisefahrzeug und/oder Sportgerät eine Rolle spielt. Die vier Dimensionen des Fahrradtourismus haben für die einzelnen Radreisenden ganz unterschiedliche Bedeutung, was sich entsprechend auf die individuelle Gestaltung des Fahrradurlaubs auswirkt.

Die vier Dimensionen des Fahrradurlaubs:
  • Beschaulichkeit
  • Sportlichkeit
  • Umweltfreundlichkeit
  • Abenteuer

Ein Fahrradurlaub kann zwei grundsätzliche Strukturen haben, die aber oft miteinander kombiniert werden:

  • Radreise, bestehend aus mehreren Etappen von einem Übernachtungsort zum nächsten
  • Radausflüge von einem günstig gelegenen Standquartier aus

Viele Radtouristen reisen motorisiert in eine Urlaubsregion, um dort eine Etappentour zu machen.

Die Dauer eines Fahrradurlaubs kann stark variieren:

  • Wochenendausflug
  • einwöchiger Nebenurlaub
  • mehrwöchige Haupturlaubsreise
  • mehrmonatige bis mehrjährige „Auszeit“, beispielsweise Weltumradlung.

Manche Radreisenden nehmen sich auch eine lange Reiseroute vor, die sie dann aber in mehrere Jahresurlaube zerlegt erradeln.

Dimensionen

Beschaulichkeit

Die Beschaulichkeit beteht zum einen darin, dass Benutzer eines Fahrrades anders als die anderer Fahrzeuge Geräusche und Gerüche ihrer Umgebung uneingeschränkt erleben. Zum anderen besteht sie in der Mögliichkeit, fast jederzeit und überall anhalten zu können, um sich etwas genauer anzuschauen. Grundsätzlich besteht auch viel mehr als beim Auto die Möglichkeit, eine Reiseroute durch historische Ortskerne zu wählen. Dabei spielt allerdings eine Rolle, in wieweit örtliche Verkehrsplaner der wesentlich größeren Stadtverträglichkeit des Fahrrades Rechnung tragen. Ein positives Beispiel ist da Rothenburg ob der Tauber, ein negatives Alfeld an der Leine.

Sportlichkeit

Die Sportlichkeit steht nur teilweise im Gegensatz zur Beschaulichkeit. Auch wer langsam radelt, betätigt sich körperlich. Auch wer auf Tempo radelt, kann das in vielen Gegenden auf ruhigen Straßen mit wenig Autoverkehr oder auch auf sorgfältig angelegten Radwanderwegen, also auf Strecken, auf denen die Schönheit der Landschaft voll zur Geltung kommt. In Frankreich trifft man immer wieder auf Fernradler, die, orientiert am Vorbild Tour de France, privat in kleinen Gruppen mit minimalem Gepäck mehrtägige Touren von vielen hundert Kilometern Länge unternehmen.

Umweltfreundlichkeit

Die Umweltfreundlichkeit steht in enger Beziehung zu Beschaulichkeit und Sportlichkeit. Wer eine Landschaft durchradelt, verunstaltet sie nicht durch Motorengeräusch und gefährdet sie nicht durch Abgase. Wer schnell radelt, in der Lage, auch entfernte Ziele ganz oder teilweise ohne motorisierte Anreise zu erreichen. Das Mitführen des gesamten Reisegepäcks auf dem Fahrrad bewirkt zwar Fahrgeschwindigkeiten, die so manchem Rennsportler als „unsportlich“ erscheinen, ist aber besonders im Gebirge selber eine sportliche Leistung. Bei der ökologischen Herangehensweise muss natürlich auch die Anreise miteinbezogen werden. Wer mit ökologisch gutem Gewissen eine Zweiwochentour am anderen Ende der Welt macht, sollte sich dagegen klarmachen, dass sein „Fahrradurlaub“ ökologisch betrachtet eine Flugreise ist.

Abenteuer

Das Abenteuer ist sicherlich am größten bei Leuten, die offroad radeln und wild campen, möglichst noch in einem Dritteweltland. Das andere Extrem sind gemächliche Tagesausflüge von einem komfortablen Standquartier aus. In manchen Gegenden haben sich so genannte „Fahrradhotels“ auf Radurlauber ohne Abenteuerlust spezialisiert, zumeist weniger auf gemächliche, als auf Leute, die von diesem Standquartier aus Rennrad- oder Mountainbike-Touren machen. Bei Etappentouren helfen Reservierungen, unangenehme Abenteuer zu vermeiden, engen aber andererseits durch Vorgabe der Etappenlängen ein.

