„Dux Raetiae primae et secundae“ – Versionsunterschied

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Der Dux Raetiae war ein hoher Offizier der spätrömischen Armee des Westens in der Provinz Raetien. Das Amt wurde entweder im Zuge der Staatsreformen durch Diokletian oder [Konstantin I]. im späten 3. oder frühen 4. Jahrhundert n. Chr. eingerichtet. Am kaiserlichen Hof zählte der Dux zur höchsten Rangklasse der viri spectabiles.

Definition und Funktion

Datei:Notitia Dignitatum – Dux Raetiae.jpg
Notitia Dignitatum: Die Kastelle des Dux Raetia.

Dieser Offizier (dux limitis) kommandierte die Limitanei an den Grenzen Raetiens und zwei Gardereitereinheiten der Comitatenses (equites stablesiani iuniores/seniores). Anders als sein östlicher Nachbar, der Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis, der laut Notitia Dignitatum (ND) (Occ. XXXIV) keine binnennorischen Garnisionen unter seinem Befehl hatte, kommandierte er, auch nach Aufspaltung der Provinz, die Streitkräfte beider Raetien.

Um 400 hatte sich die römische Militärverwaltung vermutlich aus dem Legionslager Regensburg schon ins Landesinnere, nach [Augusta Vindelicorum]/Augsburg, die Metropole der Raetia II, zurückgezogen wo der Dux wohl auch seinen Amtssitz aufschlug. Diese Stadt war sicher auch im 4. Jahrhundert noch der Mittelpunkt urbanen Lebens und Residenz des zivilen [Praeses] dieser Grenzprovinz. Einige militärische Funde aus der Zeit Konstantins I deuten darauf hin, dass der Dux hier tatsächlich residiert hat: 1897 fand man in einer Kiesgrube in Augsburg-Pfersee zwei spätrömische [Kammhelm]e die reich verziert und mit vergoldeten Silberblech überzogen waren. Solche Helme können in Raetien nur hohe Offiziere oder auch der Dux selbst getragen haben. Der gleiche Personenkreis kommt als Träger für einen ebenfalls bei Augsburg geborgenen goldenen Ring mit der Aufschrift „FIDEM CONSTANTIO“ (Freunde des Konstantin), in Frage. Auch ein mit Niello verziertes Dosenortband einer spätantiken Schwertscheide aus Pfärrle dürfte einen höheren Offizier gehört haben.

Geschichtlicher Hintergrund

Die Provinz unterstand militärisch bis etwa 170 n.Chr. einem Prokurator im Ritterang, dann, bedingt durch die Stationierung der legio III Italica, einem Senator, ein Statthalter mit grösserer Kommandobefugnis. Im Verlauf des 4. Jhdt. wurde die Provinz in zwei getrennte Verwaltungssprengel Raetia prima und Raetia secunda geteilt. Laut der ND unterstand die Zivilverwaltung auch zwei praeses.

Das 3. und 4. Jahrhundert

Schon seit Severus Alexander war zweitweise eine Trennung von militärischer und ziviler Gewalt zu beobachten. Dies waren notwendige Massnahmen, da der raetische Limes zunehmend durchlässig geworden war. Die letzte römische Inschrift (heute in der Kirche Hausen ob Lontal eingemauert) von nördlich der Donau (Dekumatenland) stammt aus der Zeit der Herrschaft des Gallienus um 254 n. Chr. (CIL III 5933). Zwischen 260 und 280 wurde der sog. agri decumates von der kaiserlichen Verwaltung aufgegeben, zahlreiche Kastelle mussten von ihren Besatzungen geräumt werden. Dennoch lag diese Region weiterhin im Operationsgebiet der römischen Armee. Zu einer Rückeroberung und dauerhaften Besetzung kam es jedoch nicht mehr.

