Deutscher (Vierteiler)

Serie
Titel Deutscher
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Genre Dystopie
Erscheinungsjahr 2020
Länge 40–42 Minuten
Episoden 4
Produktions­unternehmen Bantry Bay Productions
Regie Simon Ostermann
Sophie Linnenbaum
Drehbuch Stefan Rogall
Produktion Jochen Cremer
Musik Leonard Petersen
Kamera Tom Holzhauser
Claire Jahn
Schnitt Ramin Sabeti
Martin Wunschick
Premiere auf ZDFmediathek
Hauptdarsteller
Nebendarsteller

Deutscher ist ein vierteiliger deutscher Fernsehfilm, der am 25. April 2020 in der ZDF-Mediathek veröffentlicht und am 28. und 29. April 2020 bei ZDFneo ausgestrahlt wurde. Er schildert, welche konkreten, alltäglichen Folgen es für die Menschen haben könnte, wenn eine rechtspopulistische Partei plötzlich das Land regieren würde.

Inhalt

Teil 1 Tage wie diese

Die Schneiders und die Pielckes sind seit Jahren Nachbarn in einer Einfamilienhaus-Siedlung. Die Söhne der Familien, beides Einzelkinder, gehen in dieselbe Schule und sind miteinander befreundet. Die Erwachsenen haben nicht viel miteinander zu tun, helfen sich aber gegenseitig immer mal wieder.

Als am Wahlabend der Sieg einer extrem rechten Partei und damit die Machtübergabe an sie feststeht, sind die Schneiders verstört, während Ehepaar Pielcke feiert.

Eva Schneider und ihr Kollege Burak geraten in einen Autounfall. Burak wird von den Unfallgegnern erst rassistisch beleidigt und dann krankenhausreif geschlagen. Der Burgerimbiss von Cansus Vater wird nachts in Brand gesteckt.

Teil 2 Die Wolken ziehen

Marvin wird in der Schule von Emrah mit einem Messer bedroht, weil dieser ihn verdächtigt, etwas mit dem Brandanschlag auf den türkischen Burgerimbiss von Cansus Vater zu tun zu haben. Frank hätte gern ein eigenes Ladenlokal in der Innenstadt, was der rechtskonservativ gesinnte Günter Kellenburg begrüßt, und auch bei der Immobiliensuche ist er gern behilflich. Doch Ulrike hat Zweifel an der finanziellen Realisierbarkeit. Zugleich erhofft Frank sich von Olaf, Kellenburgs kräftig gebautem Sohn, und dessen Freunden Schutz für Marvin gegen Emrah.

Die Apothekerin Frau Becker trennt sich von Burak. Eva will intervenieren, da sie Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung hegt. Becker lässt sie abblitzen. Derweil berät die Lehrerkonferenz über einen getrennten Unterricht von „muslimischen“ und „deutschen“ Schülern. Eine Diskussion entbrennt zwischen den Lehrern. Marvin wird in der Schule verdächtigt, Kontakt zu der Person zu haben, die den Oktay-Imbiss angezündet haben soll, doch dieser schweigt. Dies treibt einen Keil zwischen David und Cansu.

Als Burak Becker nach der Entlassung wegen Diskriminierung verklagen will, bittet diese Eva, nochmals in ihrem Sinne das Gespräch mit Burak zu suchen. Eva macht ihr Vorwürfe und kündigt sofort.

Als schließlich Marvin lange nach Schulschluss nicht heimkommt, und niemand weiß, wo er sich befindet, kocht die Stimmung bei Schneiders und Pielckes hoch, da Schneiders ebenfalls überzeugt sind, Marvin könne mit den Brandanschlagstätern in Verbindung stehen. Da taucht Marvin blutig geschlagen zu Hause auf. Cansus Bruder wird von der Polizei festgenommen.