Altersverteilung

Früher machten fast nur Jugendliche und junge Erwachsene Radreisen. Inzwischen ist ein nicht geringer Teil der Radtouristen 50 bis über 70 Jahre alt. Nicht wenige haben die Sehenswürdigkeiten der Welt längst abgegrast. Andere haben nach einem Leben voller Pflichten nun mehr Zeit und sind dabei noch deutlich fitter als ihre Altersgenossen vor dreißig jahren. In der klassischen Vor- und Nachsaison, in denen die Leute vorzugsweise Urlaub machen, wenn die schulpflichitgen Kinder aus dem Haus sind, ist das Wetter für Radtouren besser geeignet als für Badeurlaub oder Hochgebirgstouren. Besonders groß ist der Anteil rüstiger Rentner unter US-amerikanischen Radtouristen in Europa, die sich die Heimat ihrer Vorfahren erradeln und dabei oft erhebliche Distanzen vornehmen.

Eltern mit kleinen Kindern sind unter Radtouristen auch zahlreich vertreten. Eine Radreise mit Kindern erfordert aber gute Vorbereitung und pädagogisches Gespür. Einerseits lässt sich so manches früher unüberwindliche Problem heute technisch lösen mit Kinderanhängern für die Kleinsten und Aufliegern zum Selbertreten für die nicht mehr ganz so Kleinen. Aber vieles lässt sich nicht technisch lösen: Es lässt sich weniger Spielzeug mitnehmen als z.B. auf einer Autoreise. Manche Kinder interessiert eine Spielmöglichkeit am Wegesrand mehr als ein Etappenziel. Viele Pausen sind einzukalkulieren. Leistungsfähigere Kinder können entweder unlustig sein, oder sich durch übertriebenen Ehrgeiz überfordern. Jugendliche gehen oft lieber eigene Wege, als mit Eltern und kleinen Geschwistern Urlaub zu machen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Galten Radtouren früher als Arme-Leute-Tourismus, so haben Gastronomie und Beherberguungsgewerbe inzwischen erkannt, dass Radtouristen im Durchschnitt mehr Geld in einer Urlaubsregion lassen, als Autotouristen. Was statistisch erwiesen ist, hat auch einleuchtende Gründe: Radtouristen können nur in sehr beschränktem Umfang Verpflegung von zu Hause mitbringen und entwicklen unterwegs großen Hunger und Durst. Am avisierten Etappenziel sind sie nicht selten zu erschöpft, um eines preiswerteren Quartiers wegen eben einmal 20 km weiter zu fahren.

Nicht zuletzt besichtigen Fahrradtouristen durch die langsamere Fortbewegung in der gerade bereisten Region auch Baudenkmäler und Museen, derewegen kein Autotourist die Autobahn verlässt. Die Möglichkeit, durch Ausschilderung von Radwanderwegen die Touristen in der Fläche zu Verteilen, wird vor allem im Flachland mancherorts überzogen. Hier werden gerne so viele Umwege eingebaut, dass so mancher Weg für eine Reise kaum geeignet ist.

Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung ist der Fahrradtourismus in landschaftlich reizvollen Gegenden ohne herausragende highlights wie große Teile des Donautals oder das Jagsttal. Während der Fahrradtourismus an Donau und Tauber inzwischen in die Seitentäler ausstrahlt, lässt sich seine Bedeutung an der vordem kaum bekannten Jagst unter anderem daran ablesen, dass sich inzwischen die meisten Beherbergungsbetriebe in dem Tal dem Label Bed & Bike angeschlossen haben.

Routen und Netze

Veloland Schweiz: Radweg zwischen Bad Ragaz und Chur

Beschilderte und ausgebaute Routen und Netze sind für Radreisen nicht zwingend erforderlichen, aber die beste Möglichkeit, Fahrradtourismus zu fördern. So lassen sich entsprechendem Aufwand auch in engen Tälern mit stark KFZ-belasteter Hauptstraße attraktive Routen schaffen. Radwandernetze sind heute auch ein Mittel bislang wenig bekannter Urlaubsregionen, sich bekannter zu machen, oder schon bekannter Länder und Regionen, um von einem bisher eher einseitigen Image wegzukommen. So demonstrieren die Schweiz (Veloland Schweiz) und Österreich, dass sie nicht nur Hochgebirge haben, die Insel Usedom, dass sie nicht nur Badeküste ist.