Gleichzeitig versuchte man mit Baumaßnahmen den andauernden Reduzierungen der Kastellbeatzungen zu begegnen. In den Kastellen Osterburken, Pfünz wurden die Tore halbseitig zugemauert, die Kastelle Anhausen, Hillscheid und Dösterberg wurden in ihrer Fläche reduziert. In Sontheim/Brenz wurde Kastellbad, Getreidespeicher und Wasserreservoir mit einer Wehrmauer umgeben was auch auf einen stoischen Beharrungswillen schließen läßt. Nach 253 dürfte die Provinzarmee auf einen historischen Tiefststand herabgesunken sein. Der kümmerliche Rest der raetischen Limesarmee wurde um 260 auf dem Augsburger Siegesaltar als milites provinciarum, unterstützt durch populares (eine Art Volksmiliz), bezeichnet.

Einfallende Alamannen drangen bald bis zum Bodensee vor (Zerstörung Brigantiums/Bregenz um 260), den Römern gelang es jedoch um 294 die Grenze hinter Oberrhein, Bodensee und der Iller durch Errichtung neuartiger Befestigungsanlagen wieder zu stabilisieren. Zahlreiche raetische Städte, auch die, die bislang im Inneren Raetiens lagen, mussten nun befestigt werden.

Bei der Neuordnung des römischen Reichs schlug Diokletian (284—305) u.a. das mittlere Eisacktal zu Rätien. Bald nach Diokletian, wahrscheinlich unter Konstantin I. (306—337), erfolgte die Teilung Rätiens in zwei Provinzen und Einbeziehung in die Diözese Italia Annonaria. Die Raetia prima, mit der Hauptstadt Curia (Chur), umfasste die Ostschweiz und Vorarlberg, die Raetia secunda mit der alten Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum das Alpenvorland zwischen Iller und Inn, Nordtirol, den Vintschgau und das Eisacktal. Schon seit dem 3. Jahrhundert und noch mehr in der Folgezeit war Raetien durch einfallende Germanen gefährdet. Hier mussten daher die meisten Siedlungen befestigt und sogar zusätzlich kleine Kastelle gebaut werden (z.B. Zirl, Castelfeder, Seebrück und Zenoberg/Meran). Die kleinen Besatzungen dieser Kastelle dienten aber wohl nur zur Sicherung der Straßen.

Das 5. Jahrhundert und 6. Jahrhundert

Im 5. Jahrhundert ging der transalpine Teil der Raetia secunda an die benachbarten Germanenstämme verloren. Das Amt des raetischen Dux erlebte auch noch den Beginn des 6. Jahrhunderts transferierte aber nach Aufgabe des Voralpengebietes sein Hauptquartier in die Stadt Chur und wurde anschließend, wie auch ein Großteil der spätrömischen Provinzordnung, in die ostgotische Militärverwaltung übernommen.

Zu Anfang der Regierungszeit Theoderichs des Großen (489—526) war die Region der beiden Rätien zunächst nur eine mehr oder weniger sich selbst überlassene Pufferzone für Italien, in denen Einheimische die Miliz und wohl auch den Dux stellten. Theoderich stellte jedoch bald die Oberhoheit Ravennas wieder her und ernannte einen Mann mit Namen Servatius als neuen Dux für das raetische Provinzaufgebot. Dieser Offizier residierte entweder in Chur oder Theodoricopolis (?). Auch Servatius hatte wohl keine zivilen Befugnisse obwohl in den Quellen dieser Zeit kein gotischer Praeses nachzuweisen ist. Sein Kommandobereich umfasste die Raetia I und die alpinen Restgebiete der Raetia II. Die ehemalige römische Provinz bildete unter ostgotischer Herrschaft nun einen Teil des alpinen Sicherungsgürtels Italiens. Das spätantike Dukat erlosch jedoch wahrscheinlich mit Ende der Ostgotenherrschaft in dieser Region wurde aber später unter den fränkischen Herrschern wiederbelebt.