Teil 3 Was morgen ist

Frank und Ulrike feiern Franks Geburtstag. Auch Schneiders erscheinen auf dem Gartenfest. Eva, inzwischen im 7. Monat schwanger, glaubt, in einem Angestellten Kellenburgs einen der Männer wiederzuerkennen, die sie und Burak zusammengeschlagen haben.

Olaf, Lehrling in der Firma Pielcke, erscheint mit falschem ärztlichem Attest, nachdem Frank sein herablassendes Verhalten gegenüber einer türkischen Kundin scharf kritisiert hat. Statt zur Arbeit zu gehen, macht er Kraftsport zusammen mit Marvin, der ihn deckt.

Die Medien berichten häufiger über die Maßnahmen der neuen Regierung. An der Schule eskalieren tätliche Aggressionen zunehmend. Während die Mehrheit der Lehrer nun einem getrennten Unterricht zwischen muslimischen und nichtmuslimischen Schülern zustimmt, um ein achtsames Miteinander zu fördern, ist Christoph weiterhin ein Gegner davon. Die Schülerschaft hat im Großen kein Interesse, dagegen zu protestieren. Burak berichtet von häufiger werdenden ausländerfeindlichen Diskriminierungen im Alltag.

Eva besucht Ulrike und spricht sie auf Kellenburg und dessen Mitarbeiter an, den sie auf der Gartenparty wiedererkannt zu haben glaubt, einen „Nazi“, wie sie ihn nennt. Ulrike reagiert gereizt und bittet Eva, wieder zu gehen. Nachdem Eva Burak über ihren Verdacht informiert hat, taucht dieser bei Kellenburg auf und sucht die Konfrontation. Später steht Burak auf einmal blutend bei Schneiders vor der Haustür. Pielckes beobachten den Vorfall und beschließen, die Polizei zu informieren. Burak wird verhaftet.

Teil 4 Das alles und noch viel mehr

Cansu ist verschwunden, David macht sich Sorgen, da er noch mit ihr verabredet war. Christoph muss im Direktorat vorstellig werden, nachdem er seine politischen Präferenzen offen gegenüber Schülern geäußert habe. Christoph hält die neue Regierung für „undemokratisch“. Die Direktorin bittet ihn um Diskretion. In der Folge wird Christoph die Politik-AG entzogen. Kollege Poethen, der den Ideen der neuen Regierung sehr nahesteht und höchstwahrscheinlich der Beschwerdeführer gegen ihn ist, wird neuer Leiter der AG.

Kellenburg liegt nach dem Handgemenge mit Burak schwerverletzt im Krankenhaus. Frank steht voll hinter Kellenburg, während Ulrike dessen aggressive Grundeinstellung kritisiert. Frank bezeichnet Burak als „Kanaken“. Pielckes geraten in Streit, Frank klinge schon wie Olaf.

Frank holt Kellenburg, dem er seinen beruflichen Erfolg zu verdanken hat, aus dem Krankenhaus ab. Nebenbei bekommt Kellenburg mit, wie sein Sohn Olaf sich krank stellt, um nicht weiterarbeiten zu müssen. Daheim schlägt und beschimpft er Olaf aus Sorge, dass nichts aus ihm werde.

Schneiders erhalten von Ulrike Namen und Foto des mutmaßlichen Gewalttäters von der Gartenparty. Doch Eva bekommt Skrupel und hält das weitere Engagement in der Sache für sinnlos, wogegen Christoph hier nun eine Möglichkeit sieht, Zivilcourage zu zeigen. Pielckes mischen sich in die Diskussion mit ein. Ulrike jedenfalls ist bereit, die beiden zur Polizei zu begleiten.

Währenddessen fährt Marvin mit Frank und David zu Kellenburgs Waldhütte, um nach Cansu zu suchen, wo sie auf Olaf treffen. Marvin gesteht, dass er von Olaf und dessen Freunden, und nicht von Cansus Bruder, verprügelt und unter Druck gesetzt worden sei. Er bezichtigt nun Olaf der Brandstiftung. David befreit Cansu aus ihrem Gefängnis. Olaf flieht. Bei der Verfolgung wird Marvin von einem PKW angefahren. Gegen Abend erwacht Marvin aus seiner Bewusstlosigkeit, wo sich beide Familien um das Krankenbett versammeln.