In Deutschland entstanden zwar schon Anfang der 1980er Jahre in regionaler Initiative die ersten Radwanderwege. Die Vernetzung innerhalb der Bundesländer kam in Baden-Württemberg frühzeitig, in anderen Ländern aber erst später zustande. Das bundesweite D-Netz kam zuletzt und basiert auf vorhandenen Routen. In anderen europäischen Ländern hat man schon früh begonnen, landesweite Netze zu planen. Auf Europa-Ebene (ECF) konzipierten Engländer, Franzosen und Skandinavier schon in den 1990er Jahren ein europaweites Netz, als in vielen deutschen Ländern noch nicht einmal Ländernetze konzipiert waren. Inzwischen ist auch Deutschland am EuroVelo-Netz beteiligt.

Schon in den 1980er Jahren, lange vor offiziellen Netzkonzepten, waren in den Niederlanden detaillierte Routenbeschreibungen für Fernreisen auf dem Markt, z.B. von den Niederlanden nach Skandinavien oder nach Rom.

Informationsmittel

Fahrradreiseführer und Radwanderkarten git es inzwischen für Deutschland und viele andere europäische Länder flächendeckend. Das ist Teil der Markttendenz, Karten für bestimmte Zielgruppen zu drucken statt einer Karte für alle. Vorhandene Wegweisungen lassen sich wesentlich besser bewerten und benutzen, wenn sie anhand einer Landkarte nachzuvollziehen sind. Teilweise tritt allerdings die kartografische Information hinter werbenden touristischen Logos zurück. Karten mit einigermaßem vollständigen Wegenetz werden oft nur noch in Maßstäben verkauft, die für weite Touren zu groß sind. Es wurden Spiralhefte im Querformat entwickelt, die in das Sichtfernster einer Lenkertasche passen.

Auch im Internet gibt es zahlreiche Informationen für Radreisende, kostenfreie wie kostenpflichtige. Manches davon ist nur Werbung für ein Druckerzeugnis, aber vieles ist auch detaillierte Routeninformation. Es gibt Kartenserver. Es gibt Routenplaner wie den von Nordrhein-Westfalen. Es gibt ausgearbeitete Routen in Kartenform und es gibt GPS-Tracks.

Routenwahl

Weserradweg zwischen
Hann. Münden und Karlshafen

Beliebt ist in Deutschland eine Radreise flussabwärts entlang der großen Flusstäler entlang von Oder, Elbe, Weser, Rhein und den jeweiligen Nebenflüssen. Dieser Publikumstrend verkennt einige geografische Grundzüge Mitteleuropas und Frankreichs. Die langen Flüsse haben hier ein so geringes Gefälle, dass die Windrichtung in ihren Mittelgebirgstälern wichtiger ist als die Fließrichtung. Flussaufwärts verengen sich die Täler oft und sind von höheren Bergen umgeben, so dass der Blick in dieser Richtung eindruckvoller ist. Kurze Nebenflüsse sind nahe ihrer Mündung oft tiefer eingeschnitten als nahe ihrer Quelle. Anstrengende Anstiege lassen auch durch geschickte Kombination mehrerer Flusstäler in Grenzen halten oder durch Orientierung an einer Wasserscheide. Die Steigungen auf einer Hochfläche oder einem Hügelkamm können sanfter sein als eine Talstraße oder ein Flussradweg, der an mehreren Stellen sich vom Fluss entfernt und eine steile Talflanke hinauf führt. Für die Tourvorbereitung sind daher topografische und ähnliche Karten mit Höhenlinien von Vorteil. Im Flachland lassen sich Flussrouten zwar wegen der bekannten Flussnamen gut vermarkten, sind aber oft weniger abwechslungsreich als flussunabhängige Routen.

Gerade im Flachland können Radreisende mit tagelangem Gegenwind zu kämpfen haben. Der ist eventuell zermürbender als ein Gebirgspass, der erst Kraft kostet, dann aber jenseits der Passhöhe mit einer langen Abfahrt belohnt. Bei Gebirgspässen sollten sich Radler für Auffahrt möglichst eine ruhige Route suchen, um bei der Anstrengung nicht reichlich Autoabgase einzuatmen. Für die Abfahrt sollten die Reisenden dagegen Schotter und Steilstrecken vermeiden, damit sie ihre Räder entspannt rollen lassen können. Am Wetter erwägen erfahrene Reiseradler neben den möglichen Windrichtungen noch Anderes, z.B. Kälteeinbrüche im Gebirge, Hitze in Tälern und an Südhängen. Besonders windexponiert sind Wege auf Deichen. Guten Wind- und Sonnenschutz bieten Wälder. Nach starken Regenfällen können Uferwege überflutet sein und Fähren ihren Betrieb wegen Hochwassers einstellen.