Die raetische Provinzarmee in der Spätantike

Wie die Verteilung der in Raetien zurückgebliebenen Truppenverbände organisiert war, verrät uns wiederum die ND (Occ. XXXV). Auffallend ist das Verschwinden der meisten Hilfstruppenkontingente und ihr Ersatz durch völlig neue Einheiten am Ende des 3. Jhdt. Dazu gehörten zwei Eliteeinheiten Kavallerie (equites stablesiani), drei Alen und sieben Kohorten, fast alles Neuaufstellungen. Bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. konnten sich nur jene Truppenteile halten, die auch schon im 3.Jhdt. südlich der Donau und nicht direkt an der Grenze stationiert waren.

An altem Truppenbestand waren noch vorhanden:

  • die früher komplett in Castra Regina stationierte legio III Italica,
  • die cohors nona (nova) Batavorum in Castra Batava und
  • die cohors III Brittonum in Eining.

Alle anderen Einheiten waren offensichtlich Neuaufstellungen wie man vor allem aus ihren Beinamen (Herculae, Valeria) schließt. Die ala I Raetorum Flavia wurde etwa nach dem Gentilnamen von Kaiser Constantin benannt. Auch tauchten völlig neue Bezeichnungen auf, wie z.B. die equites Stablesiani (Gardereiterei) und der numerus barbaricariorum.

Die grössten Einheiten standen in Submuntorio und Vallato (Regensburg) mit je einer Legionsvexillation und einer Reiterabteilung. Auch diese beiden Festungen lagen südlich der Donau. Am Strom selbst waren noch Passau, Eining, Günzburg und mehrere heute nicht mehr identifizierbare Kastelle bemannt. Im Osten standen gesichert noch Limitanei in Pons Aeni.

Am Bodensee lag die Flottille einer Einheit mit Namen numerus barbaricariorum. Der bevorzugte Schiffstyp in der Spätantike war die navis lusoria. Haupthafen der Flotte war das Kastell Brigantium.

Die spätrömische Legio III Italica

Seit Ende des 4./Anfang des 5.Jhdt.n.Chr. war die raetische Hauslegion nicht mehr als geschlossene Einheit greifbar. Vielmehr hatte man sie in fünf größere Vexillationen neu organisiert, die je von einem praefectus befehligt wurden.

  • Die Nordgrenze bildete den pars superior (oberer Teil), die Abteilungen waren teils in Submuntorio, teils in Vallato (Regensburg) stationiert.
  • In der Mitte der Westgrenze lag der pars media (mittlerer Teil) mit der Stadt Cambodunum und Grenzposten von Vemania bis Cassilacum.
  • Die dritte Vexillation lag zur Sicherung des Nachschubes in Füssen und Zirl,

In der ND heißt es dazu:

  • Praefectus legionis tertiae Italicae transvectioni specierum deputatae, Foetibus (Präfekt der Legio III Italica, Abteilung zur Sicherung des Nachschubes im Kastell Foetibus (Füssen/Tirol) und ein
  • Praefectus legionis tertiae Italicae transvectioni specierum deputatae, Teriolis (übers. Präfekt der Legio III Italica, Abteilung zur Sicherung des Nachschubes im Kastell Teriolis (Zirl bei Innsbruck/Tirol).

Die Soldaten aus Zirl transportierten und sicherten wahrscheinlich die über den Brenner herangeschafften Lebensmittel und Gebrauchsgüter bis zum Seefelder Sattel und übergaben sie dort der Kohorte aus Füssen. Von Füssen aus konnte der Nachschub mit Booten das Lechtal hinab weitertransportiert werden, um z.B. die Abteilungen in Submuntorio (Burghöfe) u.a. Einheiten zu versorgen. Die Straße von Füssen Richtung Nordwesten führte auch nach Cambodunum/Kempten, von wo aus weiter die Kastelle an der Iller erreicht werden konnten. Die Vexillation im Kastell Burghöfe überwachte wohl den Straßenabschnitt zur nahegelegenen Provinzhauptstadt Augsburg. Vermutlich war diese Einheit auch mit Ruderschiffen (navis iusore) ausgerüstet und kontrollierte damit u.a. die Donaumarschen westlich und östlich der Lechmündung. Die Vexillation in Kempten war wohl auch an der Verteidigung der Kastellkette an der Iller beteiligt.