Besetzung

Hauptdarsteller
Darsteller Rolle
Meike Droste Eva Schneider
Felix Knopp Christoph Schneider
Paul Sundheim David Schneider
Milena Dreißig Ulrike Pielcke
Thorsten Merten Frank Pielcke
Johannes Geller Marvin Pielcke
Michael Lott Günter Kellenburg
Atheer Adel Burak Uysal
Lara Aylin Winkler Cansu Oktay
Nebendarsteller
Darsteller Rolle
Junis Marlon Olaf Kellenburg
Rojan Juan Barani Emrah
Tabea Bettin Paula Johannsen
Christian Hockenbrink Heiko Poethen
Julia Schmitt Frau Breuer
Erdal Gürcü Bilal Oktay
Bill Becker Justin
Tabea Willemsen Annette
Samirah Breuer Gina

Rezeption

Der dystopische Vierteiler, in dem die Folgen der Machtübernahme einer rechtspopulistischen Partei[1] in Deutschland gezeichnet werden, löste Kontroversen aus. Die Rezensionen fielen gemischt aus:

Der Fernsehkritiker Rainer Tittelbach schreibt, Deutscher erzähle nicht nur von kontroversen politischen Haltungen und Überzeugungen, sondern auch von Vorurteilen, die es auf beiden Seiten gebe, und von den Möglichkeiten, vielleicht doch eine gemeinsame Basis zu finden. Denn die Protagonisten seien weder gleichzusetzen mit den radikalen Rechten der Politik, noch seien sie sozial abgehängt. Sie versprächen sich schlicht Vorteile von der neuen Regierung und seien bereit, „für den sozialen Aufstieg auf ein bisschen Menschlichkeit und Moral zu verzichten“. Es werde gezeigt, wie sich auf beiden Seiten Sprache und damit das Denken schleichend veränderten. „Klasse Schauspieler“ vermittelten „das ’Was-wäre-wenn’-Szenario angenehm unaufgeregt“.[2]

In der Kritik der Frankfurter Rundschau wird Deutscher als „krampfhaft gewollte Serie über Rechtsruck in Deutschland“ bezeichnet. Sie habe „keinerlei Sinn für Zwischentöne“ und könne die Komplexität überhaupt nicht abbilden, „mit der sich die Gesellschaft beim Wiedererstarken der Rechten in den letzten Jahren auseinandersetzen muss“.[3]

Carsten Heidböhmer vom Stern nannte Deutscher „Fernsehen mit dem Holzhammer“. Die Erzählweise sei „holzschnittartig“, der Ansatz wirke im Jahr 2020 verstaubt. Dennoch seien die Szenen großartig, die zeigen, „wie das schleichende Gift des Hasses und des Rassismus langsam in die Gesellschaft einsickert und alle persönlichen Beziehungen vergiftet“.[4]

Verweise

Einzelnachweise

  1. Deutscher, Seite zum Vierteiler, Netzauftritt des ZDF. Abgerufen am 23. Februar 2021.
  2. Rainer Tittelbach: Serie „Deutscher“, abgerufen am 24. Februar 2021.
  3. David Segler: ZDF-Neo-Vierteiler „Deutscher“: Krampfhaft gewollte Serie über Rechtsruck in Deutschland, Frankfurter Rundschau, 28. April 2020, abgerufen am 24. Februar 2021.
  4. Carsten Heidböhmer: ZDF-Vierteiler „Deutscher“ Fernsehen mit dem Holzhammer: Wenn Rechtspopulisten die Macht übernehmen, Der Stern, 19. Juni 2020, abgerufen am 24. Februar 2021.