Die Kfz- und damit Abgasbelastung mancher Straßen und die Belebtheit von Promenadenwegen ist an Sonn- und Feiertagen ganz anders als unter der Woche.

Technische Ausrüstung

Seit den 1980iger-Jahren wurde einiges an Spezialausrüstung für Radreisen entwickelt. Vieles davon ist allerdings allgemeine Freizeit- und Outdoor-Ausrüstung, deren Markt in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen hat. Speziell für den Fahrradtourismus wurden strapazierfähige wetterfeste Packtaschen entwickelt, die inzwischen von vielen Radlern auch zum Einkaufen und den Weg zur Arbeit verwendet werden.

Einige besonders leistungsfähige und haltbare Teile sind allerdings wieder vom Markt verschwunden, da die Zahl kleiner Radreisen stärker zugenommen hat als die Extremtouren. Zwar hat der Anteil luxuriös ausgestatteter Fahrräder am Angebot deutlich zugenommen, aber ergonomische Qualität und Haltbarkeit orientieren sich eher an Fahrleistungen unter 1000 km pro Jahr. So müssen meistens immer noch Teile getauscht und andere Veränderungen vorgenommen werden, um aus einem handelsüblichen Fahrrad ein auf den jeweiligen Radtouristen zugeschnittenes Reiserad zu machen.

Überladen: 60 kg Gepäck

Gepäck und Gewicht

Neben Bekleidung und Lebensmitteln werden oft Schlafsack, Zelt, Isomatte, Kartenmaterial und Kameraausrüstung mitgeführt. Die Verwendung wasserdichter Packtaschen ist zweckmäßig, erhöht das Gewicht aber ebenfalls. Zum vollständigen Reisegepäck gehören auch Werkzeug und Ersatzteile, sowie ein Erste-Hilfe-Set für Unfälle. Der Proviant deckt je nach Reisegegend und individueller Vorliebe nur den Bedarf an Getränken und Nahrung für ein bis zwei Stunden oder den für mehrere Tage.

Das Gesamtgewicht eines beladenen Reiserades beträgt abhängig von der Ausrüstung und Reisedauer zwischen 40 und 70 Kilogramm, in Einzelfällen auch mehr. Das Fahrverhalten ist direkt vom Gesamtgewicht von Fahrrad und Gepäck abhängig. Bis zu 40 kg kann ein normal gebauter Fahrer ohne weiteres beherrschen, wenn das Gepäck sinnvoll verteilt ist. Bis 60 kg ist einige Übung erforderlich, vor allem bei sehr langsamer oder sehr schneller Fahrt. 80 kg sind bei einem ‚echten‘ Reiserad gerade noch beherrschbar. Das Fahrrad kann anfangen zu flattern. Bei zu leichter Bauweise und schlechtem Material kann es zu vermehrten Speichenbrüchen oder gar zum Gabelbruch kommen. Manche Radreisenden ziehen für viel Gepäck einen Fahrradanhänger vor.

Organisierte Radreisen

Eine Radreise bedeutet, aus eigener Muskelkraft ein Ziel zu erreichen. Da erscheint es auf den ersten Blick als Widerspruch in sich, wenn Reiseveranstalter Radreisen verkaufen. Da aber nicht wenige Radtouristen weder Lust auf Abenteuer haben, noch die Mühe einer akribischen Organisation auf sich nehmen möchten, gibt es durchaus einen Markt dafür.

Sofern es sich um geführte Touren handelt, bieten sie den jeweiligen Interssenten noch weitere Vorteile.

  • Sie vermitteln ein Gruppenerlebnis.
  • Sie erschließen Urlaubsregionen mit wenig ausgebildeter Infrastruktur, in die sich viele Leute als Einzelreisende nicht trauen, zum Beispiel die rumänischen Karpaten.
  • Sie ermöglichen sportliche Großveranstaltungen im Sinn eines Radfernrennens als Volkslauf, zum Beispiel MünchenCesenatico.

Fahrrad als Gepäckstück

Viele Radtouristen möchten in Regionen radeln, die ihnen für eine Anreise auf dem Fahrrad zu weit entfernt sind. Damit wird das Fahrrad für einen Teil der Reise zum Reisegepäck.