Dass zwei Legionsvexillationen extra abgestellt werden mussten, nur um Versorgungsgüter aus Oberitalien unbeschadet an die Grenze bringen zu können, lässt auf die prekäre Sicherheitslage im spätantiken Raetien schließen.

Die Einheiten des raetischen Dux laut der ND

Insgesamt werden 21 Tribunen und Präfekten zusammen mit Ihren Einheiten sowie ein umfangreicher Verwaltungsstab unter dem Kommando (sub dispositione) dieses Dux angeführt:

  • Equites stablesiani seniores, Augustanis.
  • Equites stablesiani iuniores, Ponte Aoni, nunc Febians.
  • Equites stablesiani iuniores, Submuntorio.
  • Praefectus legionis tertiae Italicae partis superioris, Castra Regina, nunc Vallato.
  • Praefectus legionis tertiae Italicae partis superioris deputatae ripae primae, Submuntorio.
  • Praefectus legionis tertiae Italicae pro parte media praetendentis a Vimania Cassiliacum usque, Cambidano.
  • Praefectus militum Ursariensium, Guntiae.
  • Praefectus legionis tertiae Italicae transvectioni specierum deputatae, Foetibus.
  • Praefectus legionis tertiae Italicae transvectioni specierum deputatae, Teriolis.
  • Praefectus alae primae Flaviae Raetorum, Quintanis.
  • Tribunus cohortis novae Batavorum, Batavis.
  • Tribunus cohortis tertiae Brittorum, Abusina.
  • Praefectus alae secundae Valeriae singularis, Vallatio.
  • Tribunus cohortis sextae Valeriaae Raetorum, Venaxamodorum.
  • Tribunus cohortis primae Herculeae Raetorum, Parroduno.
  • Tribunus cohortis quintae Valeriae Frygum, Pinianis.
  • Tribunus cohortis tertiae Herculeae Pannoniorum, Caelio.
  • Tribunus gentis per Raetias deputatae, Teriolis.
  • Praefectus numeri barbaricariorum, Confluentibus siue Brecantia.
  • Praefectus alae secundae Valeriae Sequanorum, Vimania.
  • Tribunus cohortis Herculeae Pannoniorum, Arbore.

Die Liste dieses Dux scheint vollkommen unbearbeitet in die letzte Fassung der ND übernommen worden zu sein da manche der Limitaneieinheiten längst in anderen Kastellen lagen.

Hier besonders zu nennen, die 5 Vexillatonen der Legion tertiae Italicae die die selben Einheiten wie die der Tertiani Italica in der Armee des Comes Illyricum zu sein scheinen (auch in der ND eingetragen als legionis comitatenses unter dem OB des magister Peditum), und die Raeti (in der ND erwähnt als auxilia palatina ebenfalls in der Armee des Magister Peditum) Sie sind wahrscheinlich einer der o.a. Kohorten die Raetorum in ihrer Einheitsbezeichnung führten (oder vielleicht auch eine Verschmelzung mehrerer Einheiten). Der Praefectus militum Ursariensium kommandierte wahrscheinlich die selbe Einheit die in der Liste des Magister Equitum in der gallischen Armee als Ursarienses aufscheinen.

Literatur

  • Rätien im Altertum und Frühmittelalter, Band 1 (Schlernschriften 20, 1932),
  • Das ostgotische Rätien (Klio 30, 1937, S. 77—109,
  • Salzburg, Bayern, Österreich: Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum und die Quellen ihrer Zeit von Herwig Wolfram, Veröffentlicht von Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1995, ISBN 3486648330, 9783486648331,
  • Reallexikon der germanischen Altertumskunde, von Johannes Hoops, Herbert Jankuhn, veröffentlicht von Walter de Gruyter, 1973, S 83,ISBN 3110175754, 9783110175752,
  • Aufstieg und Niedergang der römischen Welt: Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung von Hildegard Temporini, Wolfgang Haase, veröffentlicht von Walter de Gruyter, 1976, S 707,ISBN 3110071975, 9783110071979.