Bahn

Umweltfreundlicher als PKW und Flugzeug, regelmäßig verkehrend, trotz Netzausdünnung einigermaßen Flächendeckend, ist die Bahn eigentlich zur motorisierten Anreise für eine Radtour prädestiniert. Schwierigkeiten bereiten zurzeit (nicht zuletzt in Deutschland) Beschränkungen der Fahrradmitnahme in schnellen Fernzügen. In ICE ist die Fahrradmitnahme zzt. ausgeschlossen. Die Reservierungspflicht für IC wird von manchen Bediensteten am Schalter enger gesehen als sie tatsächlich ist. Unnötige Hindernisse gibt es immer noch im Grenzüberschreitenden Verkehr. Probleme mit den Bahnsteigtreppen werden europaweit zunehmend durch Kundenaufzüge gelöst. Freilich weiß der Reisende zumeist nicht, welche Bedingungen er an Umsteigebahnhöfne und am Zielbahnhof vorfindet.

Bus

Wegen der Schwierigkeiten der Fahrradmitnahme besonders im internationalen Bahnverkehr haben sich mehrere Busunternehmen auf den Fahrradtransport spezialisiert. Busse mit Fahrradabhänger verkehren von einigen niederländischen und deutschen Städten in beliebte Urlaubsregionen, allerdings zumeist nur einmal pro Woche und nur in der Hauptsaison.

PKW

Viele Urlauber transportieren ihr Fahrrad auf dem Autodach des eigenen Wagens. Damit haben sie keine Probleme mit der Handhabung, doch können sie nur solche Touren unternehmen, bei denen sie zum Standort ihres Autos zurückkommen. Zudem kann es bei Unfällen zu Haftungsproblemen kommen, wenn sich beispielsweise die Radhalterung auf der Autobahn löst. Wenig beachtet sind die Schäden, die sich bei den typischerweise verwendeten Fahrrädern und bei Regenwetter bei den Lagern des Fahrrades ergeben. Bei den auf den Autobahnen üblichen Geschwindigkeiten dringt innerhalb kürzester Zeit Wasser ein, somit ist mit dauerhaften Schäden zu rechnen. Hängen die Fahrräder am Heck des Wagens, ist der Windwiderstand geringer, die Wasserbelastung dagegen noch höher.

Flugzeug

Im internationalen Verkehr ist die Fahrradmitnahme im Flugzeug nicht selten unbürokratischer als mit der Bahn. Ökologisch ist dieser Weg freilich fragwürdig.

Zahlen

Der ADFC spricht von einem Umsatz von 5 Mrd. EUR im Jahr allein in Deutschland. Etwa 40 % der Urlauber nennen Fahrradfahren als beliebteste Beschäftigung im Urlaub; über zwei Millionen Deutsche haben im Jahr 2002 Urlaub mit dem Rad gemacht. Das Bundesministerium für Verkehr weist auf einen Umsatz allein im Fahrradhandel von 4 Mrd. EUR hin; in 6800 Betrieben werden 50.000 Mitarbeiter beschäftigt.

In einer im Jahr 2005 vorgelegten Studie hat der Allgemeine Deutsche Fahrradclub die deutschen Fahrradurlauber analysiert:

  • 2004 verbrachten 2,45 Millionen Deutsche ihren mehrtägigen Urlaub „mehrheitlich im Fahrradsattel“. Das sind 8,9 Prozent mehr als im Vorjahr.
  • Kurzurlaub per Fahrrad machten im Jahr 2004 1,4 Millionen Deutsche, das waren 5,9 % aller Kurzurlaube. Für 61 Prozent dieser 1,4 Millionen war das die wichtigste Kurzreise im Jahr 2004.
  • Mehr als drei Viertel (76 %) der Radurlaube sind Haupturlaubsreisen.
  • Obwohl das Fahrrad besonders geeignet ist, den Urlaub abseits des Massentourismus zu verbringen, machen jährlich über 60.000 Radtouristen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Fahrradurlaub auf Mallorca.

Literatur

  • Karin Bergdolt, Sebastian Walter: Nomadische Perspektive. Eine Reise mit dem Fahrrad durch die Mongolei. Revolver, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-937577-16-5
  • Roland Girtler: Vom Fahrrad aus. Kulturwissenschaftliche Gedanken und Betrachtungen. Wien 2004: LIT. ISBN 3-8258-7826-0
  • Gerhard Kaucic, Anna Lydia Huber: Das Fahrrad. Das Internet. Zeit-Erfahrung-Maschine. Zwei Intellektuelle und die philosophische Praxis der Seidenstraße als grüne Phänomenologie des Geistes. In: Die Grüne F Abyss. Internationale polylinguale Zeitschrift für Grüne Kultur/Politik. Nr. 33b/1999, S. 156ff.
  • Bruckmann Basic: Radwandern, Bruckmann Verlag München 2003, ISBN 9-783765-438547

Siehe auch